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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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«
    Anton schwieg wie vor den Kopf geschlagen. So hatte er sich seine Rache nicht vorgestellt. Er hatte sie auf den Knien sehen wollen, ihn anflehend, weinend, bittend, sie zu verschonen …
    »Ich bin eigentlich dienstlich hier …«, erwiderte er zugeknöpft und entzog ihr seinen Arm. Er fühlte, wie er noch mehr zu schwitzen begann, und zog sein Taschentuch heraus, um sich die Stirn zu trocknen. »Und ich will, dass du mitkommst. Nach Königsberg, wo ein Gericht über deine Verfehlungen urteilen wird.«
    Nun war es an Magdalena, ihn groß anzusehen. Sie versuchte, ihre ganze Ausdruckskraft in ihre Augen zu legen. »Aber Anton...«, hauchte sie mit zitternden Lippen, »heißt das …«
    »Ja, es heißt, dass ich dich hiermit festnehme. Du warst an einer strafbaren Handlung beteiligt, dem Verbreiten von staatsfeindlichen Flugblättern!« Er fuhr wieder mit dem Taschentuch über seine Stirn. »Untergrabung der Volksmoral!« Dabei vermied er es, sie anzusehen und atmete tief ein, als läge etwas auf seiner Brust. »Damals, da wollte ich dich schützen, aber du hast mich verarscht, jawohl. Und hinter meinem Rücken vielleicht noch über mich gelacht! Der dumme Anton, ja, ja!« Jetzt wurde er tatsächlich feuerrot.
    »Aber nein!«, widersprach sie. »Das war alles ganz anders! Ich war mir über meine Gefühle nicht ganz klar. Und als du mich dann eingesperrt hast, da habe ich einfach durchgedreht … ich hatte Angst in der engen Kammer, verstehst du das denn nicht?« Sie sah ihn mit scheuen Rehaugen an und er senkte den Kopf. »Und dann … habe ich vergeblich versucht, dich telefonisch zu erreichen!«
    »Wirklich – hast du das getan?« In Antons wasserblaue Augen traten leichte Zweifel.
    »Ich schwöre es!«
    »Nun, von dieser Seite habe ich … das nicht gesehen.«
    Magdalena bekam Oberwasser. »Lass uns ins Café gehen, Anton, wie früher. Bitte! Ich werde dir alles genau erzählen und dann wirst du mich verstehen.«
    »Und … was ist mit deinem Verlobten?«, fragte er verunsichert.
    »Ach«, sie machte eine wegwerfende Handbewegung und antwortete wahrheitsgemäß: »Ich habe ihn seitdem weder gesehen noch gesprochen. Ich schwöre es. Wir … wir haben uns auseinandergelebt. Ich weiß nicht einmal, wo er sich jetzt befindet!«
    Anton sah auf seine Fußspitzen und schien nachzudenken. »Du sollst nicht sagen, ich hätte dir keine Chance gegeben. Warte hier!«, sagte er schließlich, ging hinaus und sprach eine Weile mit dem Polizisten, der sich vor der Tür des Postamtes aufgebaut hatte. Er nickte zu dem, was Anton Schäfer ihm mitteilte, und entfernte sich dann mit großen Schritten.
    Magdalena hakte Anton unter und zog ihn kreuz und quer durch die Straßen, während sie ihrer Fantasie mit den tollsten Lügengeschichten freien Lauf ließ. Sie schmiegte sich an ihn, als sei sie glücklich, ihn endlich wieder gefunden zu haben, mehr noch, machte ihn glauben, dass sie die ganze Zeit nur an ihn gedacht habe. Der picklige, junge Kommissar mit den dünnen blonden Haaren war bald so verwirrt, dass er schon nach kurzer Zeit nicht mehr daran dachte, dass er eigentlich in Berlin war, um Magdalena als Staatsfeindin festzunehmen. Er hatte sie erniedrigen, ein Exempel statuieren wollen, sich rächen für alle Frauen, die ihm jemals eine Abfuhr erteilt hatten, aber plötzlich war jeder Gedanke daran verschwunden. Er sah in ihre Augen, hörte ihre Stimme und spürte in diesem Moment, dass er Magdalena schon immer geliebt hatte, ja dass ihr Widerstand, die Trennung und die Suche nach ihr dieses Gefühl nur noch stärker angefacht hatten.
    Sie erreichten das Café Kranzler und suchten sich einen Platz.
    »Anton«, schmeichelte Magdalena, während sie sich überwand und sanft seinen Nacken streichelte. »Nicht wahr, du wirst die Akten verschwinden lassen? Wenn sie fort sind, gibt es keinen Beweis, dass ich mitgemacht habe. Es war doch nur ein blöder Streich – ich hab gar nicht darüber nachgedacht.« Ihre Stimme zitterte, denn diese Lüge kam ihr schwer über die Lippen.
    »Das ist unmöglich. Das kann ich auf keinen Fall machen!«, wehrte sich Anton entschieden. »Der Fall hat schon viel zu viel Aufsehen erregt!«
    »Aber du willst doch nicht, dass ich ins Gefängnis gehe – in ein Lager deportiert werde? Bitte, Anton, sag, dass du es tun wirst!«
    Anton fühlte sich unbehaglich und rutschte auf seinem Sitz hin und her, während die Bedienung ein rosa gefärbtes Kuchenstück auf den Tisch stellte, das wie eine

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