Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
Marzipantorte aussehen sollte.
»Ich muss darüber nachdenken, aber versprechen kann ich dir nichts! Schließlich hat man die Reste der Flugblätter in eurer Villa gefunden!« Sein sonst so klarer Kopf war verwirrt. Sollte er sich auf so eine Sache einlassen? Es war unmöglich. Eine solche Handlung würde nicht unbemerkt bleiben, sie konnte seine Karriere zerstören und kein Hahn würde in Zukunft mehr nach ihm krähen. Sein Misstrauen, zuvor in den Hintergrund gedrängt, erwachte aufs Neue.
Er kaute auf dem zähen Kuchenteig herum. Diese süße Zuckerglasur, die an seinen Zähnen schmerzte und Marzipan sein sollte, schien ihm so unecht wie die Beteuerungen und die Liebenswürdigkeit Magdalenas.
Schließlich sagte er. »Wir müssen eine vernünftigere Lösung finden! Komm mit mir – du musst dich stellen. Dann will ich sehen, was ich für dich tun kann! Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
Magdalena erblasste und schob den Kuchenteller von sich. »Ist das dein Ernst?«
»Ja«, Anton presste die Lippen zusammen. »Ich kann nichts anderes tun, wenn ich meinen Posten nicht verlieren will! Aber ich habe Einfluss und werde mit Gauleiter Koch sprechen. Vielleicht macht er eine Ausnahme. Auf jeden Fall musst du mitkommen.«
Ein Schweigen entstand, und nach einer Weile sagte Magdalena leise: »Gut. Ich mach es. Und du versprichst, alles zu tun, was in deiner Macht steht?«
Anton nickte. »Sicher. Es ist die einzige Möglichkeit!«
Magdalena erhob sich mit festem Blick. »Dann lass uns gleich gehen. Ich hole nur noch meine Sachen aus der Wohnung meiner Tante, und wir treffen uns dann am Bahnhof.«
»Nicht nötig – ich habe ein bequemes Auto, eine Limousine«, sagte Anton rasch, und er fügte er mit einem gewissen Stolz hinzu. »Ich kann dich zu deiner Tante fahren.«
»Noch besser!« Magdalena umarmte ihn und gab ihm einen betont liebevollen Kuss auf die Wange. »Ich wusste, dass du Karriere machen würdest! Warte noch einen Augenblick, ich geh mir schnell die Hände waschen. Bin gleich wieder da!« Sie ging dem Schild nach, das den Weg zur Toilette anzeigte.
Anton sah ihr mit einem beinahe tölpisch verzückten Ausdruck nach und presste die Hand an die Wange, auf die ihn Magdalena geküsst hatte. Es war kaum zu glauben, aber dieses stolze Mädchen schien endlich gezähmt! Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass sie freiwillig mit ihm gehen würde! Sie hatte in Königsberg manchmal eine Art gehabt, ihn so von oben herab zu behandeln, und er war sich immer unsicher gewesen, was sie wirklich von ihm dachte. Aber nun war sie ganz in seiner Hand. Er genoss das erhebende Gefühl der Macht, das ihn in diesem Augenblick überkam. Mit einem Hochgefühl ohnegleichenzündete er sich eine Zigarette an, lehnte sich zurück und blies den Rauch nachdenklich vor sich hin. Sollte er die Akten, oder besser das zerknitterte, von Kohlenstaub geschwärzte Flugblatt nicht doch einfach verschwinden lassen? Es kam auf Magdalena an – aber er wollte ihr nicht gleich zu große Hoffnungen machen. Mit den Fingern trommelte er ungeduldig auf dem Holztisch herum und zündete eine zweite Zigarette an. Komisch, wie lang das bei den Frauen immer dauerte. Sie wollte sich wohl noch schön machen! Mit den Fingern klaubte er noch ein paar Krümel des Zuckergusses auf und verzog im selben Moment das Gesicht. Er kam nicht drum rum – ein Besuch beim Zahnarzt war überfällig!
Die dritte Zigarette drückte er, halb geraucht, dann im Aschenbecher aus und erhob sich, nervös geworden. Da stimmte doch etwas nicht. Mit schnellen Schritten, von den anderen Kaffeehausbesuchern mit verwunderten Blicken gemustert, lief er zur Damentoilette, klopfte und rüttelte an der verschlossenen Tür und riss in seinem Ungestüm beinahe die Klinke ab. »Magdalena?«, schrie er. »So antworte doch!«
Die Tür sprang auf, und eine fremde Dame trat heraus. »Was fällt Ihnen ein!« Sie starrte ihn empört an und drängte sich kopfschüttelnd an ihm vorbei. »Flegel!«
»Ich bitte um … Entschuldigung«, stammelte er mit rotem Kopf, »ich dachte nur … « Er lief in dem engen Gang hin und her, doch er war leer, und niemand war zu sehen. Nur die Hintertür zur Straße auf der anderen Seite stand halb offen. Eine Welle der Wut stieg in ihm hoch. Sie war fort! Dieses verdammte Miststück hatte ihn zum Besten gehalten! Er versetzte der Wand einen heftigen Tritt und stürmte ins Freie.
Magdalena rannte, als wäre der Teufel hinter ihr, und hielt erst an,
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