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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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zu bespotten und zu belächeln, hatte sich, nach genügsamer Betrachtung der durchaus reizvollen floralen Staffage und Illumination, damit abgefunden, dass dieses Fest nicht anders verlaufen würde als gewöhnlich – wie Feste überall in der Welt zu verlaufen pflegten: Wer sein Vergnügen mitbrachte, fand es; wer es dagegen suchte, würde sich vergeblich bemühen.
    Bereits leicht ermüdet von den zahllosen kleinen Konversationsbrocken, die er auf seinem Weg zum Flussufer hatte von sich geben müssen, lehnte er an der Brüstung des kleinen Landungspunktes, welcher, etwas vorgelagert gegen die restliche Begrenzungsmauer, einen schönen Ausblick auf den im letzten Sonnenlicht glitzernden Fluss mit seinen zahlreich vorüberfahrenden Booten gewährte.
    Die am Flusshorizont versinkende Sonne bescherte der Festlichkeit einen ersten unvorhergesehenen Höhepunkt in Gestalt einer Abendröte von selten gesehener Stärke. Und während die Augen aller am Flussufer stehenden Gäste noch den riesigen, roten Glutball bestaunten, näherten sich von Charlottenburg her – förmlich direkt aus der Sonne – einige schwer beladene Boote: die Köche der auswärtigen Schlossküche mit dem letzten Gang des Menüs. Unter lebhafter Anteilnahme des Publikums ging ihre Landung vonstatten. Schuld daran waren jedoch nicht nur die pompösen Gebirge aus Marzipan und Kuchen, die in einer nervenaufreibenden Prozedur über die breite, steile Treppe hinauf aufs sichere Land zu heben waren, bevor sie, angeführt von der spätbarocken Gestalt des zweiten königlichen Hofküchenmeisters, in gesetzter Prozession zu den aufgeschlagenen Zelten getragen werden konnten. Neben den Gebirgen aus Marzipan erregte freilich auch die bildhübsche Begleiterin des Patrons einiges Aufsehen, die wie eine Prinzessin an der Hand eines Brautführers einherschritt.
    Marie Langustier war selig, ihren Vater begleiten zu dürfen. Füreine Zigarre von feinstem sächsischem Blatte hatte sich der Haushofmeister der Königinmutter zu einer kleinen Ergänzung der Gästeliste bewegen lassen. Da diese ohnehin weit über 300 Einträge aufwies und die Namen der wenigen per Schiff anlangenden Gäste weder registriert noch verlesen wurden, hätte es dieses Umstandes eigentlich gar nicht bedurft. Von der Witwe Stolzenhagen, mit der sich Marie seit ihrem Alleingang ausgezeichnet verstand, hatte sie silberne Schuhe und ein kräftig gelbes Kleid geliehen bekommen, dazu trug sie ein grünes Samtjäckchen und ein weißes Halsband, dem herrschenden Zeitgeschmack entsprechend, der zu kräftigen Farben und harten Kontrasten tendierte.
    Die fein herausgeputzten höfischen Gäste, der zauberhafte Garten, die prächtigen Dekorationen und Beleuchtungseffekte – all das machte auf das Mädchen einen überwältigenden Eindruck, so dass sie sich aufs Äußerste konzentrieren musste, um mit den ungewohnten Schuhen und dem Segel des Fischbeinrockes auf leicht welligem Kies keine Havarie zu erleiden. Das Schnürmieder presste ihr wie ein Schraubstock die Brust zusammen und sämtliche Bewegungen konnten ohnehin nicht anders als schneckenartig vonstatten gehen. Vor allen diesen Menschen mochte Marie keine Ohnmacht aus Luftmangel riskieren.
    Unter den vielen auf sie gerichteten Blicken war einer ganz besonders hartnäckig. Baron Adrian von Beeren, der die Ankunft der Charlottenburger in ihrer blauen Gondelflotte aus nächster Nähe hatte verfolgen können, schien wie verzaubert. Durch Maries Anblick war er so nachhaltig aus seinem Ennui gerissen, dass der Park und die Menschen erst jetzt Farbe und Kontur für ihn bekamen. Obschon er im Begleiter des Mädchens den dicken, betrunkenen Freimaurereleven wiedererkannte, an den er gar nicht gern erinnert wurde, befahl ihm dennoch eine geheime, unwiderstehliche Kraft, dem Tross aus königlichen Speisenträgern zu folgen, um nur die holde weibliche Erscheinung auch weiterhin im Auge behalten zu können.
    Erst als das Jüngste Marzipan-Gericht und der Burgturm aus Apfelkuchen, hinter dessen durchlöcherter Wand die Vögel vernehmlich piepten und scharrten, ihre Bestimmungsorte auf der Festtafel im Zentrum der halbkreisförmig aufgebauten Zelträume erreicht hatten, legte sich Langustiers Anspannung etwas. Bis in die Nacht hatte er an den Figuren gearbeitet und sie waren, besonders wenn man sie aus einiger Entfernung und mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, täuschend lebendig geraten. Die Königinmutter, die es sich nicht nehmen ließ, alle Speisengänge

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