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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Majestät ist nicht mehr bei Bewusstsein und der Herzschlag kaum spürbar.«
    »Es darf nicht zu spät sein«, sagte Irina. »Hilf mir, ihn wachzukriegen!«
    Clara fiel auf, dass Irina ganz vergessen hatte, die respektvolle Anrede zu verwenden. Sie stellte die kleinen Flaschen auf den Nachttisch, packte Robin und zog seinen erschlafften Körper in eine sitzende Position.
    »Hilf mir, Alberic. Halt ihn fest«, kommandierte sie. Irina nahm einen Lappen mit kaltem Wasser und fuhr Robin durchs Gesicht. Sie klopfte auf seine Wangen. »Komm schon, mein Junge, wach auf. Komm zu dir! Nur ganz kurz! Clara, öffne eins der Fläschchen. Aber nichts verschütten, sei achtsam!«
    Jakob hatte ebenfalls zugegriffen und hielt Robin fest.
    »Robin, wach auf. Wir können dir helfen, aber du musst aufwachen!«, rief er. Robin stöhnte kaum hörbar. »Ja, so ist es gut. Na, komm! Du musst jetzt noch mal kämpfen, dann wird alles gut!«
    »Ich brauche das Riechsalz aus meiner Tasche!«, sagte Irina. Ihr Mann überließ es Jakob, Robin weiter zu halten und öffnete Irinas Tasche. Er reichte ihr das kleine Gefäß und sie hielt es Robin unter die Nase. Es dauerte nur Sekunden, bis Robin schwach den Kopf bewegte.
    »Gebt ihm einen ganz kleinen Schluck Wasser. Er muss schlucken«, sagte Irina. Nesa flößte Robin etwas Wasser ein und er schluckte es mühsam. Seine Augenlider flatterten.
    »Gut so. Clara, das Gegengift!« Irina nahm das Fläschchen entgegen und gab eine kleine Menge in Robins Mund. Wieder schluckte er. Auf diese Weise ließ Irina ihn das kleine Fläschchen austrinken. Dann legten sie ihn wieder auf das Bett. Irina entfernte die Verbände und Clara erschrak, als sie die stark geröteten und geschwollenen Wunden sah, die das vergiftete Schwert Robin beigebracht hatte. Irina verlor keine Zeit und öffnete ein zweites Fläschchen Gegengift. Sie träufelte die Flüssigkeit in die Wunden und rieb vorsichtig Robins Oberkörper damit ein. Dann gab sie auch noch jeweils einen Tropfen in seine Augen.
    »Das Gegengift wird auch über die Haut aufgenommen«, erklärte sie. »Jetzt können wir nur noch abwarten und hoffen.«
    Clara lief um das Bett herum, fiel ihrer Mutter in die Arme, und dann weinte sie bis zur Erschöpfung.
     

 
     
    Die weiche Decke, unter der sie lag, wärmte sie. Clara drehte sich schlaftrunken herum und dachte mit einem Teil ihres Bewusstseins darüber nach, wo sie war. Warum lag sie hier? Sie schlug die Augen auf und drehte den Kopf. In der Dunkelheit brannte ein Licht und sie sah die Silhouetten von zwei Menschen, die an einem Bett saßen. Clara schwang die Beine von dem Sofa, auf dem sie gelegen hatte. Barfuß ging sie über den Boden. Jemand hatte ihr die Schuhe ausgezogen. Wann sie eingeschlafen war, wusste sie nicht mehr.
    »Wie geht es ihm?«, flüsterte Clara und ihre Mutter hob den Kopf. Irina saß auf der anderen Seite des Bettes und sah nicht müde aus.
    »Kind, du sollst doch schlafen«, sagte Nesa. »Dein Vater und ich wechseln uns ab.«
    »Clara«, sagte Irina und lächelte. »Hörst du das?«
    Clara schüttelte den Kopf.
    »Eben«, sagte Irina. »Seine Atemwege sind wieder freier. Er atmet leichter.« Sie strich Robin über die Wange, wie eine Mutter. Sie schien keine Scheu zu haben, nur weil er der König war.
    »Dann schafft er es?«, flüsterte Clara.
    »Ich hab Grund zur Hoffnung. Er wäre sonst längst tot.«
    Robins Haut sah immer noch weiß aus, aber Irina hatte recht. Er atmete frei und schien tief zu schlafen. Leise zog sich Clara einen Stuhl heran und setzte sich. Sie nahm Robins Hand in ihre.
    »Geh lieber schlafen, Clara«, sagte Nesa. »Wir passen schon auf ihn auf.«
    »Ich kann nicht.« Clara legte den Kopf auf das Laken und schloss die Augen. Ihre Hand hielt Robins weiterhin fest. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
     
    Erst als sie Stimmen um sich herum vernahm, kam sie wieder zu sich. Ihr Fuß war eingeschlafen und kribbelte unangenehm. Clara hob den Kopf und streckte sich. Die Sonne schien ins Zimmer und sie sah ihren Vater, der auf dem Platz saß, auf dem sie zuletzt Nesa gesehen hatte. Auf der anderen Seite saß Irinas Mann. Sicher hatten Irina und Nesa sich zu Bett begeben nach der durchwachten Nacht.
    »Na, ausgeschlafen?«, sagte er leise.
    »Robin«, flüsterte Clara und blinzelte. Dann stand sie auf, um sich auf das Bett zu setzen. Robin lag mit geschlossenen Augen auf seinem Kissen. Seine Brust war frisch verbunden und hob sich im Takt seiner Atemzüge. Er lebte!

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