Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Becken in Bewegung zu versetzen und einen Strudel zu formen. Die Prüfung würde ich mit Links schaffen.
„Wie machst du das nur?“, meinte Liana neben mir, die ohne Erfolg versuchte, in ihrem Wasserbecken eine Bewegung auszulösen. Außer einem leichten Kräuseln an der Wasseroberfläche war nichts zu sehen.
„Keine Ahnung. Ich konzentriere mich und stelle mir vor, wie das Wasser sich bewegt und dann kribbelt es in meinen Armen und los geht’s. Wenn ich die Bewegung mit den Händen vorgebe, geht es leichter. Versuch das doch mal“, schlug ich vor.
Liana nahm ihre Hände zu Hilfe und tatsächlich war nun eine kleine, kreisende Strömung zu sehen.
„Super, Danke“, jauchzte Liana begeistert neben mir und betrachtete voller Stolz ihr Wasserbecken.
„Kommt der Pfaff heute noch?“, fragte Thomas Kekule hinter uns ungeduldig.
„Warum? Bist du verabredet?“, fragte Alexa Pfeiffer neugierig und lehnte sich zu ihm hinüber.
„Noch nicht, aber das kann ja noch werden“, gab er grinsend zurück.
„Verschieben sie ihre Balzarien auf den Abend, Herr Kekule“, schnarrte Professor Pfaffs Stimme von hinten durch den Raum, woraufhin Thomas und Alexa rot anliefen.
„Bitte führen sie das Kreisen des Wassers durch, während ich durch den Raum gehe und ihre Ergebnisse kontrolliere“, ordnete er an. Nachdem er unsere Leistungen kommentiert, gelobt oder verbessert hatte, trat er vor uns.
Er konzentrierte sich auf das vor ihm stehende Becken und ließ eine ein Meter hohe Wassersäule aufsteigen.
„Diese Übung wird in jedem Fall in der Prüfung von ihnen verlangt. Falls sie Probleme mit der Übung haben, arbeiten sie meine Vorlesung zum Thema in MUS noch einmal durch.“ Professor Pfaff ging noch weitere Übungen durch und entließ uns schließlich mit Verspätung aus seinem Wasserlabor.
Am Nachmittag wartete ich im Innenhof auf Dulcia, die pünktlich erschien. Erst, als wir uns auf den langwierigen Abstieg nach Akkanka machten, fiel mir auf, dass Cecilia nicht dabei war. Ich wollte mich schon wundern, aber Dulcia war schon längst in die Schilderung ihrer Prüfungsvorbereitungen vertieft. Ich wäre gern geflogen, aber ich musste an das Versprechen denken, dass ich Gregor König gegeben hatte, nur im Notfall die Flügel aufzuspannen und das hier war eindeutig keiner, obwohl mir Dulcia mit ihrem enormen Arbeitspensum Angst machte. Vielleicht war es auch nur das schlechte Gewissen, das an mir nagte wie die Maus an einem fetten Käse, denn ich hatte noch längst nicht so viel Zeit in die Prüfungsvorbereitungen investiert wie Dulcia.
Nach einer halben Stunde Abstieg erreichten wir endlich das große Tor, dass die Unterwelt verschloss. Wir sprachen den Wortzauber, passierten die beiden Tore und setzten unseren Weg durch den Wald von Akkanka fort. Bald erreichten wir die ersten niedrigen Häuser. Dulcias Großmutter lebte in einem kleinen, gepflegten Häuschen in einer ruhigen Nebenstraße. Im unteren Geschoss befand sich ein Laden für „Magische Hilfsmittel aller Art“ und im Geschoss darüber lebte Eleonora Donna. Als wir den kleinen, engen Raum betraten, der bis unter die Decke mit Bücherregalen vollgestellt war, beschlich mich ein beklemmendes Gefühl. Ich war hier fehl am Platz. Die kranke Großmutter von Dulcia kannte mich nicht und wollte wahrscheinlich ihre Familie sehen und keine Fremden.
„Hallo, ich bin da“, rief Dulcia laut in den Raum hinein.
„Soll ich euch nicht doch lieber allein lassen?“, fragte ich vorsichtig. Noch war es nicht zu spät zu gehen.
„Ach Quatsch, Oma freut sich über Besuch“, versicherte mir Dulcia. In diesem Moment flog schwungvoll eine Tür zu einem Nebenraum auf, die ich hinter den vollen Bücherregalen kaum erkannt hatte. Eine schlanke, fast schon magere alte Dame kam zügig in den Raum. Trotz ihrer faltigen Haut wirkte sie nicht krank oder gebrechlich. Im Gegenteil, sie sah mich klar und prüfend an und ihre Augen blitzten neugierig, während sie mich musterte. So sah definitiv keine demente Frau aus.
„Hallo Oma, das ist Selma Caspari“, sagte Dulcia.
„Freut mich! Nehmt Platz, wollt ihr einen Tee?“, fragte sie freundlich.
„Ein Kaffee wär mir lieber.“ Der Satz war mir herausgerutscht, bevor ich ihn stoppen konnte. Ich lief rot an, aber Eleonora lachte nur über meine Worte.
„Wenn du es keinem verrätst, koch ich euch einen Kaffee. Der wird hier nicht gern gesehen, genauso wenig wie Alkohol, aber hinter verschlossenen Türen trinken sie alle
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