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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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an mir vorbeizog. „Wir reden zu Hause. Jetzt müssen wir erst einmal weg.“
    Was war nur los, ich begriff überhaupt gar nichts. Liana war leichenblass und keuchte. Etwas Schlimmes musste soeben passiert sein. Ich hatte die Gefahr selbst gespürt. Ohne zu zögern, stieg ich auf mein Fahrrad und folgte Liana. Bis wir das Südtor passierten, rollten die Torrels hinter uns her. Nachdem wir die Stadtgrenze hinter uns gelassen hatten, röhrte der Sportmotor laut auf und der Wagen schoss an uns vorbei auf die Stadt zu.
    „Was war das?“, presste ich heraus, als wir allein waren.
    „Das war das Ende unserer Ausflüge an den See“, entgegnete Liana kalt. „Du hast deiner Großmutter versprochen, dich außerhalb der Stadtgrenze nur in Begleitung zu bewegen und dann haust du einfach ab. Du weißt genau, dass ich nicht so schnell hinterherkomme. Weißt du überhaupt, in was für Schwierigkeiten du uns gebracht hast?“
    „Wie soll ich es wissen, wenn mir niemand etwas darüber erzählt“, rief ich zornig. „Und du schickst mir die Torrels als Babysitter hinterher? Na vielen Dank. Ich will wissen, was das für komische Vögel waren und was haben die Torrels da gerade veranstaltet? Haben sie die Tiere verjagt? Und was hat Ramon mit mir gemacht? Diese Geheimniskrämerei geht mir so gegen den Strich, das kannst du dir gar nicht vorstellen.“ Ich ließ meinem angestauten Frust freien Lauf.
    „Doch, das kann ich mir vorstellen, aber es ist nicht meine Aufgabe, dir alles zu erklären und ich werde es auch nicht tun.“ Liana blickte entschlossen geradeaus.
    Wir hatten Schönefelde erreicht und fuhren schweigend weiter. Ich hatte tausend Fragen, alle Ungereimtheiten der letzten Jahre sammelten sich in meinem Kopf und hinterließen nur ein heilloses Durcheinander. Liana würde mir keine Antworten geben, das war mir klar. Auch sie war nur Teil eines geheimnisvollen Ganzen, ein kleines Rädchen im Getriebe. Meine Großmutter wusste mehr, da war ich mir sicher. Wir bogen in die Steingasse ein. Die Sonne versank soeben blutrot hinter dem Waldesrand und tauchte den Himmel in ein faszinierendes Farbenspiel. Die Farben erinnerten mich an ein Lied, dass ich vor einiger Zeit gehört hatte. Mit der Erinnerung an dieses Lied folgten die Gefühle, die zu jeder Melodie gehörten und die ich alle in mir trug. Ein warmes, sanftes Fünkchen breitete sich in meinem Herz aus und vertrieb die Wut. Ich konnte Liana nicht mehr böse sein.
    „Es tut mir leid. Ich hätte nicht abhauen sollen“, begann ich versöhnlich. „Manchmal habe ich einfach das Gefühl innerlich zu platzen und dann habe ich mich nicht mehr im Griff.“ Wir standen inzwischen vor meinem Haus und lehnten unsere Fahrräder an den Gartenzaun. Liana nickte verständnisvoll.
    „Ich weiß, aber trotzdem musst du mir vertrauen und mich bitte nie wieder in solche Schwierigkeiten bringen!“ Ich nickte betreten. Der Himmel spannte sich jetzt mit einem Farbspiel aus rosa und lila Wölkchen über uns und für einen Juniabend war es noch angenehm warm. Ich winkte meiner Großmutter zu, die aus einem Fenster zu uns hinübersah. An ihrem Blick konnte ich sehen, dass sie schon von meinem Ausbruch erfahren hatte. Wie war das nur möglich? Das war nur eine der vielen Fragen, die ich ihr heute stellen musste. Ich wollte mich nicht mehr länger mit durchsichtigen Ausreden hinhalten lassen.
    „Ich muss rein. Sehen wir uns morgen zur Zeugnisausgabe?“
    „Na klar, sei nett zu deiner Großmutter!“ Sie sah mich mit ihren taubenblauen Augen bittend an und ich nickte mit zusammengepressten Lippen. Dann verschwand sie mit ihrem Fahrrad im Nachbargrundstück. Ich atmete tief durch und durchquerte den blühenden Garten.

    Meine Großmutter wartete schon in ihrem Atelier auf mich. Die großen Fenster waren weit geöffnet. In der abendlichen Brise schwang der sich allmählich herabsenkende Tau der Nacht mit, der einen erdigen Ton mitbrachte und mich unangenehm an meinen letzten Traum erinnerte. In ihrem großen Ohrensessel wirkte meine Großmutter schmal und klein. Sie sah müde und erschöpft aus und ich wusste sofort, dass ich der Grund dafür war und nicht die tägliche Gartenarbeit, die sie bewältigen musste. Ich bereute, dass ich heute das Versprechen, dass ich ihr gegeben hatte aus einer spontanen Unbeherrschtheit heraus gebrochen hatte. Lennox hatte schon ganz passend von meinem Egotrip gesprochen. Ich seufzte, setzte mich neben sie und nahm ihre Hand.
    „Es tut mir leid.“ Obwohl

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