Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)
das Gelände und vor allem die Bunker im felsigen Gelände aus der Ferne erfolgreich bombardiert werden konnten, würden die Panzer-Divisionen am tiefen, gut verteidigten Panzergraben mit seinen Drahtverhauen und unzähligen Hindernissen sicher schon bei der ersten Angriffswelle scheitern. Außerdem erwarteten kampfbereite Russen sie gerade an dieser Stelle, und so würde es hohe Verluste geben.
Ein weiterer Plan stand jetzt im Raum, der erwogen und mehrfach als zu unsicher und gefährlich verworfen wurde, bis General von Manstein ihn wieder aufgriff und leidenschaftlich verteidigte. Wenn man nun den Angriff im Norden nur vortäuschte, um die Aufmerksamkeit des Gegners auf diesen Punkt zu lenken, sich aber zur gleichen Zeit unbemerkt von der Seeseite her näherte? Eine tollkühne Idee, und wenn das Wagnis glückte, hatte man gewonnen. Nach einigem Hin und Her wurde beschlossen, bemannte Sturmboote ostwärts von Feodosia auf den Weg über das nächtliche Meer zu schicken. Sie sollten sich leise rudernd heranpirschen – erst ganz nahe am Ufer die Motoren anlassen. Das Unternehmen war gewagt, schwierig, von Zufällen abhängig und deswegen hoch gefährlich. Bis tief in die Nacht hinein saß der General mit seinem Stab über den letzten Planungen. Dann war die »Operation Störfang« festgelegt.
Wenn das Durchbrechen an der südlichen Front gelang, die Sturmboote unbemerkt zur Landung kamen, konnte es gelingen, die Sowjets von der Krim und aus der Festung Sewastopol zu vertreiben.
Schnell hatten sich mutige Männer gefunden, die mit dem Navigieren von Booten vertraut waren. Alle dafür eingesetzten Soldaten ahnten, dass es ein Selbstmordkommando sein konnte, aber sie zögerten keine Minute, auch wenn sie genau wussten, dass, wer im Boot auf den schwankenden Wellen trieb, im Fall einer Entdeckung als Zielscheibe diente und keine Rettung mehr erwarten konnte.
Paul hatte sich freiwillig gemeldet, da er mit seinem Vater oft genug auf den stürmischen Wellen der Ostsee gesegelt war und die Tücken des Meeres kannte. Alle hofften, dass man mit einer täuschenden List, einem einzigen Schachzug den Gegner auf einen Schlag mattsetzen konnte! Der Befehl erging, die Vorbereitungen liefen an. Die »Operation Störfang« konnte beginnen.
Während großer Gefechtslärm im Norden anbrach, wurden auf der anderen Seite still und heimlich Sturmboote und Waffen über die Felsen geschleppt und nicht ohne Mühe zu Wasser gelassen.
5. Kapitel
» O PERATION S TÖRFANG«
Die mit großer Spannung erwartete Nacht der »Operation Störfang« kam heran, in der der tollkühne Plan von Mansteins zur Ausführung gelangen sollte. Unaufhörliche Bombenwürfe sollten alle Geräusche am Nordufer der Bucht überdecken. Es schien, als würde an dem wilden und zugleich faszinierend lieblichen Küstenstreifen der Krim die Welt untergehen, so heftig prasselte das deutsche Feuer auf die russischen Linien ein, versuchte die Artillerie, mit Werferabteilungen und schweren Geschossen den Feind zu verblüffen und einzuschüchtern. Doch das alles war nur Theater, wurde nur inszeniert, um von der wahren Absicht abzulenken: Während die gesamte Aufmerksamkeit der sowjetischen Abwehr auf die Angriffe im Norden gerichtet war, sollten sich indessen vierzig Sturmboote ohne eingeschalteten Motor von Feodosia aus im Rücken zur Parpatschstellung über das Schwarze Meer auf den Weg machen und sich nahezu unsichtbar von der Seeseite dem Panzergraben nähern.
Ein kalter Wind wehte, der Himmel zog sich zusammen, und es begann, leicht zu regnen, als sich Paul nach dem anstrengenden und komplizierten Beladen der Boote mit Waffen als Letzter einschiffte. Ein Sturmboot nach dem anderen war um ein Uhr nachts bereits so geräuschlos wie möglich zu Wasser gelassen worden, Gruppe um Gruppe war zugestiegen, hatte abgesetzt, und nun schaukelten die Stoßkompanien unbemerkt die Küste entlang über die Ssewerjana-Bucht nach Osten. Dienächtliche See war bewegt und in der Schwärze der Nacht zerflossen Himmel und Horizont zu einer undurchsichtigen Mischung. Die Brandung mit den hoch gischtenden Wellen durfte nicht unterschätzt werden, und die Männer ruderten leise, aber mit allen verfügbaren Kräften, um die Annäherung zum Südufer möglichst lautlos und schnell zu vollziehen.
Die tintenschwarze Nacht erhellte sich in Abständen in der Ferne vom Feuer der krachenden Granatwerfer und dem Prasseln der Artillerie. Paul fror, obwohl ihm vom heftigen Rudern der Schweiß auf der
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