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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Euch unter dem Namen Syburg schmerzlich bekannte Adept war niemand anderes als der Vater Schlüterns. Ob Schlütern oder Syburg sein wirklicher Name war, sei dahingestellt. Die Erwähnung des holzhändigen Barons in Andersohns Erzählung von der Begegnung mit Eurem Vater auf dem Schlüternschen Gut hat mich darauf gebracht. Falckenberg hatte den Schlüssel zu dieser Erkenntnis in seiner kleinen Mappe, und Schlütern junior, den Ihr in Unkenntnis dieses Umstandes gerade in ein wichtiges Amt einsetzen wolltet, musste befürchten, Eures Wohlwollens verlustig zu gehen, wenn ihr dies erführet.«
    Der König starrte vor sich hin und sprach fast tonlos:
    »Darin hatte er zweifellos Recht, obzwar er deshalb Unrecht tat. Er verleugnete seinen Vater, indem er angab, er sei Glasmacher gewesen.«
    Langustier kam zur zweiten Motivation:
    »Der zweite Casus betrifft Andersohn und ist um einiges komplizierter. Dieser Euch langjährig ergebene junge Mann wurde – im Säuglingsstande, wie die Recherchen Falckenbergs nahelegten und wie eine Untersuchungskommision der Hohenfließischen Landesregierung mit einem Bündel Geheimakten belegen kann, die ein gewitzter Beamter zu vernichten vergaß – …«
    »Sans complications!«
    Langustier referierte so knapp wie möglich, was er durch den Hohenfließischen Botschafter von Waldegg erfahren hatte:
    »Andersohn ist der rechtmäßige Sohn des gerade verblichenen Fürsten Jakob Heinrich. Friedrich Wilhelm, Euer hochwohllöblicher Herr Vater, ließen ihn von der Bildfläche verschwinden mit Blick auf den Vertrag von 1664. Ohne einen Hohenfließischen Thronfolger wäre Brandenburg Herr im Lande. Aus Taktik vertauschte man die Kinder bloß, denn ein landgräfliches Kind könnte auch im Zustand des Vertauschtwordenseins noch nützen.«
    Der König wechselte erneut die Farbe und verlangte nach einem Glas Brunnenwasser. Langustier redete weiter, obwohl er nicht sicher sein konnte, dass seine Worte den leichenblassen Monarchen noch erreichten.
    »Euer Vater bestellte nun Schlütern senior, der ihm bereits wegen seiner Verdienste als Alchemist und Heiler bekannt war, zu seinem Handlanger. Dessen Gattin setzte in Hohenfließ die Vertauschung ins Werk. Ein kränklicher Säugling, in Alter und Art dem entnommenen täuschend ähnlich, was im frühen Alter leicht ist, wurde an die Stelle des echten Thronfolgers gelegt und verstarb pflichtgemäß. Die Landgräfin verfiel darob in lebenslange Trauer. Weitere Kinder kamen nicht.
    So waren Brandenburgs Pläne prächtig gediehen, bis es Ihnen, Sire, beliebte, die Hohenfließer Lande im Zuge einer generellen Vollstreckung alter Vertragsschulden genauer zu rekognoszieren. Da Hohenfließ fällig war, fochtet Ihr die geplante pragmatische Sanktionmit Braunfeld an und befahlt Mobilisierung und Einmarsch nach Ableben des letzten Fürsten.«
    »Sagt mir nicht, was ich weiß. Sagt mir, was ich nicht weiß.«
    Se. Königliche Majestät waren vom Pyrmonter Wasser wieder notdürftig belebt und durchaus willens, alles zu erfahren. Langustier kam die Subsumptionsarbeit nicht eben leicht von den Lippen.
    »Falckenberg grub in dieser Geschichte wiederum zu tief. Schlüterns Furcht vor den zwangsläufig zu gewärtigenden Enthüllungen seitens des Obersten Marquard, der für Falckenberg tätig war, zwang ihn, auch diesen honorigen Mann beseitigen zu lassen.«
    Der König fragte dazwischen:
    »Wusste Schlütern von der wahren Identität des Autrefils?«
    »Es steht zu vermuten. Schlütern senior und der Ziehvater Andersohns töteten sich, kurz bevor die Söhne zu Euch nach Rheinsberg kamen. Es werden damals wohl die alten Geschichten hochgekocht sein, die einer der beiden nicht länger sekretieren wollte, weil ihn sein Gewissen drückte. Der junge Schlütern muss davon mitbekommen haben, nicht jedoch der junge – falsche – Andersohn …«
    Langustier stockte und schwieg erlöst. Wie auf Bestellung, angekündigt durch das Klopfen des Lakaien und hereingeführt vom Grafen von Waldegg, erschien der, von dem man gesprochen – der nunmehrige Landgraf von Hohenfließ.
    Der König, dem diese Unterbrechung einmal nicht ungelegen kam, da er der verdrießlichen Materie langsam müde wurde, deren Folgen noch nicht abzusehen waren, betrachtete einen von grundauf neuen Menschen. Kein Zweifel! Dies war sein Andersohn und doch nicht länger Andersohn. Der König suchte nach einer Überleitung, um die Bizarrerie der Situation zu mildern.
    »Du warst eine treue Seele, Autrefils: gerade,

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