Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
vorsichtig zu sein.“
Ich nickte brav, froh darüber, dass sie überhaupt hier stand und mit mir sprach. Doch innerlich lief mein Gehirn schon auf Hochtouren. Wer sollte mir solch einen Schaden zufügen wollen? Sollte es Professor Schönhuber etwa selbst gewesen sein, um sicherzugehen, dass ich mich blamieren würde? Wer sonst kam in diesem Raum in Frage, es gab außer ihr niemanden, der diesen Zauber hätte erschaffen können.
„Ich lasse dich jetzt allein, Schatz, damit du schlafen kannst.“ Meine Großmutter nickte mir noch einmal zu und winkte dann Liana ihr zu folgen. Sie wollte wohl sicher gehen, dass ich wirklich zur Ruhe kam.
„Gute Nacht“, rief ich den beiden nach und kuschelte mich in mein Kissen. Obwohl ich noch auf Adam warten wollte, fielen mir schon die Augen zu und ich sank in einen tiefen Schlaf.
Schattenefeu
„Das fliegende Veilchen ist eine äußerst seltene und kostbare Pflanze. Sie ist nicht nur von äußerster Schönheit, sondern auch von einem ganz speziellen Nutzen. Weiß jemand, wofür sie verwendet wird?“, fragte Gregor König in die Runde, der ihn umgebenden Studenten. Er hielt einen Blumentopf für alle sichtbar in die Höhe, aus der eine dunkelgrüne Pflanze wuchs, deren kleine, lila Blüten im Schein der künstlichen Sonne regenbogenfarben schillerten. Außer ihrer ausgesprochenen Schönheit war diese Pflanze nicht sonderlich auffallend. Doch die kleinen Blüten versuchten sich zuckend von ihren Stängeln loszureißen und ich konnte meinen Blick kaum von dem nervösen Gewächs wenden.
Es war Ende Mai und wir standen in den riesigen Gärten von Akkanka in der herrlich warmen Sonne. Meine Wunden waren gut verheilt und niemand hatte mehr ein Wort über den Vorfall im Windkabinett verloren. Es war so, als ob nie etwas passiert wäre, außer dass meine Kommilitonen im Unterricht von Professor Schönhuber einen Sicherheitsabstand zu mir hielten. Adam ließ die Sache nach wie vor keine Ruhe. Er wich nicht mehr von meiner Seite und begleitete mich fast überall hin. Auch jetzt stand er nur eine Armeslänge von mir entfernt und ich konnte seine körperliche Anwesenheit spüren. Auch mich beschäftigte der Vorfall im Windkabinett. Ich wollte verstehen, was passiert war. Gehörte ich zu den wenigen Magiern, die eine Veranlagung hatten, das fünfte Element zu beherrschen oder gab es wirklich jemanden, der mir etwas Böses wollte? Ich wusste, wo ich eine Antwort auf diese Fragen finden würde und nicht nur auf sie. Der Tod meiner Eltern war nach wie vor ungeklärt und die Frustration, die dieses Gefühl in mir auslöste, begann meine Freude über Adams ständige Anwesenheit ganz langsam zu überlagern. Mit seiner Hilfe hatte ich intensiv versucht, die Akasha-Chronik ausfindig zu machen, aber ich kam einfach nicht weiter. Ich blinzelte müde in die Sonne. Ich hatte den gestrigen Abend am Schreibtisch verbracht und noch einmal MUS durchsucht, um einen Hinweis auf den griechischen Tempel zu finden. Wieder einmal war ich erfolglos geblieben. Ich gähnte herzhaft, als Dulcias Hand in die Höhe schoss.
„Als Wahrheitsmedizin“, rief sie.
„Sehr schön und genau richtig. Um eine optimale Wirkung dieser Wahrheitsmedizin zu erzielen, muss man das Pulver aus den getrockneten Blüten in Wasser lösen und einnehmen. Das Pulver einer Blüte reicht, um einen Magier dazu zu bringen, zehn Minuten lang auf jede Frage mit der Wahrheit zu antworten, ob er will oder nicht. Zur Not kann man auch eine frische Blüte zerkauen, aber dann hält die Wirkung nicht so lange an. Das fliegende Veilchen wurde früher gern und reichlich verwendet, so dass es in der freien Wildbahn nicht mehr vorkommt. 1923 hat der amtierende Senator für magische Flora, Octavius Henner das fliegende Veilchen unter absoluten Schutz gestellt. In den Gärten von Akkanka hüten wir noch eines der wenigen Exemplare, die es weltweit gibt. Leider gelang es bisher nicht, Ableger zu züchten.“ Ich überlegte gerade, wie ich meiner Großmutter eine dieser Veilchenblüten unbemerkt unterjubeln konnte, um sie nach der Akasha-Chronik auszufragen, als ein lauter Schrei ertönte. Erschrocken fuhr ich herum und suchte nach der Ursache.
„Penelope, was ist los? Sag doch etwas!“, rief Lysann, ein dunkelhaariges Mädchen mit Brille völlig aufgelöst. Adam lief sofort zu ihr und ich folgte ihm. Als ich ihn erreichte, kniete er neben einem hellblonden Mädchen, welches mit geschlossenen Augen am Boden lag und kaum noch zu atmen schien. Lysann
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