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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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ungerührt:
    »Egal wie. Wir müssen ihn heute aufnehmen. Befehl des Königs. Staatsraison. Wir haben schon ganz anderes gedeichselt, so werden wir auch das über die Bühne bringen. Hauptsache, die Form wird gewahrt. Ich werde ihm später alles in Ruhe erklären.«
    »Um Himmels willen, Jordan«, empörte sich von Bielfeld, »das geht doch nicht! Es verstößt gänzlich gegen die Statuten. Der Eintritt soll freiwillig sein und nicht auf Überredung basieren. Wie kann er wissen, was mit ihm geschieht in seinem Zustande, geschweige denn eine Entscheidung treffen?«
    »Aber es ist ja sein Wille, er hat es mir heute Mittag gesagt. Herrje, Bielfeld, so schickt Euch in Gottes Namen darein, uns bleibt ja gar keine Wahl. Wir können nicht jeden Tag eine solche Sitzung anberaumen, und die Zeit drängt höllisch, glaubt mir. Morgen könnte es schon zu spät sein.« Er übertrieb absichtlich ein bisschen, um den anderen umzustimmen. Es hing ja im Grunde nichts daran. Aber die Anordnungen des königlichen Freundes mussten nun einmal stets sofort in die Tat umgesetzt werden, selbst wenn es schwerfiel.
    Bielfeld wusste nicht, worum es hier genau ging. Doch er gab es auf, weiter darüber nachzudenken, und so geschah etwas, was für die Geschichte des ›Berliner Großorients‹ wohl einmalig geblieben ist und von jeder Chronik daher tunlichst verschwiegen wurde. Mit einem kalten Wasserguss über den Kopf, was eigentlich nicht zum Zeremoniell gehörte, gelang es, Langustiers Lebensgeister notdürftig zu beleben. Mehrmals während der Prozedur, die zu straffen niemand autorisiert war, nickte er jedoch wieder ein. Aus Staatsräson verzichtete der fragende Jordan darauf, Langustier der gleichen philosophischen Geistesprüfung zu unterziehen wie seine beiden künftigen Mitbrüder, denn es hätte ihm schwerlich zum Vorteil gereicht.
    Zwei starke Helfer unterstützten ihn schließlich, als der Ritus seinem symbolischen Abschluss entgegenging. Drei starke Schläge an die Eingangspforte der Loge tat Langustiers Hand, der hierüberwieder dauerhaft zu erwachen schien und die denkwürdigen Sätze sprach:
    »Wer suchet, der findet. Wer bittet, dem wird gegeben. Wer klopfet, dem wird aufgetan.«
    Immerhin durfte man nunmehr sicher sein, keinen Ahnungslosen vor sich zu haben, denn nichts anderes hatte das Klopfen im Verständnis des Ordens zu bedeuten.
    Man verband Langustier die Augen, was aber kaum nötig gewesen wäre, und es folgte die so genannte »Wanderung«. Dreimal wurde der Arbeitstisch, das heißt der Teppich umkreist – alles geschah im Übrigen dreimal, was bei mystischen Handlungen üblich ist. Jordan und die Aufseher führten Langustier zum Altar der Wahrheit, wo sie seine rechte Hand auf die »großen Lichter«, will sagen: auf Bibel und Winkelmaß legten, zum Zeichen, dass er gewillt war, an Religiosität und Rechtschaffenheit festzuhalten. Jordan war überzeugt, ihn bereits gut genug zu kennen, um über diesen Punkt beruhigt zu sein. Sie ließen den Schwerfälligen vor dem Heiligtum der Freimaurer in die Knie sinken und lasen ihm seine Pflichten vor.
    »Herr, ich beschwöre meine Unschuld«, kam es gemurmelt von seinen Lippen, was leider ganz und gar nicht intendiert war.
    Verschwiegenheit zumindest, die oberste Schuldigkeit, durften die Maurer von Langustier gewiss erwarten, denn er würde später sicherlich keinerlei Erinnerung hieran haben. Drei Hammerschläge Bielfelds auf den heiligen Grundstein vollendeten die Zeremonie. Die beiden anderen Kandidaten hatten sich bemüht, Langustier nicht weiter zu beachten, und waren bei sich übereingekommen, dass dies mitzuerleben die seltsamste Probe war, die man ihnen je auferlegt hatte.
    »Geschlossen, mein Bruder, ist nun der Bund fürs ganze Leben. Erhebe dich jetzt!«
    Langustier ›wurde erhoben‹ – allein hätte er es schwerlich geschafft –, von der Augenbinde befreit und grunzte, gähnte. Manhielt seine daraufhin erfolgenden Lautäußerungen für den aufrichtigen Wunsch nach Erleuchtung und schien trotz der ungewöhnlichen Verfassung des Suchenden von seiner inneren Anteilnahme überzeugt. Langustier, der nun dem Ablaufplane der Einweihungszeremonie gemäß die Stufe der inneren Wiedergeburt hätte erreicht haben sollen, seufzte indes, verdrehte kurz die Augen und schnarchte. Von der Belehrung profitierte er nicht mehr, und seine feierliche Begrüßung seitens der nun mit ihm zu gleichem Streben und in einem Geiste verbundenen Brüder blieb ihm unbewusst. Handschuhe,

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