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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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verstand. Sie versetzte Paul noch einen heftigen Tritt und zischte. »Wenn ich wiederkomme, erzählst du mir auch den Rest. Du wirst mir auch alles genau aufzeichnen. Ich will wissen, wie eure Stellungen sein werden, wo sich euer Hauptquartier befindet und an welchem Platz sich der General während des Kampfes aufhält! Hörst du! Dieser von Manstein – den wollen wir uns kapern, ihn ausschalten, verstehst du? Dann wird die ganze Sache ein Kinderspiel werden!« Sie ballte die Faust, während der Hauptmannzufrieden nickte. Die Eisentür knallte hinter den beiden zu, dass es von den Betonwänden widerhallte. Paul hörte, wie sich draußen der Schlüssel mehrmals rasselnd im Schloss drehte.
    Magdalena wich vom Fenster zurück. Was machte Hanna mitten in der Nacht hier? War es das, womit Gottfried von Treskow noch vor ein paar Stunden geprahlt hatte, diese obskure Nacht- und Nebelaktion, der Abtransport jüdischer Mitbürger aus der Stadt? Schnell legte sie sich einen Schal um und lief auf bloßen Füßen zum Eingangsportal, um so leise wie möglich die Tür aufzuriegeln. Hanna rannte wie von Furien gehetzt hinein und fiel ihr schluchzend um den Hals. Den kleinen Jakob schüttelte ein leises Wimmern. Er war schon so eingeschüchtert, dass er kaum wagte, Laute von sich geben.
    »Komm rein, Hanna, schnell, hier in mein Zimmer!«, flüsterte Magdalena, die Angst hatte, irgendjemand im Haus könnte die Geräusche gehört haben. Besonders vor Gertraud, der eigenen Schwester, die Gottfried von Treskow so abgöttisch verehrte und überzeugtes Mitglied der HJ war, musste sie sich in Acht nehmen.
    »Psst!«, sie legte den Finger auf den Mund. »Seid ganz leise, man darf euch nicht hören!«
    Hanna zog die Schuhe aus, nahm den zitternden Kleinen auf den Arm und Magdalena führte sie vorsichtig die knarrende Treppe in den ersten Stock hinauf, in dem die Schlafzimmer lagen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, hörte sie Gertrauds Tür und ihre Schritte im Flur.
    »Magdalena!«, rief sie halblaut. »Irgendetwas war da im Garten. Hast du das auch gehört?«
    Magdalena öffnete ihre Tür einen Spalt. »Nichts Besonderes. Geh wieder zu Bett. Mir war nicht gut und ich musste an die frische Luft. Hab wahrscheinlich heute zu viel zu Abend gegessen.« Sie hörte die Schwester noch eine Weile herumkramen, undals alles wieder ruhig war, wandte sie sich Hanna zu, die kreidebleich und völlig aus der Fassung auf ihrem Bett saß. Der kleine Jakob war, den Daumen im Mund, auf den weichen Kissen bereits vor Erschöpfung eingeschlafen. Magdalena deckte ihn zu und legte beruhigend den Arm um Hannas Schulter. »Gut, dass du gekommen bist. Was ist denn passiert?«
    »Ich schlief schon, als in der Nacht plötzlich laut an die Tür gehämmert wurde«, berichtete sie stockend und unter Tränen. »Dann läutete es Sturm. Unser Hausmädchen hat nicht gewagt aufzumachen, Mutter war noch geschwächt von ihrer Krankheit, und Jakob fing an zu schreien. Irgendwann haben sie die Tür eingeschlagen. Mama war im Nachthemd, sie trat ihnen entgegen. Sie haben sie mitgenommen, so wie sie war. Nicht mal umziehen durfte sie sich!«, sie schluchzte auf, und Magdalena legte ihr mit einem leisen »Pscht!« die Hand auf den Mund.
    »Sie waren so grob, haben sie an den Haaren gerissen und mit sich gezogen, als sie sich geweigert hat. Zum Schluss nahmen sie noch unsere beiden Silberleuchter vom Kamin, packten sie ein und meinten, das bräuchten wir ja jetzt doch nicht mehr. Draußen wartete ein Lastwagen mit laufendem Motor. Wie ein Stück Vieh stießen sie Mama zu den Leuten hinein, die schon gedrängt darin saßen. Wir haben durch den Türspalt alles mit angesehen, Jakob und ich. Dann kamen sie noch einmal ins Haus zurück, wollten auch uns holen. Da hab ich Jakob bei der Hand genommen, und wir sind einfach davongelaufen, auf die Terrasse über den Garten und in die Büsche, durch eine kleine Pforte. Wir wussten nicht wohin – dann kamen mir deine Worte in den Sinn und … «
    Magdalena hatte dem Redestrom unbeweglich zugehört. In ihrem Kopf arbeitete es. Ohne groß darüber nachzudenken, hatte sie Hanna in einem plötzlichen Impuls angeboten, sie zu verstecken, und das war ehrlich gemeint gewesen. Und nun war dieser Fall schneller als gedacht eingetreten! Jedenfalls war sie gar nichtvorbereitet. Wo und wie sollte sie die Flüchtlinge nun unterbringen, ohne dass ihre Familie oder sonst jemand es bemerkte?
    »Gut, dass du das gemacht hast!«, ermutigte

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