Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
Vom Netzwerk:
kann – du musst dich gut mit ihm stellen, drängte die Stimme in ihrem Innern. Paul, dachte sie noch, ich tu es doch für dich … für uns!
    Unerwartet ließ er sie los und rief laut nach der Bedienung. »Zahlen!«
    »Sprich endlich mit ihr!«, zischte Johanna wutentbrannt, die ohne zu klopfen in das Zimmer ihres Mannes gestürmt war. »Es ist deine Pflicht. Wir kommen in Teufels Küche. Ich will endlich wissen, was sie angestellt hat und warum sie sich auf einmal bei uns einnistet!«
    »Beruhige dich doch!« Ludwig sah sie über die Brillengläser sorgenvoll an. »Soll ich meine Großnichte etwa hinauswerfen!«
    »Großnichte oder nicht!«, schnaubte seine Frau wütend. »Eine Hure ist sie. Da kommt dieser Mann und holt sie ab – ich dachte, sie ist verlobt? Das lass ich mir nicht länger bieten. Das hier ist ein ehrbares Haus. Wir müssen wissen, warum sie hier ist. Sonst soll sie sich wieder nach Hause scheren. Ruf Louise an und frag sie!«
    »Hab ich doch schon!«, seufzte Ludwig ergeben und setzte die Brille ab. »Mehrmals. Aber die Leitung ist entweder unterbrochen oder es geht niemand ran. Ich kann meine Schwester nicht erreichen.«
    »Dann schreib ihr!«, böse funkelte Johanna ihn an. »Was bist du nur für ein Schlappschwanz!«
    »Jetzt reicht es aber!« Er erhob sich von seinem Sitz. »Ich habe es längst getan, aber die Post kam zurück. Du vergisst wohl, dass unser Land im Krieg ist, auch wenn wir hier unten noch nicht allzu viel davon gespürt haben.«
    »Heute Abend muss es eine Aussprache geben – oder ich schmeiße dieses frühreife Weibstück eigenhändig hinaus!« Die Tür schlug erneut mit einem Knall hinter ihr ins Schloss. Ludwig zuckte zusammen und starrte ratlos aus dem Fenster.
    Magdalena stieg in den Wagen, und Richter, ein wenig nachdenklich, fuhr diesmal langsamer an als gewöhnlich.
    »Ich habe übrigens herausbekommen, aus welchem Grund du dich hier versteckst!«, begann er ohne Einleitung und ohne sie anzusehen. »Meine Verbindungen zur Presse haben mir dabei geholfen.« Es entstand eine Pause, in der Magdalena wie erstarrt neben ihm saß. Dann sagte sie tonlos: »Und nun – was wollen Sie jetzt tun?«
    Er stoppte den Wagen abrupt, beugte sich zu ihr und zog ihren Kopf an den langen, lockigen Haaren zu sich heran. »Nichts natürlich! Solange du ein sanftes Lämmchen bist und dich meinen Wünschen fügst, wird kein falsches Wort über meine Lippen kommen!« Er sah ihr lächelnd in die Augen, bevor er den Arm um sie legte und sie mit einer Leidenschaft küsste, die sie überraschte. Eine ganze Weile ließ er sie nicht los, als erwarte er, dass sie seine Küsse mit der gleichen Intensität erwiderte. Doch sie ließ alles über sich ergehen, hielt still wie eine reglose Puppe, bis er sie unvermittelt wütend von sich stieß. »Wenn du allerdings in Zukunft immer so leblos in meinen Armen liegst, werde ich mir das Ganze doch noch überlegen!« Er packte das Steuer mit beiden Händen und gab so heftig Gas, dass der Motor brüllend aufheulte und der Wagen vorwärtsschleuderte. Magdalena begannlautlos zu weinen; sie konnte den Tränen, die über ihre Wangen strömten, nicht mehr Einhalt gebieten.
    Richter starrte durch die Windschutzscheibe. Was war bloß auf einmal in ihn gefahren? Für ihn war dieses Mädchen doch nur eine vorübergehende Affäre – nicht einmal der Typ, der ihn sonst schwach machte! Aber trotzdem und ganz gegen seine Vorsätze, sich nie von Gefühlen leiten zu lassen, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er musste sie haben – aber es irritierte ihn ungemein, dass seine Verführungskünste ins Leere gingen, er nicht das geringste Entgegenkommen spürte und sie ihn so distanziert und kühl ansah. Früher hätte er sich in einem solchen Fall sofort zurückgezogen, doch diesmal war er unruhig und hielt es nach einer schlaflosen Nacht keine vierundzwanzig Stunden aus, sie wiederzusehen. Bei seiner Erfahrung und seinem Äußeren war es bisher nie ein Problem gewesen, eine Frau zu betören – aber hier war das ganze Repertoire seines Charmes wirkungslos. Trotzdem reizte ihn ihr Widerstand – wenn alles nichts half, musste er ihn eben mit Gewalt brechen.
    Er stoppte den Wagen in einer unscheinbaren Straße vor einer Reihe von grauen Mietshäusern und riss sie wieder in seine Arme. »Komm mit mir!«, hörte sie seine Stimme heiser, wie von weit her, belegt vor unterdrückter Leidenschaft an ihrem Ohr. »Ich habe ein eigenes Zimmer. Es ist nicht weit von

Weitere Kostenlose Bücher