Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
geparkt hatte.
„Komm, wir machen endlich eine offizielle Liste!“, schlug Liana vor.
„Was für eine Liste?“ Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Für die Akasha-Chronik. Wenn du sie findest, kannst du ja nicht erst dort anfangen, dir zu überlegen, was du genau fragen möchtest.“ Liana sprang auf, um Papier und einen Stift zu holen.
„Als Erstes willst du wissen, wie du die Patrizierehen abschaffen kannst, nicht wahr?“, begann sie emsig. Ich nickte zustimmend und dachte an Adam, während Liana zu schreiben begann.
„Als zweites wollen wir wissen, wer hinter den Angriffen auf die Mädchen steckt und warum“, notierte Liana.
„Ich möchte wissen, warum und wo genau meine Eltern und meine Geschwister verschwunden sind?“, fügte ich leise hinzu. Liana sah mich einen Moment lang ernst an und schrieb dann weiter. „Und jetzt wollen wir noch wissen, wer hinter dem Angriff mit dem Dämonischen Schattenefeu steckt.“
„Und wie man die Vergiftung heilen kann?“, ergänzte Shirley von unten. Ich nickte und begann wieder im Zimmer auf und ab zu laufen.
„Süße, du hast bestimmt bald eine Spur in das Holz getreten. Setz dich mal!“, sagte Lorenz nüchtern. Ich stoppte und sah verwirrt nach unten. Dann nahm ich auf einem der bequemen Sessel Platz.
„Noch etwas?“, fragte Liana in die Runde.
„Die Sache mit der Windhose ist noch ungeklärt“, ergänzte ich.
„Wie werden wir den Nöll los?“, kam Shirleys Stimme wieder von unten. Liana hatte schon zu schreiben begonnen, als sie innehielt.
„Das darf man bestimmt nicht fragen. Da gibt es sicher einen Ehrenkodex oder einen Leitfaden für anständige Fragen“, meinte Liana.
„Aber es ist eine Frage von allgemeinem Interesse, die durch die Mehrheit der Studenten sicherlich positiv befürwortet wird“, erklärte Shirley ernst.
„Selma?“, fragte Liana.
„Ich denke, die Frage ist erlaubt.“ Ich lächelte. Liana schrieb sie mit auf die Liste.
„Ich würde mich ja für die Trends der nächsten Wintersaison interessieren. Kann ich die Jacke noch mal tragen oder brauche ich eine Neue?“, fragte Lorenz.
„Ich denke, das geht zu weit“, sagte ich schmunzelnd. „Außerdem kann die Akasha-Chronik nicht in die Zukunft sehen. Du könntest sie also höchstens fragen, was vor 60 Jahren der Trend der Wintersaison gewesen war. Höchstens in der Traumwelt findest du einen Hinweis auf die Modetrends der kommenden Saison.“
„Wen interessiert schon die Mode von vor 60 Jahren“, stöhnte Lorenz und gähnte. „Ich geh schlafen, vielleicht habe ich ja wirklich eine Vision.“
„Viel Spaß“, rief ich ihm hinterher.
„Ich geh auch ins Bett“, sagte Shirley und stand auf.
„Gute Nacht!“, erwiderte ich und sah Liana erwartungsvoll an.
„Weißt du schon, ob du in der Akasha-Chronik lesen kannst?“, fragte sie. Brennend heiß fiel mir wieder ein, was Eleonora Donna über die Heiligen Jungfrauen erzählt hatte und was ich wegen der erfolglosen Suche nach der Akasha-Chronik völlig in den Hintergrund gedrängt hatte. Die Heiligen Jungfrauen waren Geistläuferinnen und ihr Leib und ihr Geist mussten rein sein. Na, halleluja, mein Leib war weit entfernt davon rein zu sein, was meinen Geist anging, mochte ich noch eine Chance haben. Laut den Sybillen war er rein.
Mithilfe des Nurfur-Nebels würde ich in die Traumwelt kommen und dann half nur noch die Hoffnung, dass es trotzdem irgendwie funktionierte.
„Jetzt, wo alles geklärt ist, kann ich ja endlich schlafen gehen. Es ist schon fast elf und ich bin todmüde. Geh doch auch ins Bett!“ Liana stand auf. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich warte noch auf Adam. Schlaf gut!“ Sie nickte und verschwand in ihrem Zimmer. Ich machte es mir auf dem Sofa bequem und begann wieder und wieder Lianas Liste zu lesen, solange, bis ich sie endlich auswendig konnte. Es musste mittlerweile Mitternacht sein. Obwohl ich mich zusammenriss und versuchte wach zu bleiben, sank mein Kopf immer wieder nach vorn. Ich musste kurz eingedöst sein, denn ich wachte davon auf, wie ich scheinbar schwerelos in die Höhe gehoben wurde.
„Ich habe auf dich gewartet“, murmelte ich verschlafen und sog Adams betörenden Duft ein.
„Schlaf weiter! Wir reden morgen.“ Er küsste mich zärtlich. Ich mobilisierte meine Kräfte und öffnete die Augen.
„Geht schon“, lächelte ich und schlang meine Arme um seinen Hals. Adam setzte mich auf meinem Bett ab und ließ sich neben mich gleiten. Erst jetzt bemerkte ich den ernsten
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