Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
ihren Kaffee und in der Schummerbar gibt es auch jeden Abend Kratzhalmschnaps. Verlogene Gesellschaft“, schimpfte Eleonora und ging in die Küche. Ich sah ihr überrascht nach.
„Ich dachte, deine Oma ist krank“, meinte ich zu Dulcia, die inzwischen auf einem gemütlichen Sofa in der Mitte des Raumes Platz genommen hatte. Dulcia öffnete gerade den Mund, um mir zu antworten, als Eleonoras Stimme aus dem Nachbarraum tönte.
„Ich bin nicht krank und auch nicht schwerhörig.“ Sie kam mit einer dampfenden Kanne Kaffee und drei verschnörkelten Tässchen zurück. „Ich bin einfach nur alt und ich hatte keine Lust mehr in Schönefelde in der Kälte zu leben.“ Eleonora kicherte und goss dampfenden Kaffee in die kleinen Tassen. Das Aroma verteilte sich schnell im Raum und ich sog genussvoll den Duft ein.
„Aber jetzt wohnst du ganz allein hier“, meinte Dulcia besorgt.
„Besser allein als mit deiner überbesorgten Mutter. Ihre Bevormundung und ihre ständige Depression ertrage ich nicht. Schlimm genug, dass sie Cecilia damit angesteckt hat. Wo steckt sie eigentlich, sie klebt doch sonst immer an dir?“ Eleonora sah Dulcia an.
„Sie ist nach Hause gegangen, du weißt schon“, sagte Dulcia geheimnisvoll.
„Was? Hast du es Selma nicht gesagt?“, fragte sie missbilligend. Dulcia nickte langsam.
„Da brauchst du doch kein Geheimnis draus machen“, sagte Eleonora sanfter. Ich fühlte mich unwohl zwischen den beiden.
„Ich muss doch nicht jedem, den ich kennenlerne gleich meine Familiengeschichte erzählen“, erwiderte Dulcia energisch. Eleonora zuckte mit den Schultern.
„Das ist nicht nur deine Familiengeschichte. Cecilia hätte es sicherlich weniger schwer, wenn mehr Leute wüssten, warum sie sich so seltsam benimmt.“
„Soll ich lieber gehen?“, fragte ich vorsichtig.
„Nein, nicht nötig, aber wenn Dulcia nicht möchte, dass ich darüber rede, werde ich natürlich schweigen“, sagte Eleonora versöhnlich. Ich musste zugeben, dass es mich schon interessiert hätte, warum Cecilia nie sprach und nur wie ein Schatten neben Dulcia lebte.
„Dulcia, bist du so gut und besorgst mir schnell unten von dem Laden an der Ecke ein Dutzend Quirxen“, bat Eleonora plötzlich. „Ich bin heute noch nicht aus dem Haus gekommen, mein Kreuz plagt mich wieder.“ Dulcia sah Eleonora erstaunt an, dann sprang sie wiederstrebend auf.
„Bin gleich zurück, dauert nur fünf Minuten“, sagte sie und nickte mir zu, dann verschwand sie aus der Tür. Ich kam mir seltsam vor, allein mit Dulcias Großmutter zu sein, die mich immer noch einer genauen Musterung unterzog.
Mit einem Mal veränderte sich ihr Blick und sie sah mich mir trüben Augen an.
„Nett, dass du auf einen Kaffee vorbeigekommen bist, Georgette“, sagte sie und lächelte mich selig an. Mir stockte der Atem. Sie hielt mich doch nicht etwa für meine Großmutter? Waren die beiden etwa vor langer Zeit miteinander befreundet gewesen? Es schien so. Was sollte ich nur tun? Ich nickte langsam, während ich fieberhaft überlegte, wie ich mit Eleonora Donna umgehen sollte. Im Gegensatz zu meiner Großmutter eignete ich mich überhaupt nicht für medizinische Berufe. Ich konnte Drachen pflegen, aber keine dementen, älteren Damen.
„Parelsus war gerade bei mir, weißt du, er hatte Neuigkeiten, die er mit jemandem besprechen wollte?“
„Parelsus?“, rutschte es mir zwischen den Lippen hervor. War er wieder hier oder entstammte diese Information Eleonoras blühender Fantasie?
„Ja, Georgette.“ Sie lächelte und goss mir Kaffee nach.
„Was wollte er denn?“, fragte ich vorsichtig, denn ich konnte meine Neugier nicht bremsen. Das unangenehme Gefühl, dass ich etwas Verbotenes tat, überkam mich.
„So dies und das. Weiß nicht, ob du es wirklich wissen willst.“ Eleonora sah auf und schlenkerte beinahe kindlich die Hände hin und her. Sie machte mich ganz nervös.
„Im Moment will ich nur eines wissen und das ist, wo die Akasha-Chronik steckt“, stieß ich hervor. Was tat ich nur? Was sagte ich nur? Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund. Oje, was würde Dulcia sagen, wenn sie bemerkte, mit welchen Fragen ich ihre kranke Großmutter belästigte?
Zu meinem Erstaunen wunderte sich Eleonora nicht über die seltsame Frage, die ich ihr gestellt hatte, was ich interessiert zur Kenntnis nahm. Wenn sie mit meiner Großmutter befreundet gewesen war, wäre es vielleicht möglich, dass sie etwas über die Chronik wusste. Etwas, dass meine
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