Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
dass ich gestern Lennox auf dem Markt in Akkanka getroffen habe?“, fragte Liana begeistert. Ich kannte ihren Blick. Er erinnerte mich an unsere Schulzeit, denn mit diesem Blick hatte mir Liana jeden Morgen die Neuigkeiten aus Schönefelde präsentiert.
„Nein, aber ich bin gespannt“, antwortete ich erwartungsvoll. Liana sah sich um, aber wir saßen immer noch allein in dem großen Amphitheater. Trotzdem uns das Zwitschern der Vögel übertönte, flüsterte Liana.
„Wir haben über Adam geredet. Lennox meint, dass sich seine Familie Sorgen um ihn macht. Er kommt kaum noch nach Hause und ist so verschlossen gegenüber seinen Brüdern. Früher waren sie sein ein und alles und er hätte keine Geheimnisse vor ihnen gehabt.“
„Ja, weil sie ihn lynchen würden, wenn sie wüssten, dass er mit mir zusammen ist, einem Plebejer.“ Ein Schreck durchfuhr mich. Sollte seine Familie Verdacht schöpfen, wäre das fatal.
„Ich habe versucht abzuwiegeln, dass wir viel zu tun haben und so und er ja noch die Belastung mit der Schwarzen Garde hat, aber Lennox hat sich nicht beruhigen lassen. Er will ihn bald zur Rede stellen, weil er wissen will, was mit ihm los ist. Besonders seine Mutter macht sich Sorgen um ihn, weil er sich ihr so entfremdet hat.“ Ich musste an die strenge Frau zurückdenken, die ich im letzten Sommer getroffen hatte. Das sie solche Gefühle hegte, war schwer vorzustellen.
„Hast du das Adam schon erzählt?“, fragte ich. Ich hätte das auch gern selbst übernommen, aber für den heutigen Tag hatte sich Adam zu einer Lagebesprechung der Schwarzen Garde abgemeldet.
„Ich habe es gestern Abend erwähnt. Aber er hat nur gelacht und gesagt, dass er das schon wüsste und dass er mit dir so glücklich wäre, wie noch nie in seinem Leben.“ Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Bevor ich Liana weiter ausfragen konnte, füllte sich der Raum mit Studenten. Professor Hengstenberg schwebte durch die Reihen und verteilte Zauberstäbe an alle. Neben Liana blieb sie stehen.
„Haben sie sich ein billiges Imitat verkaufen lassen, Liana?“ Sie nahm den schwarzen Zauberstab in die Hand, zielte auf das Holz neben ihrem Tisch, aber auch bei ihr geschah nichts. „Ich habe Gregor König schon des Öfteren davor gewarnt, solche Scharlatane auf den Wochenmarkt zu lassen. Es ist einfach zu gutmütig und lässt sich immer wieder beschwatzen. Tut mir leid, diesen Zauberstab können sie höchstens als Brennholz für ein schönes Lagerfeuer benutzen. Sehen sie den Unterschied!“ Professor Hengstenberg schwang nun einen der dunkelbraunen Zauberstäbe, die sie in den zarten Händen hielt und sofort schoss aus dem dunklen Stab eine große Feuerkugel heraus, die krachend und rauchend in das Holz einschlug. Mit mitleidiger Miene reichte sie Liana ebenfalls einen dunkelbraunen Zauberstab. Dann wandte sie sich an alle.
„Einen guten Zauberstab erhalten sie nicht überall. Sie gehen sicher, ein gutes Produkt zu kaufen, wenn sie ihn sofort ausprobieren. Es gibt gute und schlechte Zauberstäbe, so wie es gute und schlechte elektrische Leiter gibt. Sie brauchen einen Stab, der ihre magische Kraft gut leiten und zentrieren kann. Zauberstäbe aus Schwarzer Sumpfeiche gibt es überall zu kaufen und sie genügen den meisten Ansprüchen. Die braunen Zauberstäbe aus Drachenahorn, die wir auch hier in Tennenbode benutzen sind schon weitaus machtvoller. Sollten sie allerdings die Gelegenheit haben, einen weißen Grophotom-Zauberstab zu erwerben, dann schlagen sie zu. Es sind die besten Leiter für magische Energie, die bislang bekannt sind. Grophotome sind seltene Lebewesen, die unter dem persönlichen Schutz des Senators für magische Fauna stehen. Nur nach ihrem natürlichen Tod dürfen die Knochen für die Produktion von Zauberstäben verwendet werden. Dementsprechend selten und begehrt sind solche Zauberstäbe. Grophotome sind besondere Wesen, sie können ganz ohne die Verwendung von magischen Kräutern ihre Größe verändern. Das erschwert natürlich ihre Haltung, wenn sie in einem Moment eine Mücke und im nächsten Moment einen Elefanten in Schach halten sollen.“ Flankiert von einigen Lachern schwebte Professor Espendorm zu ihrem Pult hinunter und begann den Unterricht. Ich lauschte kurz ihrer trällernden Stimme, doch bald drängten sich andere Worte in meinen Kopf. So glücklich wie noch nie in meinem Leben! Still lächelte ich in mich hinein.
Tornado
„Bitte die Damen!“, sagte Adam, als wir am nächsten Tag zum
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