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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Frihstick!«
    Mit einem schüchternen Lächeln und rosig angehauchten Wangen stellte sie die Schale auf den Tisch, und als sie sich niederbeugte, rutschte ihre weite Baumwollbluse über die nackte linke Schulter. Ihr locker aufgestecktes Haar glänzte wie gelackt, und in ihren dunklen Augen loderte ein verheißungsvolles Feuer, als sie zu Paul aufsah. Trotz der kühlen Temperaturen trug sie zur weißen Bluse nur ein einfaches Mieder und einen bunten Rock, in dem sie sich so grazil hin und her bewegte, dass ihre hübschen Formen und die schlanke Taille gut zur Geltung kamen.
    »Wie geht es Kolja?«, fragte Paul und tat so, als mache er Notizen.
    »Gutt«, strahlte Tanja ihn an, »im Bett – hat nur großen Schnupfen.« Sie legte seine gebügelten Hemden und die Wäsche auf den Tisch, schüttelte das Bett auf, nahm den Besen aus der Ecke und begann, das Zimmer zu fegen.
    »Lass das jetzt!« Paul stand auf und nahm ihr den Besen aus der Hand. »Heute nicht – ich möchte noch ein paar Stunden allein sein, bevor ich zum Rapport muss. Wir können die Position hier nicht mehr halten – müssen unser Lager verlegen und uns zurückziehen. Keiner von uns will schließlich in Gefangenschaft geraten …«
    Tanja stand wie erstarrt, dann umklammerte sie seinen Arm: »Nicht weggehen«, stöhnte sie, »ich bösen Traum träumen!« Sie lag plötzlich an seiner Brust, reckte sich und presste ihre Lippen warm und leidenschaftlich auf die seinen. Paul wollte sich wehren, sie beiseiteschieben, doch sie ließ nicht los, klammerte sich an ihn, weinte und schluchzte dabei.
    »Pozelui menja …« (Küss mich), stammelte sie in sein Ohr. Gerührt umfasste er ihre Schultern und ohne zu wissen, wie es geschehen konnte, sanken sie zusammen aufs Bett. Er spürte ihre Wärme, die wie das Leben selbst war. Morgen ist vielleicht schon alles vorbei, dachte er noch, morgen bin ich tot, als er ihren weichen Körper an dem seinen spürte, was spielt das jetzt noch für eine Rolle! Er bog ihren Kopf zurück und küsste sie mit ausgehungerter Gier, bis sie aufstöhnte, und dann vergrub er sein Gesicht an ihrer heftig atmenden Brust.
    Draußen tropfte es vom Dach, es taute noch den letzten Rest Schnee fort, und ein strahlender, sonniger Morgen brach an, die Vögel zwitscherten, und es war nichts zu spüren von all dem Blut, den vergossenen Tränen, die unter diesem scheinbaren Frieden verborgen lagen.
    Obwohl Magdalena am liebsten laut aufgeschrien hätte, zwang sie sich zu einem schmelzenden Lächeln. »Anton!«, mit rasendem Puls hielt sie ihm die Hand hin. »Wenn du wüsstest, wie oft ich schon an dich gedacht habe. Ich wollte dir schreiben … aber dann habe ich mich doch nicht getraut.«
    »Deshalb hast du wohl auch dieses Postfach eingerichtet, nicht wahr?« Es sollte zynisch klingen, aber Anton spürte, dass wie jedes Mal, wenn er Magdalena gegenüberstand und sie ihn so ansah wie jetzt, unliebsamer Schweiß aus allen Poren seines Körpers brach und er sich irgendwie machtlos fühlte. Er straffte seine Schultern, um sich mehr Autorität zu verleihen. »Ich habe ziemlich lange gebraucht, um dich aufzuspüren, aber jetzt ist es mir endlich gelungen! Du hast wohl vergessen, welchen Einfluss ich als Kommissar der Gestapo habe! Mit mir kannst du nicht machen, was du willst. Das solltest du dir merken.« Er hob drohend den Zeigefinger. »Mir entkommt niemand! Und ich habe mir geschworen, dich selbst nach Königsberg zurückzubringen.«
    »Aber Anton!« Magdalena nahm ihren ganzen Mut zusammen. Jetzt kam es darauf an, wie gut sie schauspielern konnte. »Du willst mir wohl ein bisschen Angst einjagen? Wer sagt, dass ich dir entkommen wollte? Ich war immer sicher, du würdest mich wegen einer solchen Kleinigkeit nicht verraten«, sie sandte ihm einen verführerischen Augenaufschlag, »du doch nicht! Niemals! Du warst immer ein Ehrenmann – der beste Freund in meinem Leben!« Sie seufzte und sah ihm tief in die Augen, als sie ihren Redeschwall fortsetzte. »Was hätte ich ohne dich bloß gemacht, als Mama starb!« Sie streichelte über seine Wange, eine Berührung, die ihm die Röte ins Gesicht trieb. Dann nahm sie den Arm des Verblüfften. »Ständig musste ich an dich denken. Wie bin ich froh, dich jetzt hier zu sehen, Anton! Komm, lass uns ein wenig von früher plaudern. Ich habe dir so viel zu erzählen und brauche ganz dringend deinen Rat. Ich kenne hierein Café – du wirst sehen, hier ist das Marzipan fast so gut wie in Königsberg …

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