Königsallee
Alexandrus Kumatschok an der Straße des 25. Oktober.
Für jeden hatte eine Flasche Wodka auf dem Tisch gestanden. Das Stadtoberhaupt hatte sich mit grünem Tee begnügt und war bald aufgebrochen. Später hatten sich Wladimir und seine Männer ins Hotel zurückgezogen, während den Ladys der Sinn nach Tanzen stand.
Jewgeni fing Nastjas Blick auf – Wladimirs jüngere Schwester war mit Abstand der heißeste Feger weit und breit. Jewgeni erwiderte ihr Lächeln, aber natürlich war sie tabu. Auch wenn Nastja noch so sehr mit dem Hintern wackelte: B ABY WE CAN DO IT, WE CAN DO IT ALL RIGHT .
Niemals werde ich etwas mit einer aus dem Clan anfangen, nahm sich Jewgeni vor. Schon gar nicht auf die Art, die ihm am meisten Spaß machte.
Sein Blick traf die rothaarige Deutsche, die neben den Turin-Ladys an der Bar stand. Sie war von ihrem Chef dazu verdonnert worden, die Ladys durch das Nachtleben der Stadt zu führen. Den ganzen Abend hatte sie nur Wasser getrunken. Gut so, dachte Jewgeni.
Er fingerte an der kleinen Flasche mit den Zaubertropfen, die in seiner Jackentasche steckte. Der Preis, den er dafür berappt hatte, war für seine Begriffe horrend. Irgendwer verdiente sich daran dumm und dusselig – noch ein Geschäft, das der Turin-Clan übernehmen musste.
Ein neues Stück, Robbie Williams. Nastja sang mit: I T’S TIME TO MOVE YOUR BODY .
Der englische Sängerknabe hatte den Turins die Präsidentensuite weggeschnappt – eine Sauerei. Aber morgen würden sie die Häuser besichtigen, die Denis organisiert hatte. Denis Grusew, der seit fast drei Jahren das Terrain in Düsseldorf für Wladimir sondierte. Der Junge war fleißig, doch ein paar kleinere Pannen hatte er sich geleistet. Einen Kokaintransport hatten die Bullen abgefangen. Ein Bild, das seine Leute aus einem Museum geholt hatten, war ihm geklaut worden.
Es gehörte zu Jewgenis Job, solche Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Es war leicht gewesen, diesen Anwalt zu finden. Sein Name hatte in der Zeitung gestanden. Dem Kerl tat jetzt weit mehr weh als nur die rechte Hand. Jewgeni steckte den roten Ball weg und schluckte eine Schmerztablette.
»Tanzt du mit mir?«, fragte Nastja. Sie wippte und drückte die Brust nach vorn, als wollte sie mit ihrer üppigen Schwägerin konkurrieren.
Ich könnte sie haben, dachte er und schüttelte den Kopf.
Wladimirs Schwester wandte sich ab und zerrte die anderen Frauen auf die Tanzfläche. Sie rissen die Arme hoch und kreischten voller Lebenslust. Die Ladys winkten, bis auch die rothaarige Mieze des Oberbürgermeisters folgte.
Das Wasserglas – es stand jetzt unbewacht auf dem Stehtisch.
Jewgeni schraubte das Fläschchen auf. Zehn Tropfen aus der hohlen Hand. Keiner guckte. Noch ein Extratropfen.
Er ließ den Trank rasch wieder in seiner Jacke verschwinden. Dagobert Kroll würde sicher nichts dagegen haben. Und wenn – er war gekauft.
Als die Frauen zurückkamen, griff die Deutsche sofort zu ihrem Glas. Trink es aus, feuerte Jewgeni sie in Gedanken an. Am besten in einem Zug.
Die Ladys waren erhitzt. Wladimirs Frau schimpfte über ihren neuen Rock. Er war am Hintern geplatzt und zeigte rosa Wäsche. Nastjas Top war verrutscht – ihre Titten konnten sich sehen lassen. Im Vorbeigehen glitt ihre Hand über seinen Hintern. Er reagierte nicht. Tabu.
Endlich: Die Deutsche setzte zum Trinken an. Im gleichen Moment drängte ein Trupp junger Leute zum Tresen. Jemand schubste die Mieze des Oberbürgermeisters. Es gelang ihr, das Glas in der Hand zu behalten. Kaum etwas verschüttet. Glück gehabt.
Sie trank den Rest. Jewgeni schloss seine Augen und genoss die Vorfreude. In zehn Minuten würde sie ihm gehören. Und morgen würde sich die Rothaarige an nichts erinnern.
Die Tropfen erleichterten den Spaß enorm. Wie schmutzig und riskant es früher doch gewesen war – Jewgeni dachte an die Tante in Wünsdorf, die es sogar geschafft hatte, aus seinem Keller zu entkommen. Und das nach einer Woche harter Behandlung.
Ihm war klar, dass er mit Simone nicht das ganze Programm durchziehen konnte. Sie musste überleben und die Verletzungen durften keine bleibenden Schäden hinterlassen – zumindest nicht an Stellen, die man sah.
Er mobilisierte seine Deutschkenntnisse und sprach sie an: »Tolle Musik, was?«
Die Frau wirkte irritiert. Als würden ihr seine Muskeln nicht gefallen. Seine gepflegte Erscheinung. Die Goldkronen, die ihm der beste Zahnarzt Zyperns gemacht hatte.
»Ja«, antwortete sie. »Toll.«
Jewgeni hielt
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