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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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hast, dann öffne den zweiten Umschlag, wenn du allein bist. Wenn dir reicht, was du weißt, dann wirf den Umschlag ins Feuer. Es tut mir unendlich leid, dass ich dich verlassen muss, aber es gibt keinen anderen Weg, um dich zu schützen. Meine Liebe wird dich dein ganzes Leben begleiten. Mein Geschenk für dich findest du in diesem Briefumschlag. Trage es immer, bei Tag und bei Nacht!
    Ich vermisse dich unendlich.
    Deine dich liebende Mutter
    Catherina

    Ich hielt den Brief in meinem Schoß und Tränen liefen mir über die Wangen. Noch nie hatte ich mich meiner Mutter so nah gefühlt wie in diesem Moment. Nicht während der vielen Abende, an denen meine Großmutter mir von ihr erzählt hatte, noch in den vielen Tausend Momenten, in denen ich mir vorgestellt hatte, wie mein Leben mit ihr gewesen wäre. Ein ganz normales Leben mit Eltern und Geschwistern. Ich spürte die warmen Hände meiner Großmutter tröstend auf meinen Schultern.
    „Sie hat dich über alles geliebt.“
    „Ich weiß“, antwortete ich schniefend, während ich versuchte, meine Fassung wieder zu erlangen. Ich griff in den Briefumschlag und zog ein kleines Kettchen heraus, an dem ein goldener, sternförmiger Anhänger baumelte.
    „Wie hübsch!“, flüsterte ich und legte sie an.
    „Ich hatte gedacht, er wäre verschwunden.“ Meine Großmutter starrte wie gebannt den Anhänger an.
    „Du kennst ihn?“, fragte ich erstaunt.
    „Dein Großvater hat ihn mir geschenkt, bevor er gegangen ist und ich habe ihn deiner Mutter zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt. Es ist ein Familienerbstück und es ist gut, dass er wieder da ist.“
    Während meine Großmutter aufstand, um neues Feuerholz zu holen, begann es in meinem Kopf zu rumoren. Was war in dem zweiten Umschlag? Wusste ich alles? Natürlich nicht, man wusste nie genug. Ich hatte die Wahl und ich ahnte schon, dass das, was ich in dem zweiten Umschlag finden würde, mich niemals wieder in Ruhe lassen würde. Sollte ich oder sollte ich nicht? Die Flammen im kleinen Kamin züngelten knisternd an den Holzscheiten hoch. Der Brief würde im Nu verbrannt sein. Erschrocken von meinen eigenen Gedanken lehnte ich mich zurück. Niemals!
    Ich war einen Moment allein und riss den kleinen Umschlag auf. Ein einfaches Blatt Papier steckte darin und darauf stand nur ein einziges Wort: Parelsus. Ob das ein Name war? Wenn ja, dann war er sehr ungewöhnlich. Ich kannte niemanden, der so hieß. Ich drehte das Blatt um in der Hoffnung, einen weiteren Hinweis zu finden. Da war tatsächlich noch etwas. Meine Mutter hatte drei gepresste Blüten aufgeklebt, die durchsichtig blau schimmerten. Zeugen eines längst vergangenen Sommers in einem längst vergangenem Leben. In diesem Moment betrat meine Großmutter den Raum mit einem Arm voller Holzscheite. Erschrocken von ihrem plötzlichen Erscheinen machte ich eine ruckartige Bewegung und der kleine Zettel rutschte mir aus den Fingern. Er segelte zu Boden wie eine Feder und blieb auf dem Parkett liegen. Meine Großmutter starrte die Buchstaben an und die Holzscheite fielen polternd zu Boden.
    „Halt dich fern von ihm“, sagte sie kalt. „Er hat deine Mutter angestachelt, diesen unseligen Kampf gegen die gesellschaftlichen Regeln zu führen. Einen aussichtslosen Kampf, der uns nur Ärger eingebracht hat.“ Erschrocken hob ich den Zettel auf und ließ ihn mitsamt dem Brief in meiner Hosentasche verschwinden.
    „Erzähl mir etwas über Tennenbode!“, bat ich schnell. Es hatte keine Sinn mit meiner Großmutter zu diskutieren. Meine Mutter hatte genau gewusst, dass Georgette von Nordenach nicht gut auf Parelsus zu sprechen war. Zumindest wusste ich jetzt, dass es der Name eines Mannes war, den meine Mutter gekannt hatte. Ich würde meine Suche nach ihm anderenorts fortsetzen. Denn dass ich ihn sprechen wollte, stand außer Frage. Nichts würde mich davon abhalten, mich auf die Spuren meiner Vergangenheit zu machen, auch nicht meine wütende Großmutter. Im Gegenteil, ihre seltsame Reaktion hatte die ganze Sache noch interessanter gemacht. Sie schien froh, dass ich über Tennenbode sprechen wollte und nicht über Parelsus.
    Sie nahm wieder Platz und begann zu erzählen: „Wir Magier haben einen starken Geist, er ist so stark, dass er über die Beherrschung unseres Körpers hinausgeht. Mit unserem Geist können wir auch unsere Umgebung beeinflussen. In den ersten vier Jahren auf Tennenbode wirst du die magische Welt kennen lernen, ihre Regeln und ihre Geschichte. Du wirst

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