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Königsallee

Königsallee

Titel: Königsallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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nehmen als Vergleichsprobe.«
    Wegmann bemerkte: »Es sind schon zu viele hier herumgelaufen. Die beiden Kollegen der PI Ost, die zuerst hier waren, Ritter von der Kriminalwache, der Notarzt, Anna natürlich und ich auch.«
    Dann eben Vergleichsproben von allen Genannten, dachte Reuter und blickte auf die Uhr. Kurz nach halb elf. Er fühlte sich fit für eine lange Nacht. Ihm war, als sei er es Henrike schuldig. Außerdem zog ihn nichts mehr nach Hause.
    »Ist Ihnen sonst etwas aufgefallen?«, fragte Becker.
    »Bevor ich die Stelle erreichte, drehte ein Auto auf dem Parkplatz um und fuhr weg. Aber das muss nichts heißen. Am Samstag sind die Leute noch bis Einbruch der Dunkelheit unterwegs.«
    »Was für ein Auto?«, hakte Reuter nach.
    »Eine Art Lieferwagen mit Fenstern und Aufbau.«
    »Ein Reisemobil?«
    »Ja, genau.«
    »Farbe?«
    »Weiß, vielleicht auch silbern. Vorn drauf war ein Mercedesstern, glaube ich.«
    »Kennzeichen?«
    »Tut mir leid. Aber …«
    »Reden Sie.«
    »Das rechte Rücklicht war kaputt.«
    Reuter schrieb mit.
    »Das ist doch schon mal was«, bemerkte Wegmann.
    Der MK-Leiter sagte: »Wenn Sie wollen, bringt Sie ein Streifenwagen nach Hause. Wir werden uns dann morgen bei Ihnen melden, Herr Brede. Sie müssen das Protokoll unterzeichnen und vielleicht fällt Ihnen bis dahin noch etwas ein.«
    Draußen standen zwei Kollegen der PI Ost an ihrem grün-silbernen Passat. Wegmann schnorrte von ihnen eine weitere Zigarette. Mit zitternden Fingern beugte er sich über das dargebotene Feuerzeug.
    »Du rauchst ja wieder«, sagte Reuter.
    »Na und?«, brummte Wegmann. »Scheiß drauf!«
39.
    Egal, Jewgeni, wir kaufen die Stadt – er hatte Wladimirs Worte noch im Ohr und der Spruch gefiel ihm allmählich.
    Jewgeni steckte dem Barmann einen Schein zu, damit der Kerl die Damen nicht warten ließ. Eigentlich sollte das in einem Schuppen, der den Turins gehörte, nicht nötig sein. Jewgeni nahm sich vor, das Personal demnächst auf Trab zu bringen.
    Die Frauen hatten ihren Spaß. Jewgeni sah zu und trank alkoholfrei. Er musste auf die Ladys aufpassen. Außerdem hatte er noch etwas vor.
    Es war halb drei in der Nacht und im Pleasure Dome tobte das Leben, als gäbe es kein Morgen. Gestyltes Jungvolk hüpfte auf der Tanzfläche und drängte sich an den verschiedenen Theken. Madonna sang: D O YOU BELIEVE IN LOVE AT FIRST SIGHT ?
    Jewgeni drückte den Gummiball und hielt den Rhythmus. Der Schmerz fuhr wie eine heiße Nadel durch die Knochen. Den Verband hatte er sich am Abend heruntergerissen, auch wenn Nastja meinte, es bestünde der Verdacht eines neuerlichen Bruchs.
    Er sah mit dem Wickel lächerlich aus. Wer kuschte schon vor einem Schläger mit kranker Hand? Respekt war die halbe Miete.
    Wladimirs Frau ließ ihre Titten wippen und sang lauthals mit: D O YOU BELIEVE I CAN MAKE YOU FEEL BETTER ?
    Die Stadt war gar nicht so übel, fand Jewgeni. Das Oberhaupt war ein kleinwüchsiger Kahlkopf, eitel, aber ganz pfiffig. Wladimir hatte rasch herausbekommen, wie man den Kerl packen konnte. Wir werden als Sport-Mäzene auftreten.
    Der örtliche Fußballclub spielte nach internationalen Maßstäben zwar grottenschlecht, aber das würde Wladimir ändern. Dieser Oberbürgermeister kannte alle Tricks, die es den Turins erlauben würden, Fortuna Düsseldorf zu kontrollieren, ohne den Verein zu kaufen. Wladimir hatte bereits eine Loge in der Arena erworben.
    Wir werden die seriösen Investoren geben und irgendwelche Hochhäuser bauen.
    Dagobert Kroll hatten sie im Sack, seit sie seinem Cousin eine Partnerschaft angeboten hatten. Wladimir dachte voraus: Teile und herrsche, wobei die Phase des Teilens nicht lange dauern würde.
    Die Turins schoben Karpow vor – der einzige Punkt, der Jewgeni missfiel. Ausgerechnet Karpow. Der Bauerntrampel spielte seine Rolle als angeblicher Ölmilliardär völlig talentfrei. Aber leider war Karpow der einzige Magnum-Manager, den Interpol nicht auf der Fahndungsliste führte. Alle anderen mussten mit falschen Papieren reisen. Zum Glück gab es noch Helfer vor Ort.
    Bald werden wir aus dem Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken sein.
    Wladimir hat recht, dachte Jewgeni. Es ist wie zu Hause, Transnistrien ist überall.
    Den heutigen Deal hatten sie mit den Vertretern der Stadt in einem russischen Lokal gefeiert, das der weißhaarige Unternehmensberater ebenfalls für die Turin-Familie erworben hatte. Roter Krimsekt, Blinis mit Sauerrahm und Kaviar – der Stör schmeckte besser als in

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