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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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begriff nicht. Der Mann in deutscher Uniform ging jetzt mit gesenktem Kopf vor ihm auf und ab, und unter der Mütze konnte Paul im flackernden Schein des Talglichtes nur die Umrisse seines Gesichtes sehen. Was wollte man von ihm wissen? »Sie haben mir das Leben gerettet«, stammelte er und betastete seinen Körper. Er war bis auf ein paar Schrammen und einen Brummschädel wohl unverletzt. »Wer sind Sie – ich meine, aus welcher Kompanie … «
    Der Offizier unterbrach ihn barsch. »Wann wird der Angriff auf die Halbinsel Kertsch stattfinden und wie soll das geschehen?« Die Frage war unumwunden, direkt und ziemlich seltsam. Paul versuchte, seinen schmerzenden Kopf anzustrengen.
    »Wo wollt ihr durchbrechen? Mit wie viel Mann, welchen Geschützen? Ich will den Tag wissen, die Uhrzeit, Daten und Fakten, alles! Habt ihr Unterstützung der Luftwaffe? Komm, rück raus damit! Sag uns alles, sag uns die ganze Wahrheit, oder wir schmeißen dich in den Graben zurück!« Jetzt klang die Stimme richtig böse.
    Paul kapierte gar nichts. Es musste an seinem Zustand liegen, seiner Benommenheit. Wo war er bloß, und wieso wollte dieser Uniformierte etwas von ihm erfahren, das ihm eigentlich doch bekannt sein musste?
    »Aber … das wissen Sie doch …«, stotterte er schließlich verwirrt.
    »Njet!«, schrie der Mann, und Paul fasste sich an die Stirn. Wahrscheinlich funktionierte sein Gedächtnis noch nicht ganz.
    »Ich weiß einiges, aber nicht alles, was du mir sagen könntest. Du wärst beinahe ertrunken, Soldat!«, sprach die Stimme weiter. »Im Sumpfwasser. Ich hoffe, wir haben dich nicht umsonst rausgezogen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Paul noch einmal und versuchte aufzustehen.
    Doch die beiden Bewacher rechts und links neben der Tür sprangen herbei, drückten ihn auf sein Lager zurück und pressten ihm den Lauf ihrer Gewehre auf die Brust. Jetzt erst sah er, dass es sich um russische Soldaten handelte.
    Die Situation erhellte sich ihm mit einem Schlag. »Ein Spion«, schoss es Paul durch den Kopf, »der Mann, der mich verhört, ist ein Überläufer aus deutschen Reihen. Ein Verräter, der sich kaufen ließ!«
    »Mir ist nicht ganz klar, was Sie meinen«, fragte er langsam, um Zeit zu gewinnen, »aber ich habe wirklich keine Ahnung, was in den Rohrpostbriefen steht, die ich von einem Gefechtsstand zum anderen transportiere. Es sind Geheimsachen! Glauben Sie mir doch! Ich bin bloß Bote, ein kleiner Kradmelder!« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn er wusste genau, dass der Gegner getäuscht werden und der Angriff auf die Stadt Kertsch der Halbinsel durch eine Überraschungsoffensive erfolgen sollte.
    »Wo bin ich?« Er sah sich in dem engen, dunklen Raum um. »Und was machen wir hier? Wer sind Sie?«
    »Du bist in einem Bunker, einer Festung, tief im Felsen an der Küste!« Die Stimme des Offiziers in der deutschen Uniform klang stolz. »Und wer ich bin, geht dich nichts an. Du wirst den Bunker so lange nicht verlassen, bis du uns alles verraten hast, was wir wissen wollen. Dann lassen wir dich vielleicht wieder zu deiner Einheit zurück. Wir wissen, dass ihr Deutschen es auf Sewastopol abgesehen habt, die stärkste Festung der Welt.« Er ging mit klackenden Schritten zum kleinen Fenster, das wie ein Bullauge aussah, aber wenig Licht gab.
    Paul hörte ein Rauschen, das wie rhythmisch sich brechende Wellen des Meeres klang. Vielleicht in einer Kasematte in der Nähe der Küste?
    »Aber da habt ihr euch getäuscht – denn du wirst uns eure Pläne verraten und von welcher Seite ihr angreifen werdet! Antworte!«
    Das Talglicht auf dem Tisch beleuchtete jetzt das junge Gesicht des Offiziers, der seinen Kopf zurücklegte und die Mütze abnahm. Langes, schwarzes Haar rieselte in dichten Locken über seinen Rücken.
    Eine Frau! Eine Russin in deutscher Uniform. Paul starrte sie dermaßen entgeistert an, dass sie in lautes Lachen ausbrach.
    »Schaut ihn euch an!«, sagte sie spöttisch zu den Soldaten, die sie umstanden und mit rauem Gelächter einstimmten. »Ich glaube, den könnt ihr getrost mir allein überlassen!« Sie wurde wieder ernst. »Geht! Das Bürschchen kriege ich schon noch klein!« Die Soldaten verließen salutierend den Bunker und schlossen die gepanzerte Eisentür hinter sich.
    »Nun, was ist? Mir kannst du doch alles sagen!«, forderte sie Paul auf, schüttelte ihre schwarze Mähne, die offen bis zum Gürtel reichte, und beugte sich so nah über ihn, dass ihr Haar seine Wangen kitzelte. Er sah

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