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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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bereits eifrig flaniert, zahlreiche Kutschen kamen stadtaus- und einwärts vorbei. Ein für Sonntag anberaumtes Erntedankfest, das die Königinmutter in Schloss und Garten von Monbijou auszurichten gedachte, füllte Berlin mit vornehmen auswärtigen Gästen. Ein besonders hübsches, rotes Gefährt mit goldenen Wappen scherte aus dem Korso aus und steuerte das Portal der »Neuen Welt« an. Zwei blau livrierte Lakaien sprangen behände von den schmalen Trittleisten an der Rückseite des Kutschkastens ab. Der eine klappte ein bewegliches Treppchen unter der Türe aus, während der Zweite seinem teuer kostümierten Herrn den Schlag aufhielt. Nur einen kurzen Augenblick nahm der Ausgestiegene sich Zeit, mit einem grazilen Stöckchen den Berliner Boden auf seine Tragfestigkeit zu prüfen, dann schwang er seinen bunten Federhut aufs Haupt und bewegte sich eilig vorwärts.
    Ärgerlich beklagte von Beeren die dünnen Wände dieses Bauwerks, die nicht eben einen ruhigen Aufenthalt erwarten ließen. Ein Rumpeln im Nachbarraum hatte ihm endgültig angezeigt, dass der neue Gast unmittelbar neben ihm logierte. Leider gab es eine frühere Verbindungstür zwischen den beiden Räumen, die den Schall noch im verschlossenen Zustand kaum behinderte. Von Beeren verfolgte genau, wie die Bagage abgestellt und die hauseigenen Träger mit einem hohen Trinkgeld abgefertigt wurden, denn durch die wurmstichigen Bretter konnte er sogar ihr erstauntes Dankesmurmeln hören. Unter Aufbietung aller Kraft ging von Beeren daran, den breiten eichenen Kleiderschrank vor die Tür zu rücken, was den Geräuschen, wie er hoffte, Einhalt gebieten würde.
    Noch bevor er das schwergewichtige Möbel bis zum Türrahmen geschoben hatte, war im Nebenraum bereits ein erster Besuchereingetroffen. Da ihm die Masse des hölzernen Ungetüms ohnehin eine Pause abnötigte und die Worte ›Hohenfließ‹, ›Erbfolge‹ sowie ›Provokation‹ nun doch einen nicht ganz uninteressanten Gesprächsgegenstand verhießen, hielt von Beeren kurz in seinem Tun inne. Im Nachbarraum war es für den Moment ruhig geworden, da man sich offenbar durch das Möbelrücken gestört fühlte. Die Stimmen kamen anschließend etwas gedämpfter, blieben aber dennoch klar und vernehmbar. Das schnarrende Organ, das sich jetzt hervortat, war unzweifelhaft das seines geschäftigen Nachbarn.
    »Se. Landgräfliche Durchlaucht sind nunmehro weniger denn je gewillt, die Zumutungen des
roi charmant
tatenlos hinzunehmen. Die pragmatische Sanktion über die Anerkennung der Braunfeldischen Erbfolge soll plötzlich, nach zwei Jahren der Ruhe, da wir dies Thema schon für nachhaltig abgetan hielten, nun doch angefochten werden und das Land nach kinderlosem Ableben unseres allergnädigsten Fürsten und Herren aufgrund eines alten, 1664 geschlossenen Vertrages an Brandenburg fallen. Die Braunfelder intervenierten erfolglos. Der Brandenburger will die Sache militärisch abtun und wartet nur auf den letzten hochfürstlichen Atemzug aus Hohenfließ.«
    »Man stelle es sich vor! Der
homme des lettres
als mordlüsterne Bestie«, schaltete die zweite, fistelige Stimme ein, die dem Besucher zugehörte.
    »Nun ja, ganz so ist es freilich nicht. Und doch scheint es besiegeltes Ansinnen des Brandenburgers, seine Chancen zu nutzen, wo immer sie sich bieten. Rücksichtslos! Wir haben seine Proklamation vor Wochen mit sieben Siegeln erhalten. Jakob Heinrich, der sanftmütige Landesvater, ist über diesen Schreckensvisionen sogar auf dem Totenbett noch einmal tüchtig aufgewacht. Doch es ist wohl nur ein letztes Aufflackern der Lebensgeister.
    Bevor ich vor vier Tagen Richtung Bebra abfuhr, stand sogar sein träger Beraterstab, der sich bislang nur durch das eindringliche Geräuschvernehmen ließ, das die Atemluft verursacht, wenn sie von den Schlafenden unbeherrscht ausgestoßen wird, in hellen Flammen der Begeisterung. Alles loderte mit wilden Verwünschungen gegen den brandenburgischen Goliath. An den Straßenecken unserer edlen Residenzstadt Hohenfließ ergeht man sich tapfer in den wildesten Schmähreden.«
    »Die Schnurrkatzen zeigen Zähne und Krallen«, bekräftigte papageienhaft die zweite Stimme.
    »Und es ist an der Zeit, es ist hohe Zeit! Viel zu lange haben wir zu den Demütigungen geschwiegen. Man ist nicht mehr lange Dachs, wenn die Meute schon vor dem Bau hechelt. Wenn wir uns jetzt nicht rühren, wird aus Hohenfließ ein zweites Herstall, aus Braunfeld ein zweites Lüttich. Nicht auszudenken, dass in

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