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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Konzentration erforderte.
    Gerade zu dieser Unzeit erschien der Magister Adler, um das Getriebe durch seine reine Anwesenheit empfindlich zu stören. Mit kaum verhüllter Wut riss der Redakteur die Fenster auf, obwohl die Temperaturen das keineswegs ratsam erscheinen ließen und der Verleger bereits mit einem kleinen Schnupfen zu kämpfen hatte.
    Adler war aber tunlichst um gut Wetter bemüht. Ohne die üblichen zeitraubenden Reden anzustimmen, wünschte er diesmal nur etwaige Neuigkeiten zu erfahren, die voraussichtliche Rückkunft des Königs und das Schicksal des Hohenfließischen Fürsten betreffend. Interessiert nahm er von Überfall, Mord und Selbstmord Notiz, verschwand jedoch schon nach unverhältnismäßig kurzer Zeit wieder. Mit dieser leisetreterischen Stippvisite, die so gar nicht seinem angestammten Naturell entsprach, erregte er Aufsehen, was keineswegs in seiner Absicht gelegen hatte.
    Seine neue Aufgabe veränderte ihn durchaus zu seinem Vorteil. Seit er für den Grafen von Waldegg arbeitete, achtete er nicht nur mehr auf sein Äußeres, sondern war auch bemüht, die eigene Unbeherrschtheit hintanzuhalten. Indem er weniger trank, glückte ihm dies recht gut.
    Nach langen fühllosen Jahren voller Branntwein und Tabak dachte er plötzlich wieder mit Wehmut an seine Heimat, die kleine Landgrafschaft Hohenfließ, zu deren Wohlergehen sein Tun künftigbeitragen sollte. Zum Greifen nahe standen ihm die Höhenzüge der Fechter Mark vor dem inneren Auge: Altekönig, Goldgrube und Herzberg, die wie drei Zacken einer Riesenkrone über den sanft gewellten umliegenden Waldbergen aufragten. Vor ihnen lag als zusammengerollte Katze in einem endlosen Stoppelfeld das Residenzstädtchen Hohenfließ. Das landgräfliche Schloss war ihr Kopf, die unzähligen kleinen Häuschen mit ihren braunroten und schiefergrauen Dächern bildeten das Gewölbe von Bauch und Rücken, Scheunen und kleinere Höfe lagen wie Schweif und Pfoten außerhalb der Stadtmauer, an deren einer Seite der Fluss entlangrauschte. Auf einer Hochebene unterhalb des Altekönigs prangte im Hintergrund, auf halber Bergeshöhe, die fürstliche Domäne des Seydellschen Hofgutes mit der Farbenfabrik.
    Im Wolffschen Kaffeehaus unter der Stechbahn lauschte Adler bei einer Tasse türkischem Mokka den Gesprächen an den Nebentischen. Sein Interesse an den Geschehnissen der letzten Nacht, die hier das Gespräch bestimmten, hielt sich in Grenzen. Nur kurz, als Andersohns Name im Raum stand, wurde er hellhörig. Durch den Tiergarten sei der Irre getanzt, erzählte man sich. Leider konnte ihm Kaffeehausklatsch dieser Art nicht im Geringsten bei seiner vordringlichsten Aufgabe helfen, den Entsprungenen zu finden. Andersohn blieb unauffindbar.
    Die dunklen Seiten des Festes waren an Marie spurlos vorübergegangen. Von Beerens Gestalt hatte schützend vor ihr gestanden und sie die Schrecknisse des Abends nur wie durch einen Schleier miterleben lassen, kaum dass ihr die seltsame Verbindung zwischen ihrem Vater und dem Polizeipräfekten Jordan aufgefallen war. Dass der Polizeichef von Berlin einen Hofküchenmeister Sr. Königlichen Majestät in einer Tötungsgeschichte zu Rate zog, hatte wohl etwas reichlich Kurioses, doch sie war stolz auf ihren Vater, da er es in kürzester Zeit wirklich zu einer einflussreichen Rolle gebracht zu haben schien.
    Von Beeren war das letzte Wegstück allein mit ihr in die Roßstraße gefahren und hatte sie vor dem Haus der Witwe Stolzenhagen nur höchst widerstrebend gehen lassen. Verwirrt aber glücklich war sie ihm schließlich entkommen und – ein baldiges Wiedersehen in Aussicht stellend – in die weite, frisch getünchte Wohnung hinaufgeflohen, wo sie mit ihrer Seligkeit ganz allein hatte sein können. Nur langsam war sie wieder ruhiger geworden und erst kurz vor Tagesanbruch in einen tiefen, wenig erholsamen Schlaf gefallen.
    Tüchtig hatte sie in den vergangenen Tagen geschuftet, um dem Vater ein hübsches Willkommen zu bereiten, wenn er denn endlich einmal Gelegenheit fände, sich in seine eigene Wohnung zu bequemen. Dass er zu viel zu tun hatte, wusste sie durchaus. Aber sie war doch ein wenig unglücklich deswegen. Er hatte die Kammer im ›Blauen Bären‹ längst verlassen und war in ein kaum geräumigeres, dafür reinlicheres Gelass im Kavalierstrakt des Charlottenburger Schlosses übergesiedelt, aber in den eigenen vier Wänden wäre die Erholung doch eine ganz andere.
    Am Morgen gab Marie der Zimmerwirtin das geliehene Kleid

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