Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
ein. In Gedanken war ich noch bei Shirley, als ich Adams Nähe spürte. Erwartungsvoll wandte ich mich um.
Da war er. Endlich.
Er stand mitten in der Menge, aber ich sah die vielen Menschen um uns herum nicht. Ich sah nur ihn und sofort war die Dunkelheit aus meinem Herz verschwunden. Durch meinen Kopf flutete es warm.
„Hi!“ Er grinste. Seine schwarzen Haare glänzten feucht vom Regen. Er trug eine schwarze Lederjacke und blaue Jeans und ich konnte meinen faszinierten Blick nicht von ihm wenden.
„Hi!“ , entgegnete ich seinen Gedanken. Ich wollte zu ihm gehen, ihn fühlen und spüren und den Klang seiner Stimme aus seinem Mund hören. Ich bremste mich mühsam. Wiederwillig zog ich mich hinter einen Mauervorsprung zurück. Ich wollte kein Aufsehen erregen, ich durfte kein Aufsehen erregen, denn noch gehörten wir zwei grundverschiedenen Gesellschaftsschichten an und genauso wie Lorenz mussten wir unsere Beziehung geheim halten.
„Wir treffen uns oben, so schnell wie möglich.“ Selbst seine Gedanken klagen ungeduldig.
„Ja.“ Ich spürte seine starke Anziehungskraft wie einen Magnet auf mich wirken. Ich begann mich wieder um die Ecke zu schieben, um mich auf den Weg in unsere Etage zu machen. Doch Adam war noch nicht gegangen. Er stand an derselben Stelle, umringt von einigen Mädchen aus der Patrizier-Clique, die versuchten ihn auf die Tanzfläche zu ziehen. Obwohl er nicht begeistert aussah, ließ er sich darauf ein. Die Mädchen bewegten sich im Takt der Musik gefährlich nah an ihm. Ich musste mich stark zügeln, um nicht zu ihnen zu gehen und ihnen zu sagen, dass der Platz an Adams Seite schon besetzt war.
Da erschien plötzlich Skara Ende, als wenn sie wie ich schon auf Adams Ankunft gewartet hätte. Sie trug ein kurzes, schwarzes Kleid mit langen Ärmeln und einem gewagt tiefen Rückenausschnitt. Zielstrebig ging sie auf Adam zu und tippte ihm von hinten auf die Schulter. Er drehte sich um und zu meiner Überraschung begrüßte er Skara wie eine gute Freundin. Es schien, als ob die beiden sich schon eine Weile kennen würden.
„Wenn du den Kopf noch weiter um die Ecke drehst, gehst du als Giraffe durch“, sagte Lorenz neben mir und schlürfte lautstark einen bunten Cocktail durch einen schillernden Strohhalm.
„Siehst du nicht, was Skara da treibt? Sie klebt an Adam. Oh nein, sie hat ihm die Hand um die Taille gelegt. Ich kann gar nicht hinschauen“, zischte ich leise. Mir fiel wieder ein, dass sie vor vielen Monaten einmal beschlossen hatte, Adam zu ihrem neuen Freund zu machen und ganz offenbar hatte sie diesen Vorsatz noch nicht aufgegeben.
„Skara ist ein Biest, das sieht man gleich. Die geht über Leichen, wenn sie ihr Ziel erreichen will. Vertraust du Adam nicht?“, fragte er achselzuckend.
„Doch, natürlich vertraue ich Adam“, erwiderte ich unmutig. Lorenz stöhnte theatralisch.
„Ich kann dich nicht leiden sehen, Süße. Es ist Zeit für ein Ablenkungsmanöver. Du weißt es vielleicht noch nicht, aber ich bin ein hervorragender Tänzer. Warte kurz!“ Lorenz verschwand für einen Moment. Ich sah ihm nach, wie er zu dem blonden Jungen ging, der den Job als DJ übernommen hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Als er zu mir zurückkam, lächelte er verschwörerisch.
„Wie ich an deinem Hüftschwung gesehen habe, kannst du ebenfalls tanzen?“, fragte er.
„Ja, ich denke schon“, antwortete ich abgelenkt, denn ich musste mit ansehen, wie Skara versuchte, sich im Gedränge der vielen Menschen noch enger an Adam zu schmiegen. Die harten Rhythmen der Tanzmusik stoppten unvermittelt und die ersten Takte eines Tangos erklangen. Ich sah Lorenz überrascht an und begriff erst jetzt, was er vorhatte. Bevor ich protestieren konnte, hatte er bereits nach meiner Hand gegriffen und zog mich in die Mitte der Tanzfläche. Er machte einen so entschlossenen Eindruck, dass ihm alle sofort Platz machten. Zufrieden nahm ich wahr, wie Skara von den zurückdrängenden Studenten von Adam getrennt wurde. Tosender Beifall erhob sich um uns herum, als Lorenz begann mich professionell durch den Raum zu wirbeln. Immer weiter drängte die Menge zur Seite und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie mich Skara hasserfüllt anstarrte. Adam hatte sie ganz vergessen. Der hatte die Gelegenheit genutzt und war verschwunden.
Der Tango hatte mich nun völlig im Griff und jetzt, wo Adam in Sicherheit war, konnte ich mich diesem seltenen Vergnügen hingeben. Auch wenn Lorenz sonst eher der softe Typ
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