Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
zufällig … vorbeikam « Glutrot geworden hielt sie inne. Dann brach es förmlich aus ihr heraus. »Warum haben Sie sich nie mehr auf dem Gut sehen lassen? Ich hätte Ihnen so vieles zu sagen gehabt … lesen Sie das!«, rasch drückte sie ihm ihr Briefchen in die Hand. »Aber verurteilen Sie mich bitte nicht!«
»Aber liebes Kind, Sie sind doch noch so jung …«, wollte Richter verlegen beginnen, doch sie legte den Finger an die Lippen. »Sagen Sie jetzt nichts. Und antworten Sie mir unter einem anderen Namen.« So schnell sie konnte, lief sie davon, während ihre langen, roten Locken wie Flammen um ihren Kopf tanzten.
Ihr amüsiert nachsehend, steckte Richter das Papier in seine Tasche. Die Kleine war wohl verliebt in ihn! Und eine gute Partie wie diese Katharina von Papenburg war ernsthaft zu überdenken. Ein vermögendes Mädchen aus gutem Haus – in allen Ehren natürlich! Warum eigentlich nicht?
Der Tag, an dem Heinz Richters Urlaub endgültig beendet war, kam schnell heran. Magdalena wartete allerdings schon ungeduldig darauf, dass er endlich nach Berlin fahren, ihren Brief an Paul einwerfen und das versprochene anonyme Postfach für künftige Briefe anlegen würde. Er hatte sich vorläufig gehütet, sich dem Windenstein’schen Anwesen noch einmal zu nähern,da ein leidenschaftlich verliebter Backfisch wie Katharina mit ihrem ungestümen Temperament möglicherweise zu allem fähig sein würde. Und auf ihren schwärmerischen Brief hatte er ein wenig doppeldeutig geantwortet – ihr versprochen, dass er sie nach seiner Rückkehr mit Erlaubnis der Eltern besuchen wolle. Bis dahin würde er sich allerdings über weitere Nachrichten von ihr sehr freuen …
In einem Anflug von Großzügigkeit hatte er Magdalena den Platz gezeigt, wo er den Reserveschlüssel zu seinem kleinen Dachzimmer aufbewahrte, für den Fall, dass sie in Schwierigkeiten geriete.
Seine Mission als Kriegsberichterstatter führte ihn in der Hauptstadt zunächst zum Berliner Blatt »Stimme des Volkes« und dann, vorbei an zerborstenen Mauern etlicher Ruinen, direkt ins Propaganda-Ministerium, wo er die notwendigen Instruktionen erhalten sollte, bevor er in den Osten zur Heeresgruppe Mitte abreiste. Er hoffte, alles erledigen zu können, bevor wieder neue Angriffe die Stadt bedrohten. Erst jetzt wurde ihm bewusst, welch großer Gegensatz hier zu der friedlichen Kleinstadt Teplitz bestand, in der kaum Bombardierungen stattfanden und wo bis auf die härter werdenden Lebensmittelrationierungen nicht allzu viel vom Krieg zu spüren war.
Nachdem er sich ein Zimmer in einer bescheidenen Pension in Dahlem gemietet, sich zwei Tassen dünnen Kaffee und einen Kuchen aus trockenem Wasserteig zum Abendessen in einem Café gegönnt hatte, fuhr er mit der Straßenbahn in die Stadt. Plötzlicher Fliegeralarm zwang ihn und die anderen Fahrgäste, auszusteigen und in einem nahe gelegenen Luftschutzkeller Schutz zu suchen. Als es nach zahlreichen Einschlägen endlich wieder Entwarnung gab und er, seine staubige Kleidung abklopfend, aus dem Unterschlupf kroch, begann das zuerst wie leer gefegte Berlin sich langsam wieder zu beleben. Die Feuerwehr heulte durch die von Bomben stark zerstörten Straßen und er machtesich über die Trümmer in Richtung Kurfürstendamm zu Fuß auf den Weg. Am Deutschen Theater, vor dem etliche gut gekleidete Menschen an der Kasse Schlange standen und wo man eine Aufführung von Hebbels »Maria Magdalena« mit der schönen Hilde Krahl in der Hauptrolle gab, hielt er Ausschau nach einer Bar, in der er etwas trinken konnte. Am Anbau des Theaters hing zufällig ein Postkasten, und er zog die Karte und den Brief Magdalenas mit der Feldpostnummer Paul Hofmanns aus seiner Tasche. Nach kurzem Zögern warf er die Karte ein, dreht dann den Brief in seiner Hand, riss ihn auf und überflog die erste Zeile. »Mein liebster Paul …«In einer eifersüchtigen Regung zerfetzte er ihn wütend in kleine Stücke und warf ihn zusammengeknüllt in den nahe gelegenen Papierkorb. Wer wusste, ob dieser Soldat, ihr Verlobter, nicht schon längst gefallen war und unter russischer Erde lag? Was ging ihn das überhaupt an? Er betrat eine kleine, provisorisch beleuchtete Bude, in der Getränke ausgeschenkt wurden, und bestellte sich irgendein rumähnliches Gesöff, das er gleich hinunterkippte. Es war ohnehin vernünftiger, die ganze Geschichte mit dem Mädchen so schnell wie möglich zu vergessen. Die harte Verurteilung der Flugblattschmierer, in die
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