Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
so tief in die Augen, dass ihr ganz schwindlig wurde und legte seine Hand wie zufällig auf ihr Knie. »Ichbin niemand, der ganz ohne Gegenleistung nett zu einer Frau ist, das sollten Sie von vornherein wissen!« Magdalena wollte seine Hand fortschieben, doch sie war von seiner offenen Antwort wie gelähmt. Langsam streichelte er mit der anderen über ihre blonden Locken und öffnete die Spange, mit der sie im Nacken gehalten waren.
»So sind sie noch viel hübscher«, murmelte er und ringelte mit sanftem Kitzeln dicht an ihrem Hals entlang eine glänzende Strähne um seine Finger. Magdalena durchfuhr unwillkürlich ein Schauer bei seinen Berührungen, aber gerade, als sie ihn entschlossen von sich schieben wollte, ließ er sie von selbst los. Die Bedienung stellte die Limonade, ein wässrig schäumendes, gelbliches Gebräu auf den Tisch.
Er fasste sie wieder um die Taille und zog sie leicht an sich. Diesmal wehrte sie sich nicht, denn wenn sie jetzt nicht stillhielt und seine zweifelhaften Zärtlichkeiten duldete, würde er sich bestimmt weigern, die Briefe zu befördern, und das bedeutete, dass es vorläufig keine Möglichkeit gab, sich mit Paul in Verbindung zu setzen.
»Wären Sie denn so nett … ich meine, könnten Sie für mich in Berlin vielleicht auch ein Postfach eröffnen?«, fragte sie ihn mit einem möglichst unschuldigen Lächeln. »Ich ließe dann vielleicht mit mir reden!«
Richter streifte sie mit einem rätselhaften Blick. »Von zu langem Reden halte ich nichts.« Er zog sie enger an sich. Sein Gesicht war vor ihr, ihr beider Atem mischte sich für ein paar kurze Sekunden, und sie sahen sich aus nächster Nähe an, wie zwei Gegner, von denen jeder sein Ziel erreichen wollte. Der gefürchtete Kuss blieb zu Magdalenas Überraschung allerdings aus; er ließ sie plötzlich los und rückte sogar ein wenig von ihr ab.
»Ist das … so etwa wie ein Handel, den Sie mir da gerade vorgeschlagen haben? Oder irre ich mich?«, fragte er fast nachdenklich.
Als sie nicht antwortete, fuhr er fort. »Sagen Sie mir die Wahrheit. Irgendetwas stimmt doch bei Ihnen nicht. Warum sind Sie hier? Wovor sind Sie auf der Flucht?«
»Das … möchte ich nicht sagen!« Magdalena biss sich auf die Lippen. »Es muss Ihnen genügen, dass ich von der Polizei gesucht werde. Wenn man mich findet, lande ich vielleicht im Gefängnis … « Sie konnte nicht mehr weitersprechen, weil Tränen in ihre Augen stiegen.
Richter nickte. »Verstehe! Sie haben irgendetwas angestellt, Dummheiten gemacht. Das habe ich mir schon gedacht. Aber irgendwann werden Sie mir davon erzählen.«
Magdalena nickte stumm. Eine Zeit lang herrschte Schweigen.
Er zündete sich eine neue Zigarette an und blies den Rauch an die Decke. »In ein paar Wochen bin auch ich wieder an der Front. Glauben Sie nur nicht, dass das Leben eines Kriegsberichterstatters weniger gefährlich ist als das eines Soldaten. Ich bin jetzt fünfunddreißig, da macht man sich so seine Gedanken. Das, was ich im Feld sehe, stimmt meist nicht mit dem überein, was die Wehrmacht als Meldung herausgibt. Ich persönlich glaube nicht, dass wir den Krieg noch gewinnen können. Aber was tun, wenn dieses ganze System mit all seinen ausgeklügelten Überwachungsstrukturen mit einem großen Knall zusammenbricht?« Er strich eine braune Haarsträhne, die ihm in die bereits von tiefen Falten durchzogene Stirn gefallen war, unwillig beiseite.
»Ja, ja, genau so denke ich auch!«, stimmte Magdalena aufgeregt zu, die froh war, dass das Gespräch eine andere Richtung angenommen hatte. »Aber erst, nachdem mein Bruder gefallen ist, der diesen Krieg von Anfang an gehasst hat, ist mir das klar geworden …«, sie brach ab, aus Angst, schon zu viel gesagt zu haben.
»Dann genießen wir also das Leben, solange wir es noch haben!«,sagte Richter zynisch und packte Magdalena bei den Schultern. »Aber dazu gehört, dass du sehr nett zu mir bist.« Er küsste sie rasch auf den Hals. »Wie zart deine Haut ist...«, murmelte er. Sie wehrte sich, wollte von ihm abrücken, doch die Nische ließ ihr wenig Freiraum. Sie schützte zwar vor neugierigen Blicken der wenigen Kaffeehausbesucher, bot aber keine Möglichkeiten zum Entweichen. Die Bedienung war im Verkaufsraum verschwunden, und er zog sie jetzt mit festem Griff an sich und presste trotz ihres Widerstrebens seine Lippen auf ihren Mund. Diesmal hatte sie keine Chance, aber auch nicht die Kraft, sich zu wehren. Er ist der Einzige, der dir helfen
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