Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
Magdalena streifte ihn. Anouschka spürte sein leises Zaudern und nahm sein Gesicht in beide Hände. Sie suchte seine Augen und sagteetwas, was er nicht verstand. Dann warf sie sich erneut in seine Arme, und ihre Hände glitten sehnsüchtig unter sein Hemd und suchten seine nackte Haut, während ihre Lippen seinen Hals liebkosten. »Moi ljublimez« (Mein Liebling), murmelte sie wie in Trance und schmiegte sich an ihn. Er nahm sie mit großer Anstrengung bei den Schultern und hielt sie ein Stück weit von sich weg.
»Aber wie stellst du dir das vor … was ist danach … ich meine, was sollen wir tun?«
»Ich gehe mit dir.« Anouschkas Stimme war nur noch ein zärtlicher Hauch. »Alles ist vorbereitet. Wir werden zusammen fliehen. Ich werde sagen, dass ich den Befehl habe, dich an einen anderen Ort zu überstellen. Wir verstecken uns vorerst bei Bauern – bei den Tartaren! Nur wir beide, zusammen!« Ihre Augen leuchteten. »Tief in den Wäldern Russlands wird uns niemand mehr finden. Dort werden wir überleben, bis der Krieg zu Ende ist! Ich habe dir eine russische Uniform mitgebracht.« Sie legte ein verschnürtes Paket auf die Pritsche. »Und auch deine deutsche – je nachdem, was du brauchen wirst!«, fügte sie hastig hinzu. »Aber es hat keine Eile – lass uns zuerst den Moment genießen … ich will nur bei dir sein. Hier sind wir ungestört. Mein schöner, blonder Germane! Hast du nicht gesagt, dass du mich liebst?«
Paul zog sie wieder an sich, während er jedes Wort abwog. Er durfte jetzt nichts Falsches tun, geschweige denn sagen. »Doch, ja, ich … liebe dich. Aber … was ist mit den Wärtern? Vielleicht schöpfen sie Verdacht, wenn du dich so lange in der Zelle aufhältst?«
»Sie würden es tun!« Anouschka lachte gurrend. »Wenn ich sie nicht fortgeschickt hätte … « Ihre Worte erstickten in dem leidenschaftlichen Kuss, mit dem sie Paul ungeduldig zu sich auf die Pritsche zog. Sie war nackt unter ihrem Anzug und der leichten Bluse, die er mit einem Griff von ihren Schultern streifte, um ihre Brüste zu liebkosen. Die Arme um ihn schlingend, botsie sich ihm dar und stöhnte vor unterdrückter Lust auf, als er, ohne zu viel Zeit zu verlieren, von ihrem Körper Besitz ergriff. Es war wie ein Rausch, der sie beide überkommen hatte, eine Leidenschaft, in der der Verstand für kurze Zeit keine Rolle mehr spielte.
Pauls Denken begann jedoch mit verstärkter Intensität wieder einzusetzen, als er sich von ihr löste. Sie öffnete die Augen, trunken, fast schläfrig wie eine satte, zufriedene Katze schnurrte sie an seiner Schulter und atmete mit einem tiefen Seufzer aus. Dann schüttelte sie ihr schwarzes, an den Schläfen feucht gewordenes Haar zurück. »Ja ljublju« (Ich liebe dich), flüsterte sie ihm noch ein über das andere Mal ins Ohr, während sie sich mit trägen Bewegungen wieder anzog. »Lass uns fliehen! Die Wachen können ihre Posten vor morgen früh nicht verlassen.« Sie nahm aus ihrem Rucksack eine Flasche Wodka und etwas Proviant. »Dann sind wir längst fort. Ich habe einen Wagen organisiert, der draußen wartet. Komm«, sie zögerte leicht, »noch einen Kuss!« Sie sank wieder an seinen Hals, presste die Lippen auf seinen Mund, hing nahezu unersättlich an ihm und liebkoste ihn mit aller Inbrunst und allem Feuer, das bisher unerweckt in ihr geschlummert hatte. Vorsichtig schob Paul sie von sich. »Anouschka, wir haben doch noch so viel Zeit vor uns. Ich bin unruhig – lass uns erst fliehen.«
Sie nickte mit einem verzückten Lächeln. »Ja, du hast recht, Geliebter. Ich will alles tun, was du willst.« Noch einmal bedeckte sie seine Brust und Arme mit schnellen Küssen, bevor sie ihm die löchrige Decke, die auf seiner Pritsche lag, über die Schultern legte.
»Komm!« Er zog sie mit sich, doch als sie an der Tür waren, hörte man harte Stiefeltritte, die sich klackend und laut über den Betonboden näherten. Der Schlüsselbund klirrte.
»Was ist das?«, Anouschka fuhr erschrocken zurück. Die Eisentür schlug gegen die Mauer, so heftig wurde sie aufgestoßen.
»Höh – Sobaka!« (Verdammt), brüllte eine grobe Stimme, und Paul rann das vorher so erhitzte Blut plötzlich wie Eiswasser durch die Adern. In der Tür stand Fjodor, der bullige russische Offizier, Anouschkas Ehemann. Er war betrunken, sein Gesicht stark gerötet, und er schwankte sichtlich.
»Swinja (Schwein)«, grollte er unheildrohend in seine Richtung. »Was du machen mit meiner Frau?« Eine
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