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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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hat.“ Ich blickte Liana vorwurfsvoll an.
    „Es tut mir leid. Ich wollte dir ja alles sagen, aber ich durfte nicht.“ Bedrückt sah sie zu Boden, sodass ihre blonden Locken ihr Gesicht beinahe verhüllten.
    „Die Anordnung des Senators, ich weiß schon.“ Ich versuchte cool auszusehen, während ich mit meinem Halbwissen prahlte und Lianas überraschter Gesichtsausdruck gab mir Hoffnung.
    „Du weißt es schon?“ Ein hoffnungsvoller Schimmer huschte über ihr Gesicht.
    „Ja, meine Großmutter hat mir das Nötigste erzählt.“ Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber nicht gelogen.
    „Das macht es leichter für mich, mit dir darüber zu sprechen. Du weißt gar nicht, wie schlimm das für mich war, dass ich dir nichts erzählen durfte.“ Ein elektronisches Piepsen unterbrach unsere Unterhaltung. Ein ganz normaler Ton in einer abnormalen Situation. Ohne zu überlegen, nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und las die Nachricht.
    „Gibt es Neuigkeiten?“ Liana hob interessiert den Kopf. Dieser Moment der Normalität war wie eine Insel, auf die wir uns retteten, bevor der Sturm erneut über uns einbrach.
    „Ja, es ist Paul.“ Ich schmunzelte. Unser Gespräch vom Nachmittag hatte ich ganz vergessen. „Er ist in dich verliebt und jetzt möchte er wissen, ob ich schon etwas bei dir erreicht habe. Nach meinem plötzlichen Aufbruch heute Nachmittag hatte er die Hoffnung wohl schon verloren.“
    „Paul?“ Liana grinste, dann stand sie auf. „Er ist ein guter Freund, nicht mehr und nicht weniger.“
    „Gut, ich versuche es ihm schonend beizubringen.“ Ich erhob mich ebenfalls und trat zu Liana auf den dunklen Rasen, der vom Tau der Nacht bereits feucht war. Der Himmel war mittlerweile völlig schwarz und man konnte am Firmament die Sterne sehen. Mit den Füßen im feuchten Gras und dem weiten Himmel über mir fühlte ich mich wieder sicher, doch der Sturm brauste wieder auf und erfasste mich.
    „Was genau hat mich da angegriffen?“ Ich stellte meine Frage leise, während wir im Dunkeln standen und in die Sterne sahen.
    „Man nennt sie die Morlems.“ Lianas Stimme klang kalt. „Es sind Schattenkrieger, bösartige Kreaturen, die kein Erbarmen kennen. Sie töten schnell und wen sie nicht töten, den entführen sie. Es ist selten, dass ihnen jemand entkommt.“
    „So wie ich heute?“
    „Genau, du hattest unglaubliches Glück“, entgegnete Liana.
    „Morlems“, wiederholte ich leise, allein das Wort ließ mich zu Eis erstarren. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Die Wesen kamen mir auf schreckliche Weise bekannt vor, doch in meinem Kopf war nur ein leeres, schwarzes Loch. Bevor ich eine weitere Frage stellen konnte, hörte ich Lianas Vater nach ihr rufen.
    „Ich muss rein. Nach der Geschichte heute machen sie sich noch mehr Sorgen um mich als sonst. Schlaf gut, wir sehen uns morgen Nachmittag zur Zeugnisausgabe.“
    „Ja, gute Nacht!“, entgegnete ich enttäuscht. Es hatte so gut begonnen und wieder stand ich nur mit einem Stück der Wahrheit da. Ich legte mich ins Gras und schaute frustriert in die Sterne. Was ich dort sah, ließ mir vollends den Atem stocken. Da war ein riesiger Vogel am Himmel. Man konnte ihn nur erkennen, weil sich hin und wieder eine Handvoll Sterne verdunkelte und aus diesem Lichtspiel der Umriss einer geflügelten Gestalt herauszulesen war. Ich sprang auf und rannte in Windeseile ins Haus. Mit zitternden Händen verriegelte ich die Tür hinter mir. Die Angst, die ich heute durchlebt hatte, war wieder da. Meine Großmutter hatte doch gesagt, in Schönefelde wäre ich sicher. Ich hastete in mein Zimmer, wo ich die Fenster fest verschloss und mich in mein Bett verkroch. Dort blieb ich still liegen und wartete.
    Die Minuten und Stunden krochen dahin, während ich mit gespitzten Ohren und rasendem Herzen darauf wartete, dass meine Großmutter heimkam und mit ihrer Anwesenheit die Erinnerung an die Morlems vertrieb.
    Um Mitternacht hallte das Schlagen der großen Uhr durch die dunklen Räume und ich fühlte mich so allein und verletzlich wie noch nie in meinem Leben. Vielleicht war Unwissenheit doch ein Segen, denn an Schlaf war heute Nacht nicht zu denken. In meinem Kopf hämmerte ein Stakkato aus den Bildern des Tages. Gesichtslose, geflügelte Wesen mischten sich mit dem durchdringenden Blick aus Ramons braunen Augen und einem schwarzen Schatten, der hinter mir herjagte.

Ein verhängnisvoller Sturz
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel und tauchte den Raum in ein fröhliches

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