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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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entwerfen. Seite an Seite mit dem Hofgärtner Christian Ludwig Krause war er nach arbeitsreichem, aber fröhlich-nachfestlichem Vormittag in die Pläne zum neuen CharlottenburgerHofküchenkräutergarten vertieft. Ökonomisch, doch zugleich gefällig hatten die Pflanzungen zu sein, ganz wie es seinem Geschmack in Bezug auf die Dinge des täglichen Lebens entsprach: Im angenehmen Gewande hatte das Nützliche zu erscheinen.
    Eine Hauptabteilung sollte die gängigsten und am meisten benötigten Pflänzlein wie Anis, Basilienkraut, Beifuß, Benedictenwurzel, Borage, Centauer, Dost, Dragun, Eisenkraut, Engelwurz, Galgant, Gichtkraut, Ingber, Labkraut, Lavendel, Lungenkraut (oder Hirschzungen), Majoran, Mannstreu, Ochsenrute, Petroselinum, Portulack, Quendel, Rosmarin, Salbei, Sassafras, Steinsame, Wegwarte und Ysop enthalten. Auf Krauses Liste lasen sich die Bezeichnungen indessen etwas fachmännischer, etwa: Flor. Salviae, Fol. Auri, Bacc. Laur., Cariophill. Gutt., Rad. Acor. Aquat. … etc. pp.
    Weitere Rabatten hatten die wichtigsten Gemüsepflanzen wie Lacktucken, Porree, Möhren, Sellerie, Brennesseln, Rauke, Kalmus zu versammeln – in größeren Quanten versteht sich – , dito diverse Cartuffel-, Tartuffel- und Pommes de terre- sowie Kohlvariationen: vier bis fünf verschiedene Arten von Blumenkohl, Braunschweigischen weißen Cappus, Ulmer, Straßburger, frühen und späten Wirsing, zwei Sorten Savoyer Kohl. Niedrige Hecken aus Eiben würden die Sektionen säuberlich umreißen, respektive Passepartouts aus Walderdbeeren und Schafgarbe, Spanischer Haberwurz und Scharbock zu einem verschwenderischen Rahmen aus Nelken, Schwertlilien, Frauenschuhen, Rosen, Brom-, Johannis- und Stickelbeeren überleiten.
    Auf diese äußere Einfassung kämen letztlich zur höheren Umfriedung noch weißer Flieder, Zwerg- und Baumholunder. Eine hohe Mauer schlösse den gepflanzten Hort letztlich gegen die zudringliche Bevölkerung ab, denn das Kräuterarrondissement musste aus eminentem Platzmangel außerhalb des Schlossgartens entstehen. Die Bauleute würden die Mauer bald hochziehen, die Setzlingeund Sämereien wären zum Frühjahr hin besorgt, einige winterharte Gehölze kämen bereits in den nächsten Wochen zur Pflanzung. 500 Fuhren Pferde- und Kuhmist würden für die Zubereitung der Pflanzerde herbeigeschafft, ebenso Mistbeetfenster für die kalten frühen Monate.
    Zwei Stunden nach Mittag waren die beiden Exploratoren mit ihrem Lokaltermin am Ende. Langustier begleitete Krause in die Orangerie, wo sich ein noch grandioseres Großprojekt des kommenden Gartenjahres abzeichnete. In den engen, mit Kübelpflanzen ohnehin bereits vollgepackten Räumen drängten sich weiße Maulbeerbäume, soweit das Auge und der Platz reichten. 120000 Stück waren es, die von Frachtschiffen aus der Spree an Land gehievt und in den gärtnerischen Tresor verfrachtet worden waren. Zum Glück waren es nur sehr kleine Exemplare, sonst hätte man das ganze Schloss mit der grünen Fracht in Beschlag legen müssen. Langustier staunte:
    »Wollen Se. Königliche Majestät uns alle zu Seidenpflückern machen?«
    Krause lachte. Auf königlichen Befehl sollte er im Frühjahr die Alleen »in Ordnung bringen« und war mit der heutigen Lieferung für diese Aufgabe völlig eingedeckt.
    »Warum nicht? Das wäre doch eine schöne Beschäftigung. Indes zieht man die Raupen nicht auf den Bäumen, sondern füttert sie nur mit dem Laub. Se. Königliche Majestät können auch mal verschwenderisch sein und die Futterpflanzen in Form von gefälligen Alleen anbauen. Es sollen gar künftighin Prämien für Dorfpfarrer ausgesetzt werden, die am meisten Seide gewinnen, und überhaupt sollen alle, die Maulbeerbäume pflanzen, Vergünstigungen genießen.«
    Der Zweite Hofküchenmeister war erstaunt, dass die empfindlichen Bäumchen mit dem nordischen Klima zurande kommen sollten, wo sie doch weit wärmere Länder gewöhnt waren. Dieser König hatte schon stilvolle Ideen: Alleen aus weißer Maulbeere.Das Gefällige mit dem Dienlichen hier wieder – Langustier bemerkte mit Stolz und Genugtuung erneut diesen Gleichklang zwischen seiner Lebensphilosophie und der des Königs.
    Im Geiste entwarf er bereits Gerichte für ein Maulbeerbaumfest oder eine Allee-Einweihung: Gemüsesuppe mit feinen Streifen von Maulbeerbaumblättern, gedünstete weiße Maulbeeren mit Pommes de terre, rotes Maulbeermus mit Maronen und Bandnudeln, Torte aus schwarzen Maulbeeren, roter Maulbeerkonfitüre und süßer

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