Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Rücken. Der Schmerz kam überraschend und war so gewaltig, dass ich anfing zu schreien. Mir wurde rot vor Augen. Meine Beine knickten ein und ich fiel auf den Boden. Ich schrie vor Schmerz, während mein Rücken zerrissen wurde. Die Qual dehnte die Zeit zu einer Unendlichkeit. Als der Schmerz endlich nachließ, kam es mir vor, als wären Stunden vergangen. Keuchend blieb ich auf dem Boden liegen. Mein Blick klarte langsam auf, während ich den glückseligen Moment genoss, dass das Fegefeuer auf meinem Rücken gelöscht war.
„Warum haben sie mir das verschwiegen?“, japste ich schließlich erschöpft. Gregor König fand die Situation offenbar heiter und lachte.
„Weil es nichts geändert hätte, außer dass in dir Angst gewesen wäre. Manchmal ist die Erwartung eines Schmerzes qualvoller als der Schmerz selbst. Also sei so nett und erzähl den anderen nichts davon.“ Er hielt mir eine Hand hin und ich rappelte mich mühsam von dem staubigen Boden auf. Mein Körpergleichgewicht hatte sich verändert. Ich spürte deutlich das Gewicht der Flügel auf meinem immer noch schmerzenden Rücken. Ungeduldig wandte ich mich um.
„Warum rot? Warum sind meine Flügel rot?“, fragte ich erstaunt.
„Deine Flügel bestehen aus einem sehr leichten Gerüst hohler Knochen, die von Muskeln und Haut überspannt sind und darauf wachsen Federn, die natürlich dieselbe Farbe haben wie deine Haare auf dem Kopf. Ist dir der Zusammenhang noch nicht aufgefallen?“ Gregor König sah mich an. Ich schüttelte den Kopf, aber es war logisch. Adams Flügel waren schwarz und die von Professor Espendorm grau.
„Tut das jedes Mal so weh?“, fragte ich angstvoll.
„Nein, das erste Mal ist das Schlimmste. Die nächsten Male wird es auch noch schmerzen, aber mit jedem Mal wird der Schmerz schwächer, bis er schließlich ganz verschwindet. Dann kannst du höchstens noch Muskelkater bekommen“, grinste er mich an. Ich atmete erleichtert auf.
„Jetzt versuch mal deine Flügel zu bewegen!“, ermunterte er mich. Richtig, ich musste erst einmal ein Gefühl für mein neues Köperteil bekommen. Vorsichtig versuchte ich ein leichtes Flattern und tatsächlich bewegten sich meine wunderschönen, roten Flügel ohne Probleme. Ich flatterte stärker und wehte Staub auf. Was für ein gigantisches Gefühl. Ich spürte die Kraft meiner Flügel und diese Kraft war enorm. Meine Füße hoben tatsächlich ab und ich jauchzte vor Freude.
„Unglaublich, ich kann fliegen“, rief ich. Genau in diesem Moment erfasste mich eine kleine Windböe. Vor Schreck flatterte ich wild los, verlor das Gleichgewicht und donnerte mit viel Schwung gegen die hinter uns liegende Wand.
„Alles okay, Selma?“, rief Gregor König, als er zu mir eilte und mir wieder auf die Beine half. Mühsam rappelte ich mich auf und kontrollierte alle Köperteile.
„Alles gut, das gibt bloß ein paar blaue Flecken“, stöhnte ich.
„Tut mir leid, da musst du jetzt durch. Es dauert etwas, bis du ein Gefühl für die Bewegung in der Luft bekommst, aber du machst das schon ganz toll. Probiere es gleich noch einmal!“, munterte mich Gregor König auf. Sein permanentes Lächeln störte mich zunehmend. Ich biss die Zähne zusammen und begann mich wieder in die Luft zu erheben. Diesmal achtete ich mehr auf mein Gefühl in der Luft und konnte die kleinen Böen leichter ausgleichen. Glücksgefühle schossen mir kribbelnd in den Bauch, als ich weiter und weiter nach oben stieg. Jetzt oder nie! Ich spannte die Flügel weit auf und ließ mich ins Tal gleiten. Mein Jauchzen hallte von den Wänden herab, als ich in weiten Bögen über Akkanka schwebte, vorbei an den Wasserfällen und einmal quer durch die Wolke feiner Wassertröpfchen, die wie ein Nebel über dem klaren, blauen See lag. Auf Drachen zu fliegen war fantastisch, aber das Gefühl selbst mit eigenen Flügeln zu fliegen, war unbeschreiblich. Eine weitere Dimension erschloss sich meinem Kopf, es war die absolute Freiheit in alle Richtungen. Ich flog ein paar Runden, bis ich Gregor König in der Ferne winken sah. Ich glitt sanft in seine Richtung und versuchte dann neben ihm zu landen. Dabei hatte ich meinen Schwung völlig falsch eingeschätzt und sauste an ihm vorbei. Mit einem dumpfen Ton schlug ich erneut gegen die Felswand.
„Noch mehr blaue Flecken?“, fragte er, als er mir auf die Beine half. Ich nickte stöhnend und rieb mir meinen Kopf. „Du hast dich hervorragend geschlagen für deinen ersten Flug. Ich habe dir ja gesagt,
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