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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Es ging tiefer. Wenn er nicht die Beherrschung verlieren wollte, durfte er nicht darüber nachdenken. Marquard hatte ihn verraten ... hatte ihn umbringen wollen. Immer wieder kam das Bild in ihm hoch. Er lag bewusstlos vor Marquard, der sich über ihn beugte, um ihn zu töten. Und er dachte an den Moment im Weinkeller, in dem er gespürt hatte, dass etwas nicht stimmte, dass etwas in dem Wein gewesen war. Bevor er die Besinnung verloren hatte, war sein letzter Gedanke gewesen, dass sein Leben nun vorbei war. Zu Ende. Kaum sechzehn Jahre hatte es gedauert. Aber dann war er wieder aufgewacht. Warum hatte Marquard so entschieden? Und wer hatte ihn überhaupt beauftragt?
    Robin richtete sich auf und griff nach der Seife. Seine Gedanken trifteten ab. Das Schlafmittel wirkte noch in ihm nach. Er fühlte sich müde. Er seifte sich langsam und gründlich ein, wusch sich das Haar und stieg dann aus dem Wasser, das schon abgekühlt war. Er trocknete sich ab und zog die Leinenhose und das Hemd über, das die Bäuerin – Nesa – ihm bereitgelegt hatte. Der Stoff fühlte sich ungewohnt an auf seiner Haut. Er kannte nur das Gleiten von Seide, das weiche Gefühl von Samt. Dies hier war so anders ... roh. Fremd.
    Robin ging barfuß zu der kleinen Tür und öffnete sie. Seine Schuhe konnte er nicht wieder anziehen. Er hatte Blasen an den Füßen vom Laufen. Er fand den Weg zur Küche, in der Nesa vor dem großen Kessel stand. Als sie ihn bemerkte, lächelte sie freundlich.
    »Wir haben dir ein richtiges Strohbett aufgeschichtet. Und ich habe dir frische Laken aufgelegt. So schlecht sitzen die Kleider gar nicht, wie ich sehe.« Sie wandte sich wieder ihrem Kochtopf zu. Robin sagte nichts und ging hinüber zu seinem Strohlager. Er war so erschöpft, er wollte sich hinsetzen. Aber es kam ihm merkwürdig vor, sich auf einem dieser bäuerlichen Stühle oder der Sitzbank niederzulassen. Robin sank auf das Bett aus Stroh. Nesa warf ihm einen kurzen Blick zu, dann verließ sie die Küche durch den Vordereingang. Robin sah ihr nach. Jetzt befand er sich allein in der Küche. Er konnte sich kurz ausruhen, ohne dass die Bäuerin ihn auf ihren gewöhnlichen Laken liegen sah. Obwohl er wusste, dass diese Strohbetten für Bauern ganz normale Dinge darstellten, schämte er sich, darauf zu liegen. Aber er war so unendlich müde ... das heiße Bad hatte ihm den Rest gegeben. Robin legte sich zur Seite auf das wollweiße Tuch und fast sofort fielen ihm die Augen zu. Der Schlaf zog ihn zu sich heran und ihm fehlte die Kraft, sich dagegen zu wehren.
     
    »Er ist eingeschlafen«, flüsterte Nesa. Sie stellte leise einen Teller mit Suppe auf den Tisch. Dann schenkte sie die nächste Portion ein. Clara und Jakob bemühten sich, leise Platz zu nehmen.
    »Sollen wir ihn nicht wecken? Er hat doch sicher Hunger«, wandte Clara ein.
    »Lass ihn erst mal«, sagte Jakob und griff zum Löffel. »Er wird schon wieder aufwachen. Dann kann er essen.«
    Sie aßen schweigend weiter, um Robin nicht zu wecken, aber er schlief und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Nach dem Essen räumte Nesa die Teller ab und Jakob ging leise zu dem schlafenden Jungen. Er nahm eine Decke und breitete sie über ihm aus.
    »Findest du das in Ordnung, dass Clara im selben Raum schläft? Wir sollten sie woanders unterbringen«, sagte Nesa.
    »Ich denke, das wird schon gehen. Es sind doch Kinder. Oder fühlst du dich gestört, Clara?«, fragte Jakob. Clara wurde etwas rot und schüttelte den Kopf.
    »Er schläft ja in der anderen Ecke. Und so lange er mich nicht ärgert ...«
    Jakob ließ seinen Blick über die Schlafstatt gleiten. Die beiden Bettenlager waren L-förmig in der Ecke der großen Wohnküche aufgeschüttet worden. Jakob hatte selbst jeweils zwei Baumstämme als Begrenzung eingezogen, und die Fläche zwischen der Hauswand und den Baumstämmen mit Stroh aufgefüllt. Früher hatte sein Sohn dort geschlafen, wo Robin jetzt lag. Aber seit Michael geheiratet hatte, war diese Seite des Strohlagers leer.
    »Der ist zu müde, um dich heute noch zu ärgern. Wir sollten alle schlafen gehen. Morgen wird bestimmt ein schwieriger Tag. Ich muss im Dorf Bescheid sagen, dass der Junge bei uns wohnt, bevor sie es selbst rausfinden und eine große Sache draus wird«, sagte Jakob.
    »Was willst du denen denn sagen?«, fragte Nesa.
    »Ich weiß noch nicht. Wahrscheinlich wäre es das Beste, dass wir sagen, wir hätten ihn auf dem Hang außerhalb des Kamms gefunden. Er war bewusstlos und wir

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