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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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lauschten sie in die Nacht hinein, doch in diesem Augenblick ertönte ein heiserer Ruf zusammen mit dem Bellen eines Hundes, das sofort in jämmerlichem Gewinsel erstarb.
    »Zurück! Gas geben!«, schrie der Soldat im Scheinwerferlicht und lief zum Wagen. »Los! Alle Mann kehrt! Da ist was im Busch.«
    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da fiel ein Schuss und er stürzte rücklings nach hinten auf die Straße. Hans, der sich am Steuer zusammengeduckt hatte, ließ sich vom Sitz rollen, um sich hinter dem Fahrzeug in Sicherheit zu bringen. Er fiel direkt auf seinen Kameraden, der reglos und blutend unter ihm lag. Doch er hatte nicht einmal Zeit zu erschrecken oder gar den Kopf zu heben. Es war, als bräche aus dem nur hundert Meter entfernten Wäldchen plötzlich die Hölle los. Die Partisanen stürzten hervor, Mündungsblitze zuckten auf, die Feuerbälle der Einschläge erhellten den nachtschwarzen Himmel. Doch ihre Position zeigte sich als nicht so vorteilhaft wie erwartet. Der Fahrzeugtross war gerade noch rechtzeitig zum Stehen gekommen, und zwar so, dass es den auf der Lauer liegenden Partisanen nur von vorne gestattet war, anzugreifen und nicht, wie geplant, weiter hinten im Waldgebiet, wo sie den Feind hätten einkreisen können. Flammenwerfer zischten den Soldaten entgegen, Maschinengewehrfeuer knatterte, und Panzerabwehrkanonen fuhren wie kleine Tötungskommandos unter die Kolonne. Deren drei große, begleitende Panzer waren bereits über die Wiese nach vorn gerollt, um sich als Schutzschild aufzustellen, während sie ein gnadenloses Sperrfeuer eröffneten, das die Partisanen nach und nach in den Wald zurückdrängte.
    Anouschka lauerte im Graben eines ausgetrockneten Flussbettes und hielt den Atem an, während sie das Gefecht beobachtete. Warum hatte sie vorhin die Nerven verloren? Was war bloß mit ihr los? Wo war ihre frühere Kaltblütigkeit geblieben? Die Deutschen mussten die Unsicherheit gespürt haben, die sie plötzlich gepackt hatte. Sie hatte einen Fehler gemacht, den Befehl Sergej Alexandrowitsch mangelhaft ausgeführt – nicht das getan, wozu sie in langen Monaten ausgebildet worden war. Und dann war sie auch noch fortgelaufen – dadurch hatten die Deutschen erst recht Verdacht geschöpft! Sie ließ den Kopf auf die Armbeuge fallen, als sie sah, wie nun die Partisanen eingekreistund gegen die Felswand gedrängt wurden, anstatt umgekehrt. Der lange Wagenzug mit dem außerordentlich wichtigen Reservematerial für die deutsche Armee war durch ihre Schuld den Genossen entgangen! Sie hatte versagt, sich im entscheidenden Moment von Bedenken und dummen Gefühlen überwältigen lassen! Sie raffte sich auf, kletterte aus dem Graben, doch ein Schuss, der nur knapp an ihrer Wange vorbeizischte, erinnerte sie daran, dass sie ja immer noch die deutsche Uniform trug! In einem eingeübten Reflex warf sie sich hin, sprang wieder auf und lief im Zickzackkurs auf das kleine Gebüsch zu, hinter dem sie ihr Krad versteckt hatte. Erleichtert packte sie den Lenker und wollte es gerade anlassen. Irgendjemand sprang ihr plötzlich in den Rücken und sie kippte mitsamt der Maschine zu Boden. Ein Gewehrlauf bohrte sich hart in ihre Rippen und ließ sie auf den Bauch landen. Sie drehte den Kopf und sah in das Grinsen eines Partisanen mit schmutzigem Gesicht und funkelnden Augen, der seine Pistole auf sie gerichtet hatte.
    »Gnade Brüderchen!«, flehte sie in russischer Sprache mit erhobenen Händen und richtete sich halb auf, »du irrst dich; ich bin auf eurer Seite.«
    Der Mann zögerte einige Sekunden. In diesem Moment erblickte Anouschka hinter seinem Rücken einen deutschen Soldaten, der ihr zu Hilfe kommen wollte. Der Partisane, durch ihren Blick gewarnt, wandte nur ganz kurz den Kopf, doch das genügte Anouschka, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Er duckte sich jedoch blitzschnell und versetzte ihr dabei einen harten Stoß. Beide rollten zu Boden. Der Partisane sprang als Erster auf und versuchte, zum schützenden Wäldchen zu fliehen. Doch die nächste Kugel erreichte ihn mitten in seinem Lauf, und er sackte mit einem heiseren Schrei wie unter einem heftigen Hieb in die Knie, überschlug sich und rollte wie eine leblose Puppe den Abhang hinunter.
    »Das war knapp, Kamerad …«, konnte Hans gerade noch sagen,bevor er die Pistole senkte. Doch dann blieb ihm der Mund offen stehen. Er starrte erstaunt auf Anouschka, der bei dem Kampf der Stahlhelm vom Kopf gerutscht war und nun ihre langen schwarzen

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