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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Unterschlupf bieten?«
    »Nicht, wenn es ein Jude wäre!«, gab Marga trotzig zurück und wölbte die Unterlippe vor.
    »Ich muss gehen«, Magdalena gab entmutigt auf und reichte ihr die Hand. In Marga würde sie nie und nimmer eine Komplizin finden. »Ab morgen bin ich wieder bei den Vorlesungen!«
    Im Haus war es immer noch seltsam still, als sie zurückkehrte. Hanna ruhte sich wohl noch von der durchwachten Nacht mit Jakob in ihrem Dachkämmerchen aus und Mama schlief immer noch ihren Rausch aus. Eines war ihr klar: Hanna musste sobald wie möglich hier weg – aus der Stadt hinaus, am besten in ein anderes Land. Im deutschen Reich war sie nirgendwo mehr sicher. Aber wie sollte das geschehen?
    Ein dumpfes Geräusch aus den Schlafräumen, wie ein schwerer Fall auf den Boden, schreckte sie auf. Wie der Wind lief sie die Treppe hinauf. Vor Mamas Zimmer blieb sie einen Augenblick zögernd stehen. Irgendetwas hielt sie ab, sofort einzutreten. Die Stille war jetzt unheimlich. Langsam öffnete sie die Tür. Die Gardinen waren zugezogen, es herrschte Dämmerlicht. »Mama?«, rief sie leise, während sie fühlte, wie ein Zittern ihren ganzen Körper erfasste. »Mama?« Sie trat ans Bett, doch es war leer. Entsetzt wanderten ihre Augen weiter, und sie starrte auf das Bild, das sich ihr bot: Die Mutter lag rücklings, mit ausgebreiteten Armen, reglos am Boden, die Augen starr und offen gegen die Decke gerichtet. Sie stürzte auf sie zu und wollte sie in ihre Arme nehmen, sie hochziehen. Erst, als sie sich zu ihr hinabbeugte, begriff sie, was geschehen war.

6. Kapitel
D IE L AGE WIRD ERNST
    Das feiste, grinsende Gesicht des russischen Soldaten verzerrte sich durch mehrere Einschüsse, er sackte zusammen und stürzte in den Sand. Als Paul sich umwandte, bemerkte er einen Trupp näher gekommener deutscher Pioniere, die die Waffen senkten. Sie waren ausgeschwärmt, um die Bucht zu sichern.
    »Danke für die Rettung, Kameraden! Das war knapp!« Erst jetzt bemerkte er, wie verzerrt seine Worte zwischen den krampfartig zusammengebissenen Zähnen klangen. Ihm war immer noch kalt.
    »Wo kommt ihr denn her?«, rief ihn der Truppenführer erstaunt an, der unter seinem Stahlhelm einen übernächtigten und erschöpften Eindruck machte.
    »Von der Besatzung der Sturmboote! Wir haben einen Treffer abgekriegt, sind gekentert und an Land geschwommen!« Er deutete auf Hans, der sich mit schmerzverzogenem Gesicht auf den Boden gesetzt hatte. »Mein Kumpel ist verletzt! Er hat wohl auch Blut verloren.«
    »Ich kann leider nicht mehr für euch tun«, erwiderte der Feldwebel eilig, Hans nur mit einem flüchtigen Blick streifend, »wir sind mit allen Leuten im Einsatz, haben Befehl, den Kameraden da drüben beizustehen und den Kessel zuzumachen.« Er wies in die Richtung des rauchenden Hafens von Sewastopol und zerrte im Weitermarschieren noch ein paar Verbandspäckchen aus seinem Tornister, um sie Paul zuzuwerfen. »Am besten, ihr steigt ganz nach oben«, rief er noch über die Schulter zurück, »dort stoßt ihr auf den Rest der Truppe. Meldet euch, die können jeden Mann brauchen.«
    Paul sah zur Höhe der steilen Felswand mit ihrem schwindelerregenden schmalen Pfad auf, und ihn packten leise Zweifel. Als Erstes hob er das Päckchen Mullbinden auf und begann, den verletzten Kameraden zu verarzten. Die Wunde schien nicht allzu tief, aber die Kugel steckte noch drin, und es blutete ziemlich. Dann zog er sein nasses Hemd aus und streckte sich neben Hans der Länge nach auf dem Felsplateau aus, das von der Sonne etwas angewärmt war. Seine Muskeln zitterten immer noch unaufhörlich, vom Schock der Erlebnisse oder vom kalten Wasser, aber er spürte, wie sie sich unter den stärker werdenden Sonnenstrahlen langsam beruhigten. Sie mussten sich erst etwas ausruhen, bevor sie es wagen konnten, weiter aufzusteigen.
    Aus dem Morgennebel, der sich allmählich lichtete, sah er hinter ihnen auf dem kleinen Vorsprung die Trümmerlandschaft einer in die Felsen geschlagenen Festungsanlage auftauchen. Von dort ertönten gedämpft vereinzeltes Gewehrfeuer und immer wieder neue Sprengungen. Es sah so aus, als bliebe den wenigen Überlebenden angesichts der deutschen Übermacht nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Paul richtete sich auf, kniff die Augen zusammen, um in der Ferne Genaueres erkennen zu können. Die Sonne beschien jetzt deutlich herausgeschlagene Felsentrümmer, zwischen denen Leichen lagen, von denen bereits ein penetrant süßlicher Geruch

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