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Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition)

Titel: Königsberger Klopse mit Champagner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Berger
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Willi. »Der wird dir eines Nachts die Kehle durchschneiden! Komm mal her Bursche, nimm einenSchluck, moi druk (mein Freund)...« Er schwenkte die Schnapsflasche.
    Sascha errötete, blieb aber sitzen.
    »Lass ihn doch in Ruhe!«, mischte sich Hans ein. »Der tut ja keinem was. Ist ja fast noch Kind – wohl kaum älter als fünfzehn!«
    »Siebzehn!«, verbesserte Paul. »He, Sascha, komm doch mal her!«, winkte er dem Jungen, doch der schüttelte den Kopf und begann die Pfanne zu säubern, indem er sie mit einem Büschel Blätter ausrieb. In diesem Augenblick begann es, aus der Ferne zu pfeifen und zu donnern.
    »Geht das jetzt schon wieder los!«, knurrte Hans ungnädig, doch nach einem heftigen Einschlag ganz in der Nähe, bei dem die Erde bis zu ihnen hinüberspritzte, suchte er hinter einem Baum Deckung und warf sich wie alle anderen platt auf den Boden. Ein neuer Treffer zerfetzte die Zeltwand wie Papier und ließ sie in Flammen aufgehen. Pfanne und Topf waren umgefallen und alles wurde durcheinander gewirbelt.
    »Na das kann ja munter werden!« Willi hob erst nach einer Weile vorsichtig den Kopf. »Schätze, wir müssen uns hier einen stabileren Bunker bauen, sonst fliegt uns die Hütte beim nächsten Beschuss noch ganz um die Ohren!«
    »Und wir mit«, fügte Hans hinzu und kroch aus dem schlammgefüllten Graben, in den er mit dem eingeübten Reflex Hals über Kopf hineingesprungen war. »Eine Sauerei ist das!«, schimpfte er, schüttelte den Dreck aus seinen Klamotten und wischte die Schmutzspritzer aus dem Gesicht. Er starrte auf die heruntergebrannte Plane.
    Sascha, blass wie ein Leintuch und zu Tode erschrocken, saß immer noch halb gebückt an seinem Platz am erloschenen Feuer und hielt die Pfanne in der Hand, an der ein Granatsplitter abgeprallt war. Wie ein Schutzschild hatte sie ihn vor dem sicheren Tod bewahrt.
    »Glück gehabt, Junge!«, rief ihm Paul zu, »aber das nächste Mal musst du dich etwas schneller in Sicherheit bringen!«
    Dieser betrachtete die zerbeulte Pfanne von allen Seiten, warf einen dankbaren Blick zum Himmel, bekreuzigte sich mehrfach und küsste das Heiligenbild, das um seinen Hals hing.
    »Kein Wunder, dass die Bolschewiken den nicht behalten wollten! Der ist denen zu gläubig.« Willi pickte die Reste aus seinem Kochgeschirr. »Aber für uns bist du in Ordnung, Kleiner. Deine Knoblauchbratkartoffeln waren ungewöhnlich, aber wirklich gut! Und nächstes Mal nimmst du besser einen Stahlhelm, um deinen Kopf zu schützen!« Er stülpte ihm den Helm über den Kopf und brach dann in Lachen über das verdutzte Gesicht Saschas aus. Erst als die anderen lauthals mit einfielen, zog ein breites Grinsen über das Gesicht des Jungen.
    »Ich lärnen!«, brachte er stolz hervor, »aber niemals Angst habä, niemals!«
    Die anderen schmunzelten mit der Nachsicht der Älteren, während herabrieselnde Regenschauer die letzte Glut an den Zeltplanen von selbst löschten.
    In den nächsten Wochen waren die drei fast nur damit beschäftigt, in mühsamer Arbeit Birkenstämme zu zersägen und damit einen provisorischen Schutzwall gegen die russischen Dauerangriffe aufzubauen. Der Regen rauschte unablässig weiter aus grau zusammengeballten Wolken, fiel wie eine Flut vom Himmel, die Mensch und Material durchtränkte und den trockenen Boden in ein einziges, schmutziges Wasserloch verwandelte. Das unberechenbare Wetter veränderte die Situation und die Deutschen, überzeugt, den Sieg bereits in der Tasche zu haben, sahen sich gezwungen, wegen der unerwarteten Naturgewalten ihre Taktik zu ändern. Durch das Einsetzen der Regenperiode kam der Kampf auf beiden Seiten fast völlig zum Stillstand, denn in den endlosen Sümpfen um Leningrad gab es mit einem Mal kein Vorwärtskommen mehr. Das Transportieren von Waffenund Geräten schien ein Ding der Unmöglichkeit, und der Boden des aufgeweichten, morastigen Geländes entwickelte sich plötzlich zu einem Schwamm, der Material wie ein durstiger Moloch schluckte und Fahrzeuge und Panzer wie Spielzeuge in seinen matschig-klebrigen Grund saugte, aus dem man sie nur schwer wieder herausbringen konnte.
    Hitler, von der neuen Lage informiert, deren Ausmaß er jedoch aus der Ferne nicht so genau einschätzen konnte, erteilte nun den Befehl zum Stillhalten, dem »Aushungern« der Stadt unter weiterer intensiver Belagerung und scharfem Beschuss. Die zusätzlich angeforderte Bodenunterstützung AR 62, der Paul nun angehörte, war allerdings von Regen und Schlamm wie

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