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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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ausging, der nach oben stieg. Die Pioniertruppe von vorhin stürmte weit voran und hatte bereits den Strandstreifen der Bucht in Richtung Sewastopol besetzt, während das nahe Rauchfeuer der Geschütze den lieblichen Morgen verdunkelte.
    »Schau sich einer das da unten an!« Er wandte sich Hans zu und deutete auf die Felsenhänge am Nordufer der Bucht, von der immer neue Detonationen Kunde von der Eroberung neuentdeckter Bunker und Höhlen gaben, die tief in die Felsen hineinreichten und deren Bewohner sich verzweifelt verteidigten. »Die geben nicht auf«, murmelte er, »lieber bringen sie sich um, als in Gefangenschaft zu geraten.«
    Sein Blick streifte die steilen Ufer der Küste mit den zackigen Einschnitten. »Wie geht es dir? Traust du es dir zu, am Grat raufzusteigen?«
    Hans betrachtete mit flackerndem Blick die Felswand, presste die Lippen zusammen und zog ächzend sein Bein hoch, um es von allen Seiten zu betasten. »Weiß nicht, ob ich das schaffe – die Wunde tut ziemlich weh. Aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«
    Unten auf dem Meer, von der anderen Seite her, tauchten aus dem Dunst des Morgens plötzlich zwei dunkel gestrichene Boote auf, die sich kaum von der blauen, bewegten Wasserfläche abhoben. Sie landeten in der durch eine weit ins Wasser reichende Landzunge getrennten, zweiten Bucht und legten dort am steinigen Strand an. Undeutlich konnte Paul eine Gruppe Bewaffneter erkennen, die ausstiegen und an Land gingen. »Verdammt noch mal, siehst du das ? Das könnten russische Soldaten sein – oder Partisanen! Ich glaube, wir sind jetzt genau zwischen den beiden Fronten. Wenn die uns erwischen, dann gute Nacht! Wir müssen nach oben, und zwar so schnell wie möglich! Komm, ich helfe dir!«
    Hans stöhnte auf. »Ich bin nicht schwindelfrei – und der Schmerz …«
    Paul ließ seinen Einwand nicht gelten. »Beiß die Zähne zusammen – wenn du hierbleibst, bist du so gut wie tot! Komm, wir gehen erst mal über das gerade Stück zu den Felsen da«, er wies auf einen der unweit umherliegenden Felsentrümmer, »und dann steigen wir Schritt für Schritt auf. Wenn ich mich nicht irre, gibt es sogar eine schmale Spur; sieht wie ein Pfad aus.« Er beschattete die Augen mit der Hand. »Da, an dem seitlichen Gestrüppfindest du Halt. Und wenn es dir zu steil wird«, er schnallte seinen Gürtel ab und reichte ihm das andere Ende, »dann ziehe ich dich damit hoch.«
    Hans ließ seine skeptischen Blicke über die Felsabhänge schweifen und nickte mit gequältem Ausdruck. Er war blass geworden. »Gut, ich versuche es. Aber in den Felsen sind wir doch lebendige Zielscheiben!«
    »Kommt ganz darauf an, ob die Russen ausgerechnet jetzt Zeit haben, auf zwei einzelne Männer zu schießen«. Es sollte spöttisch klingen, doch Paul fühlte ein Grummeln im Magen und das Zittern in Kiefer und Armen wurde wieder stärker. »Sie haben jetzt wirklich zu tun, sich selbst zu verteidigen.« Eine neue Explosion von den Sapun-Höhen her unterstrich seine eher flapsig gemeinte Bemerkung. »Überhaupt sieht es ganz so aus, als hätten unsere Leute einen entscheidenden Vorteil errungen. Das ganze Terrain ist bereits in deutscher Hand. Da!« Er deutete auf den Ort, von dem aus schwarzer Qualm zum Himmel stieg, aus dem helle Flammen schlugen. Das Fort Sewastopol auf dem Felsen im Meer schien jetzt zu brennen, und die stärkste Festung der Welt zitterte bis auf ihre Grundmauern. Über die davor liegende Ssewernaja-Bucht fegte unablässig donnerndes Geschützfeuer aus allen Rohren der deutschen Division, und Meer und Land lagen unter einer dunklen Rauchwolke.
    »In der Festung kämpfen sie bis zum letzten Mann! Aber bald werden sie sich ergeben müssen.«
    »Diesen Zeitpunkt können wir jetzt leider nicht mehr abwarten!«, versuchte Paul zu scherzen und deutete zu der Truppe russischer Soldaten hinüber, die die benachbarte Bucht über die Felsen erreicht hatten und nun mit schussbereitem Gewehr von einer Deckung zur anderen über den Kies geradewegs in ihre Richtung liefen.
    »Los, komm! Das schaffen wir!«, ermunterte ihn Paul und überquerte das Plateau und schlug den Pfad aufwärts ein. Hansfolgte ihm humpelnd, so schnell es sein verletztes Bein erlaubte. Geduckt liefen sie hinter den Geröllbrocken entlang. Aber der schwierigste Teil lag noch vor ihnen – der Aufstieg durch das steile, steinige Gelände. Paul riss einen neuen Streifen aus seinem Hemd und band ihn über Mund und Nase, denn der von unten kommende

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