Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
mehrere Augenpaare an.
Er zuckte die Schultern. »Nichts – wir können nichts tun, als abwarten und … hoffen!«
Wieder trat unheilvolles Schweigen trat ein. Keiner wusste, was auf diese Feststellung zu antworten war. Alle waren wie gelähmt. Auch Erika Moritz ließ sich wieder resignierend neben Magdalena auf der Holzkiste nieder. »Hoffen …«, sagte siemüde, »wir können nur hoffen. Aber wenn wir Gas einatmen, merken wir gar nicht, wenn wir krepieren. Wir sollten die Kerze ausmachen.«
»Malen Sie den Teufel nicht an die Wand! Wir können hier doch nicht im Dunkeln sitzen! Auf jeden Fall müssen wir etwas essen – falls es doch länger dauert, bis wir hier rauskommen!« Monika Schrewing, die Dame im Morgenrock, hatte sich wieder gefasst. Trotz ihres Protestes löschte sie jetzt die Kerze und verschwand mit einer Taschenlampe in den hinteren Regionen des Kellers, um sich auf die Suche nach eingelagerten Nahrungsmitteln zu machen. Triumphierend schleppte sie nach einer Weile Einweckgläser und einige Dosen herbei und stellte alles zusammen mit ein paar Weinflaschen auf die Kartoffelkiste. Ihr langes rostfarbenes Haar, das ihr bis auf den Rücken hing, hatte sie nun im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden, und obwohl sie mit ihren bemerkenswert langen, tiefrot lackierten Fingernägeln nicht so aussah, als sei sie an körperliche Arbeit gewöhnt, eilte sie nun geschäftig hin und her und meldete sich sogar zum Ausarbeiten des Tunnels, mit dem die Männer bereits hinter der verschütteten Tür begonnen hatten.
Es schien eine Sisyphusarbeit zu sein – man konnte kaum graben, sondern musste hacken und Steine und verkeilte Eisenteile einzeln aus der wie festgebackenen Erde lösen. Nach Stunden hoffnungsloser Schwerstarbeit und Anstrengung war nur ein lächerlich kleines Loch entstanden, und die beiden Männer gesellten sich schweißüberströmt zu den anderen unfreiwilligen Gefangenen, die mit hoffnungsloser Miene vor der Kiste saßen, auf der nun ein paar Konserven und eine Weinflasche standen.
»Wir müssten uns mit den Klopfzeichen abwechseln – einer nach dem anderen«, schlug der herzkranke Rentner vor. »Dann wissen die draußen, dass wir noch leben.« Als die anderen ihm zustimmten, ergriff er eine Eisenzange und schlurfte, gefolgt von seiner Frau, die Treppe hinauf.
»Mich beunruhigt dieser schreckliche Geruch«, beharrte die Mutter des Soldaten nervös, »auch wenn mein Klaus sagt, alles sei in Ordnung. Das ist Gas – ich kenne es nur zu genau! In meiner früheren Wohnung war die Leitung nie ganz dicht, auch wenn alles abgestellt war, konnte man immer noch einen leicht süßlichen Geruch wahrnehmen! Ich bin dafür, dass wir ab jetzt nur die Taschenlampen benutzen.«
»Aber es ist doch nie etwas passiert, nicht wahr?«, mischte sich der Weißhaarige ein. »Nein, nie«, gab die Dame zu, »die Leitungen waren nur zu alt.«
»Und das ist hier unten eben auch der Fall! Der Geruch ist nicht allzu intensiv. Wir dürfen jetzt nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen!«
Alle schwiegen eine Weile und versuchten krampfhaft, den Gedanken ausströmenden Gases in den Keller aus ihren Köpfen zu verbannen.
Magdalena hatte sich inzwischen mithilfe Erikas bemüht, dem zähen Blech der Dosen mit Hammer und Meißel zuleibe zu rücken, und es war ihnen tatsächlich gelungen, Öffnungen hineinzutreiben. Einige Einweckgläser enthielten Tomaten und Gurken, Leberpastete und Rote Beete. Auch Kondensmilch für die Kinder hatte man gefunden.
Klaus Schlagbauer, der Soldat, köpfte die Weinflaschen geschickt an der Mauer, und nachdem alle sich an den Vorräten gestärkt hatten, besserte sich die allgemeine Stimmung erheblich. Schlagbauer hatte sogar ein Kartenspiel dabei, aber niemandem war in diesem Augenblick danach, eine Partie zu spielen. Man horchte und wartete, ob nicht irgendein Zeichen in die Stille hinunterdringen und ankündigen würde, dass die dort draußen sie nicht ganz vergessen hatten.
Irgendwann in der Nacht suchte sich einer nach dem anderen der Kellerinsassen sein Plätzchen und sank dort in einen zwar unruhigen, aber die Lage vergessen machenden Schlaf, hingestrecktauf dem Boden, mit irgendwelchen alten Säcken zugedeckt, auf zwei wackligen Stühlen oder zwischen den herausragenden Sprungfedern eines rostigen Bettgestells.
Magdalena hatte für sich und Paula Kartons zerrissen, sie aufeinandergeschichtet und die Lagerstätte mit alten Kleidern ausgepolstert. Inniger als jemals zuvor
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