Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Zug um seine Lippen, die seinem schönen Gesicht einen traurigen Ausdruck verliehen.
„Ist etwas passiert?“, fragte ich nervös.
„Ja“, antwortete er gepresst. Meine Augen weiteten sich erschrocken.
„Es gibt keine neuen Opfer, wenn du das denkst, aber es ist etwas anderes passiert.“
„Jetzt spann mich nicht auf die Folter. Was ist los?“, fragte ich ungeduldig. Mittlerweile war ich endgültig wach. Adam holte tief Luft und sah mir ernst in die Augen.
„Jemand wurde verdächtigt, Penelope vergiftet zu haben.“
„Wer ist es?“, fragte ich angespannt.
„Skara Ende hat dich verdächtigt.“
Ein schwerer Verdacht
Ich saß im Innenhof der Burganlage zwischen dem zarten Grün der Eichen. So wie jedes Jahr hätte ich den Anblick des Frühsommers um mich herum gern genossen, aber in mir war alles stumpf und schwarz. Alle versuchten mich zu trösten und abzuwiegeln, aber die Dinge waren schon zu sehr in Fahrt gekommen, um sie noch aufhalten zu können.
Skara Ende hatte mich verdächtigt, Penelope vergiftet zu haben. Die Enkelin der Kräuterhexe hatte schließlich Zugang zu den gefährlichen Pflanzen. Damit war Skaras Beweiskette zwar schon am Ende, aber da sie die Tochter des Senators war, wurde ihre Meinung nicht unter den Tisch gekehrt, sondern schwebte ständig im Raum. Die Schwarze Garde behandelte diese Verdächtigungen zwar vertraulich, aber Skara tat dies nicht. Ich dachte an ihr Versprechen, mich aus Tennenbode zu verjagen. Scheinbar nutzte sie diese Gelegenheit jetzt gründlich, um ihr Vorhaben umzusetzen. In der letzten Woche hatte sie immer wieder Gerüchte gestreut, so dass mittlerweile jeder zu wissen glaubte, dass ich die Täterin war. Ich hatte zuerst nicht mitbekommen, wie sie das Netz um mich herum immer fester gewoben hatte. Hier eine Bemerkung, dort ein Kommentar. Am Anfang war ich wütend und rechtfertigte mich ständig. Als ich mich in jeder Vorlesung und bei jeder Mahlzeit mit den anklagenden Blicken und dem unterdrückten Gemurmel meiner Kommilitonen konfrontiert sah, bekam ich Angst. Meine Freunde hielten zu mir und redeten mir gut zu, aber auch sie konnten es nicht aufhalten. Wütend griff ich nach einem Ast, den ich mit aller Kraft gegen den nächstgelegenen Baum schleuderte.
„Vorsicht!“, rief jemand hinter mir. „Lass die Bäume stehen!“ Adam tauchte zwischen den Stämmen auf.
„Hattest du keine Lust auf Mittagessen?“, fragte er.
„Ich hatte keine Lust, die Zielscheibe zu spielen“, erwiderte ich. Adam nickte und zog aus seiner Tasche ein großes Stück Stumpfeichelbrot und eine Quitsche.
„Hier, damit du nicht verhungerst.“ Ich nahm ihm das Brot dankbar aus den Händen und biss hinein. Während ich gierig kaute, sah mich Adam nachdenklich an.
„Das geht so nicht weiter“, sagte er schließlich.
„Das sehe ich auch so, aber was soll ich machen?“
„Was ist mit der Akasha-Chronik?“
„Die wüsste, wer der Täter ist, aber ich komme nicht weiter, ich habe Dulcias Großmutter noch einmal ausgehorcht, die weiß nichts mehr, ich habe Parelsus Löcher in den Bauch gefragt, der weiß auch nichts mehr. Ich verbringe jeden Abend entweder in der Mediathek und wälze alte Bücher oder durchsuche MUS nach einem Hinweis. Ich finde einfach nichts, nicht den kleinsten Hinweis auf die Chronik. Nichts! Ich könnte jetzt noch den Primus überfallen, um ihm zu entlocken, wo die Chronik versteckt liegt, aber ich denke, dann nimmt mich die Schwarze Garde endgültig fest.“
„Wahrscheinlich“, seufzte Adam. „Die Schwarze Garde steht unter enormen Druck, einen Täter zu finden und Skara wird immer dreister mit ihren Behauptungen.“
„Stimmt, dummerweise hat die Schwarze Garde im Moment auch keine anderen Fälle, die sie ablenken könnte und Skara würde ich am liebsten auf den Mond schießen.“ Ich schleuderte wütend einen weiteren Ast, der mit einem krachenden Geräusch an einem Baumstamm zersplitterte. Ich rieb mir müde die Augen und senkte den Kopf.
„Sei nicht traurig!“, versuchte mich Adam zu trösten. „Die Sache wird sich bald aufklären oder zumindest so weit beruhigen, dass du nicht mehr wie die Hauptverdächtige behandelt wirst.“
„Vielleicht hast du Recht“, versuchte ich hoffnungsvoll zu erwidern. Die Grübelei brachte mich ohnehin nicht weiter.
„Genau, komm wir müssen los zum Seminar vom Nöll!“ Ich nickte und stand auf. „Außerdem musst du dich ein bisschen um Lorenz kümmern“, fügte Adam hinzu.
„Was hat er denn?
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