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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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beibringen – und in deinem nächsten Urlaub heiraten wir. Egal, ob sie einverstanden ist oder nicht!« Lächelnd sah sie ihn an, dann riss sie sich los und lief quer über die mit Löwenzahn übersäte Wiese. Paul blickte ihr ein wenig verwirrtnach. So hatte er es sich eigentlich nicht vorgestellt – aber das Wichtigste war doch, dass Magdalena ihn liebte und zu ihm hielt! Das Gefühl, dass sie ja gesagt und ihm für immer angehören wollte, machte ihn stolz und weitete seine Brust. Er rannte ihr nach und als er sie lachend einfing, sanken sie gemeinsam auf den weichen Grasboden. Schwindlig vor Liebe und vom Glück des Augenblicks wie berauscht, schloss er sie so fest in seine Arme, als wolle er sie nie mehr loslassen.
    Die beiden Wochen des Urlaubs zogen wie ein schöner Traum an ihnen vorbei; es herrschte wunderschönes Frühlingswetter in Königsberg, und der Krieg war so weit weg wie ein böses Märchen, von dem man hoffte, dass es ein gutes Ende nehmen würde. Magdalena stahl sich in jeder freien Minute von zu Hause fort und schwänzte sogar einige Vorlesungen der Universität. Sie hatten sich Ringe gekauft und sie einander in der Nikolaikirche angesteckt. Magdalena bewahrte ihren Ring jedoch lieber in einem Medaillon auf, um die Mutter und Großmutter nicht zu beunruhigen. Die beiden Frauen, die jeden Tag das Grab von Lutz besuchten, waren so in ihrer Trauer erstarrt, dass es ihnen gar nicht auffiel, dass Magdalena, statt in ihrem Zimmer für die Prüfungen zu arbeiten, den ganzen Tag bei Paul verbrachte.
    Pauls Mutter, Erika Hofmann, war eine temperamentvolle, jung gebliebene Frau, die seit dem Tod ihres Mannes den bescheidenen Papiergroßhandel weiterführte, der von der kleinen Druckerei, die ihr Mann in der Wirtschaftskrise übereilt verkauft hatte, geblieben war. Er hatte sein mühsam erarbeitetes Geld auf die Bank gebracht, doch diese machte wenig später Bankrott. Pauls Vater überlebte den Schicksalsschlag nicht lange – der Kummer über seine Unvorsichtigkeit brachte ihn ins Grab, und die Mutter versuchte, sich wenigstens die Kunden des Papiergroßhandels zu erhalten. Nachdem sie den Vertreter entlassenmusste, besuchte sie selbst die Druckereien und kaufte in den Fabriken zum günstigsten Preis ein. Nun bewohnte sie mit ihrer noch ledigen Tochter Christine eine bescheidene Wohnung in einem Reihenhaus der Vorstadt mit einem kleinen Lager für die Papiervorräte. Die Wahl ihres ältesten Sohnes betrachtete sie zunächst mit dem üblichen Misstrauen einer zukünftigen Schwiegermutter. War dieses verwöhnte Fräulein von Walden, das Philosophie studierte und sich sicher wenig mit Haushaltsfragen beschäftigte, wohl die Richtige für ihren Sohn? Aber beim ersten Kennenlernen schloss sie das junge Mädchen mit dem blonden, zu einem dicken Zopf gebundenen Haar, dem ernsten, träumerischen Gesicht und den wachen, lebendigen Augen sofort in ihr Herz.
    Weder Paul noch Magdalena kümmerten solche Fragen. Sie waren einfach nur glücklich, zusammen sein zu können. Paul schob den Gedanken an ein Ende der unbeschwerten und glücklichen Tage weit von sich; ahnte er doch dunkel, dass seine Karriere bei der Fliegerstaffel Richthofens seiner amputierten Finger wegen wohl endgültig vorbei war. Sein Traum vom Fliegen war geplatzt – aber was kam jetzt? Wohin schickte man ihn, den ausgebildeten Maschinenbauingenieur, der seine rechte Hand, die zwar jetzt einigermaßen verheilt war, nicht mehr richtig gebrauchen konnte? Als er sich bei der Frontleitstelle meldete, versuchte er vergeblich, das bange Vorgefühl, das ihn überkam, zu unterdrücken. Man beschied ihm zunächst, er sei nun der 11. Armee zugeteilt, die unter Generaloberst von Manstein um die Vorherrschaft auf der bereits von deutschen Truppen besetzten Krim kämpfte. Die Fahrt mit den Soldaten sollte zusammen mit Transportmitteln und anderem Material auf den Güterwaggons eines Zuges nach Odessa gehen und von dort mit Fahrzeugen weiter über die Landenge von Perekob. Als der Zug sich in Bewegung setzte, war ihm schwer ums Herz. Der Abschied von Magdalena schien ihm das Schlimmste; er hatte jetzt schon Sehnsuchtnach ihr, vor allem, weil ihm niemand sagen konnte, ob und wann sie sich das nächste Mal wiedersahen!
    Gertraud, das Pummelchen in der Familie von Walden, saß am Tisch der penibel aufgeräumten Küche, schmierte sich gerade ein Butterbrot und häufte dick Marmelade darauf. Die Köchin hatte heute ihren freien Tag, und den nahm Gertraud gerne zum

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