Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
mich beeilen, ihm in diesem Tempo zu folgen. Trotz der Anstrengung wurde mir nicht warm, die Kälte kroch unaufhaltsam in meine Glieder.
Ich spürte meine Finger bald nicht mehr und war froh, als wir endlich vor der hohen Gartenmauer standen. Adam hielt mir das kleine Gartentor auf und erleichtert schlüpfte ich hindurch. Nachdem er das Tor geschlossen hatte, warf er einen langen, suchenden Blick in den Wald, dann hob er die Arme. Ein starker Wind brach los und wirbelte Unmengen an Schnee auf. Mitten in dem Getöse um mich herum, dass mich beinahe an einen Weltuntergang glauben ließ, erwischte ich mich dabei, dass ich fasziniert betrachtete, wie der Wind durch sein Haar blies und es wie eine schwarze Wolke um sein Gesicht flog. Nicht nur der Wind nahm mir den Atem und ich vergrub mein Gesicht tiefer im Schal. Schließlich legte sich das Schneegestöber.
„Wolltest du Verfolger einschneien?“, fragte ich und schüttelte mir Unmengen von Schnee aus der Mütze, den Haaren und von der Jacke. In Adams Gesicht sah ich immer noch die Anspannung, die ihn seit unserem Aufbruch anhaftete.
„Nein, ich habe nur unsere Spuren verwischt. Man kann nie wissen. Lass uns reingehen, es ist kalt“, drängte er. Der Gedanke, dass uns jemand gefolgt sein könnte, behagte mir nicht. Ich folgte ihm schnell durch den tief verschneiten Garten, in dem die Bäume wie riesige Schneeskulpturen unseren Weg säumten. Ich lächelte still, als ich mich an unser zufälliges Treffen hier im Sommer erinnerte. Es schien Jahre her zu sein, dabei waren nur ein paar Monate vergangen. Adam hielt mir die Tür auf und ich ging an ihm vorbei in das Haus. Ich schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen und konzentrierte mich darauf, nicht über die Schwelle zu stolpern.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er leise, als er mir in der opulent eingerichteten Garderobe aus meinen vielen Kleidungsschichten half.
„Ja“, flüsterte ich und legte den letzten Pullover ab. Darunter kam ein elegantes, nachtschwarzes Kleid zum Vorschein, dass Lorenz mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Ich räusperte mich, während ich Adams Blick spürte, der quälend langsam der Linie meines Körpers folgte.
„Du siehst atemberaubend aus“, sagte er, als er wieder bei meinen Augen angelangt war. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du wärst eine Fee.“ Er grinste schelmisch.
„Danke.“ Ich lächelte verlegen. Er wirkte auf einmal völlig entspannt. Seine Augen strahlten und sein Lächeln war ansteckend. Er schien verändert, befreit und ich hoffte, dass es nicht nur daran lag, dass wir die Gefahr, die er draußen vermutete, hinter uns gelassen hatten.
„Komm rein!“, sagte er und hielt mir die Tür zur Eingangshalle auf. Er sah umwerfend aus, in dem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose und er roch genauso gut, wie er aussah.
„Gern“, erwiderte ich, ging an ihm vorbei und atmete tief den betörenden Geruch ein. War es wirklich eine gute Idee gewesen, mich dieser Versuchung auszusetzen? Der Streit mit meiner Großmutter hatte mir stark zugesetzt und ich fühlte mich heute nicht stark genug, um weitere Niederlagen mit erhobenem Haupt hinzunehmen, egal wie viele Schokoriegel ich verdrücken würde.
„Was für ein Silvesterprogramm hast du eigentlich für uns geplant?“, fragte ich in einem lockeren Ton, als wir durch den großen Raum gingen. Adam hielt vor einer Schwingtür und wandte sich mir zu. Ich bremste einen Moment zu spät und wäre fast in ihn hineingelaufen. Seine plötzliche Nähe überwältigte mich und ich musste alle meine Kraft aufwenden, einen Schritt zurück zu gehen. Adam schien nichts bemerkt zu haben, während er die Tür vor uns öffnete.
„Zuerst wollte ich mit dir im Salon speisen“, erklärte er. „Elsa hat heute zwar frei, aber ich habe sie gebeten, mir etwas vorzubereiten. Danach könnten wir einen Kaffee nehmen und dann auf das Dach hinaufsteigen und das Feuerwerk über Schönefelde ansehen. Die vielen Magier in Schönefelde nutzen diese Gelegenheit immer für die schönsten Feuerzauber. Nachdem ich einige Zeit darauf verzichtet habe, kann ich dir versichern, dass das Silvesterfeuerwerk in Schönfelde wirklich einzigartig ist. Wenn du müde bist, bringe ich dich danach nach Hause. Was hältst du davon?“ Adam sah mich mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck an. Ich wartete verdutzt einen Moment, ob das alles war.
„Das klingt toll“, sagte ich schließlich und lächelte verwirrt. Deswegen hatte er mich
Weitere Kostenlose Bücher