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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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und die Schuhe zurück und erzählte ihr aufgeregt, was sich auf dem Fest begeben hatte. Die Witwe Stolzenhagen konnte es gar nicht ausführlich genug geschildert bekommen und freute sich aufrichtig mit ihrer jungen Freundin über das schöne Abenteuer, aus dem, wer konnte es voraussehen, ja vielleicht noch mehr erwuchs?
    Bei Kaffee, Apfelkuchen und Schokolade besprachen sie darauf Maries nächste Zukunft, und als diese ihrer Sorge über die hohen Ausgaben ihres Vaters beredten Ausdruck verlieh, machte ihr die Wirtin das verlockende Angebot, im Delikatess-Kontor zu arbeiten und die Grundlagen der Handlung zu erlernen. So könnte sie ihren Teil zu den erheblichen Kosten beitragen, die in Berlin aufzubringen wären, und hätte noch Geld genug, sich für ihren Kavalier schön zu machen.
    Marie stimmte freudigst zu, denn das väterliche Gehalt war, brachteman nur die gestiegenen Bedürfnisse und Repräsentationskosten in Anschlag, längst nicht mehr so königlich, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Für den gehörigen Putz, der den jungen Berlinerinnen tausendmal wichtiger war als alles andere, die Liebhaber fast eingeschlossen, blieb da kaum ein Taler übrig.
    Aus einer Truhe hatte die Grossistin ein paar Kleider genommen, die sie nicht mehr tragen mochte, damit Marie sie anprobierte. Es war, als würde sie, noch immer ganz Dame von Welt, mit Maries Hilfe wieder vollends aufblühen.
    Soeben hatte Langustiers Tochter wieder ein höchst reizvolles Stück angelegt und mit Freuden hörte sie die entzückten Ausrufe der Leihgeberin.
    »Ihr Urteil beschämt mich.«
    »Ich lasse Ihrem Anzuge nur Gerechtigkeit widerfahren; ich habe noch nichts Reizenderes gesehen.«
    »Ihr fühlendes Herz weiß meinen Verdruss über die traurigen Seiten des gestrigen Abends vollends zu mindern.«
    »Ach, was hat ein junges Fräulein wie Sie auf traurige Seiten zu schauen? Sehen Sie in die Augen ihres Liebsten! Und jetzt hören Sie die schönste Neuigkeit: Des Königs Majestät sind allergnädigst gesinnt, in der Residenz eine neue Fabrique von Drap d’or und andern reichen Stoffen etablieren zu lassen, wo Gros de Tours, Damast, Taft und allerhand andere seidene Zeuge gewebt werden sollen. Wäre das nicht ein artiges Geschenk für uns? Seidene Stoffe sind der Damen größte Notwendigkeit.«
    Sie lachten.
    »Bald wird es die herrlichsten Stoffe in Berlin geben, und zwar um billigsten Preis! Der Entrepreneur wird vom Könige dazu aufgemuntert und allen Schutz und alle Assistenz zu gewärtigen haben, des Weiteren Freiheit von Transportkosten. Hellgrüner Damast und pfirsichblütenfarbener Taft – welche Auswahl an Stoffen werden wir in kurzem haben?!«
    Sie ergingen sich noch in allerhand schönen Träumen von vornehmerKleidung, bis die Witwe sie wieder alleine ließ, um sich um ihre Handlung zu kümmern.
    Bevor sie ging, verfiel sie jedoch noch in eine schwermütig anmutende Reflexion über die wahre, bedingungslose Hingabe an einen Geliebten, was für Marie in seltsamem Kontrast zu den gerade geendeten, leichtsinnigen Reden stand. Sie bestärkte die junge Freundin darin, ihren Baron ernsthaft zu prüfen, ihm jedoch dann – wenn sie seiner Liebe sicher sei – unbedingte Treue und Gefolgschaft zu schwören. In ihrem eigenen Leben habe sie es nicht anders gehalten und ihrem Geliebten stets aufs Neue ihre Ergebenheit bewiesen.
    »Was immer er von dir verlangt – tu es um der Liebe willen, die allein heilig ist auf der Welt!«
    Marie war indes zu aufgewühlt, um den Lebensweisheiten der mütterlichen Freundin konzentriert zu lauschen. Sie hatte sich noch einige von Handlungspflichten befreite Tage ausbedungen, um die väterliche Behausung gänzlich herzurichten und eine geschickte Hausgehilfin anzuwerben. Sie tanzte durch die Enfilade der mit Falckenbergs nachgelassenen Möbeln nur äußerst spärlich bestückten Räumlichkeiten, angetan mit einem der neuen Kleider, und betrat strahlend den Balkon. Das geschäftige Treiben tief unten auf der Straße hatte längst seinen ersten Höhepunkt erreicht. Die Glocken schlugen von allen Seiten her zehn; es war herbstlich frisch, doch noch nicht kalt. Frühnebel wallten im Hintergrund bei den Mühlen am Fluss. Die Sonne am Himmel würde sie bald ebenfalls verzehrt und ganz Berlin verzaubert haben.
    Ihren Vater, der im Charlottenburger Schloss werkelte, hatte Marie für den Moment gänzlich vergessen.
    Honoré Langustier fühlte sich derweil, als dürfe er einen zweiten Garten von Versailles

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