Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
erleichtert auf und öffnete die Augen. Alles war sofort wieder klar. Ich sah die Sorge in seinem Blick und lächelte beruhigend.
„Lass uns essen“, schlug er vor. Ich nickte und ließ meinen Blick über den reich gedeckten Tisch wandern, Muscheln in Weißweinsoße, Lachs, Spargel und frische Erdbeeren. Er hatte keine Mühen gescheut. Ich füllte meinen Teller und begann zu essen, während Adam mir Wein nachschenkte.
„Erinnerst du dich an unser Versteck?“, fragte ich, als mir die Erinnerung unvermittelt in den Sinn kam.
„Die Höhle im Eichenhain.“ Er lächelte und wirkte plötzlich so sorglos, dass er dem Adam aus meiner Erinnerung wieder glich.
„Genau, dort haben wir uns immer vor Ramon versteckt, wenn er dich nach Hause holen sollte.“
„Ja, aber gefunden hat er uns nie“, sagte Adam. „Das nimmt er mir heute noch übel. Meine Mutter ist jedes Mal umgekommen vor Sorge und hat es an ihm ausgelassen.“
„Er ist aber nachtragend.“ Die Erinnerung versetzte mich für einen kleinen, dankbaren Moment in sonnige, unbeschwerte Tage. Ohne meine Großmutter wären sie das vermutlich nicht gewesen, durchfuhr es mich.
„Ich mag es, wenn du lachst“, sagte Adam plötzlich und schob seinen Teller beiseite. „In den letzten Monaten habe ich dieses Lachen selten gesehen, du warst immer traurig.“
„Du weißt warum“, entgegnete ich.
„Ja.“ Er lehnte sich zurück, doch seine Hände ließ er auf dem Tisch liegen, nah neben meinen.
„Ich erinnere mich auch wieder an den Tag, an dem ihr weggezogen seid“, sagte ich und stocherte angestrengt in meinem Essen.
„Dieser Tag hat sich mir für immer eingebrannt.“ Ich sah aus den Augenwinkeln, dass Adam das Tischtuch musterte, während er sprach. Er fuhr sich mit der Hand angestrengt durch das Haar. „Es war im Sommer, ich weiß bis heute nicht, warum meine Eltern diese Entscheidung getroffen haben, aber ich weiß, dass das der Auslöser für mich war, zu den Sybillen zu gehen. Ich musste wissen, ob es sich lohnt zu kämpfen.“ Er sah jetzt unbeteiligt in die Ferne. Ich musste schlucken, der Schmerz, den ich vergessen wollte, war wieder da.
„Ich habe deine Eltern dafür gehasst, dass sie dich mir wegnehmen wollten. Du warst mein Leben“, gestand ich und daran hatte sich nichts geändert. Der Tag stand wieder vor meinem inneren Auge, als wenn es gestern gewesen wäre. Die Sonne hatte mich mit ihren freundlichen Strahlen verspottet.
„Warum bist du gegangen?“ Meine Stimme bebte.
„Ich wollte nicht deinen Tod“, sagte Adam.
„Du hast mir nicht erklärt, warum du dich so entschieden hast. Ich habe es nicht verstanden.“ Die Erinnerung trieb mir erneut die Tränen in die Augen und ich kämpfte darum, sie zu unterdrücken.
„Was hätte ich dir sagen sollen, Selma? Du wusstest nichts von den Morlems, den Magiern und der Schwarzen Garde und ich durfte dir nichts davon erzählen.“
„Du hättest es mir sagen müssen.“
„Dann hätte ich den Eid gebrochen, den ich gerade erst geschworen hatte, außerdem war da mit einem Mal so viel, dass gegen uns sprach.“ Adams Miene war dunkel, deprimierend düster. Ich schluckte ein Schluchzen hinunter.
„Lass die Vergangenheit ruhen“, bat Adam, dem meine Verfassung nicht entgangen war.
„Wie kann ich die Vergangenheit ruhen lassen, wenn sie so stark mein Leben bestimmt?“, fragte ich. Ich hatte solange meine dunklen Gefühle unterdrückt, mein sinnloses Verlangen nach Adam. Jetzt schien alles aus mir herauszubrechen. Die Tränen verschleierten endgültig meinen Blick. Warum hatte ich nur angefangen, über all das zu reden? Ich wollte den Schmerz unserer Trennung nicht noch einmal durchleiden. Es hatte doch ohnehin keinen Sinn, weiter mit ihm zu sprechen. Wir würden die unschuldige Liebe unserer Kindheit nicht zurückbekommen und für die Zukunft sah es noch dunkler aus. Es war alles kaputt. Ich hatte meine Großmutter verloren und Adam hatte ich genauso unwiederbringlich verloren, nicht erst jetzt, sondern schon vor langer Zeit. Der Gedanke quälte mich unsäglich. Ich war allein auf dieser Welt, völlig allein. Ich hatte das Gefühl, dass ich innerlich zerriss und konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken.
„Es ist besser, wenn ich gehe. Ich weiß nicht, warum du mich eingeladen hast, aber ich halte es nicht aus, in deiner Nähe zu sein und so zu tun, als ob wir nur alte Freunde wären, denn das ist eine Lüge.“ Meine Stimme war laut geworden. Ich erhob mich. Etwas musste ich
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