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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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seinen Teller mit leichter Verwunderung.
    »Du kennst es nicht, dass dich jemand zu etwas auffordert«, stellte Jakob fest. »Daran musst du dich schnell gewöhnen. Bei uns tun die Kinder, was die Eltern sagen. Das ist überall Sitte. Du solltest uns in der Öffentlichkeit nicht widersprechen.«
    »Ich habe nicht vor, mich hier an etwas zu gewöhnen«, sagte Robin. »Ich werde abreisen. Ihr müsst mir den Ausgang aus dem Kamm-Tal zeigen.«
    »Das geht nicht. Es ist eins unserer wichtigsten Gesetze. Ausgeschlossen«, sagte Jakob.
    »Dann bringt mich mit verbundenen Augen hinaus«, verlangte Robin.
    »So einfach ist das nicht. Du musst nachdenken. Ich weiß, du fühlst dich als König, und außerhalb des Kamms erkennt man dich an, aber eigentlich ... bist du ein Junge, aus Fleisch und Blut, wie jeder andere Junge auch. Du bist genauso verletzlich, genauso leicht zu töten. Johann hat dich verschont. Wer sagt dir, dass andere das auch tun werden?«
    »Das wagen sie nicht! Ich bin der König! Ich mache die Gesetze!« Robin sog die Luft ein. Seine Wangen leuchteten rot.
    »Sie haben es bereits gewagt. Warum bist du sonst hier?«, fragte Jakob. »Wenn du jetzt zu ihnen gehst, dann weißt du nicht, wer Freund und wer Feind ist. Jemand könnte dich einfach so töten.«
    »Das sind alles Verräter. Ich werde sie alle hängen lassen!«, stieß Robin hervor. Er sprang vom Tisch auf und ging mit schnellen Schritten hinaus. Clara sah ihm stumm nach.
    »Kann er wirklich Leute aufhängen, Vater?«, fragte sie schließlich.
    »Ja. Das ist das Problem«, erklärte Jakob. »Jemand ist an der Macht, der nicht reif dafür ist. Oder der nicht den richtigen Charakter hat. Deshalb leben wir hier, um uns dem nicht auszusetzen. Robin ist jetzt hilflos und wütend, weil es nicht nach seinem Willen geht. Du musst dir vorstellen, dass er von absoluter Macht in die völlige Hilflosigkeit gestürzt ist. Das kann er in seinem Alter und mit seiner Erziehung schwer aushalten. Ich geh mal und sehe nach ihm.«
    Robin stand an dem Zaun des Pferdeauslaufs und hatte die Finger um das Rundholz gelegt. Seine Hände krampften sich zusammen. Jakob sah, dass er um Beherrschung bemüht war, aber kaum noch an sich halten konnte.
    Jakob trat hinter den Jungen und legte ihm die Hand auf die Schulter. Robin zuckte zusammen und wich dann zurück.
    »Was hast du denn?«, fragte Jakob. »Ich wollte dich nur beruhigen.«
    »Man darf mich nicht anfassen!«, sagte Robin schroff. »Niemand darf das.« Er ging weiter am Zaun entlang und blieb dann wieder stehen.
    »Weil du der König bist?«, fragte Jakob.
    »Keiner darf mich anrühren«, murmelte Robin und schaute wieder den Pferden zu.
    »Und trotzdem haben sie es einfach getan«, sagte Jakob.
    »Ich will nichts mehr davon hören!« Robin starrte geradeaus. Seine Mine wirkte verhärtet.
    »Hast du schon mal Holz gespalten?«, fragte Jakob. Ein paar Augenblicke geschah nichts, dann drehte Robin langsam den Kopf.
    »Natürlich nicht«, sagte er entrüstet, aber Jakob entging nicht der Unterton dabei.
    »Komm, ich zeige dir mal was. Oder willst du hier ewig rumstehen?« Jakob ging voran und hinüber zum Holzschuppen. Er drehte sich nicht um und reduzierte auch nicht das Maß seiner Schritte. Robin würde ihm folgen, das wusste er.
    Jakob hob einen Holzklotz auf und stellte ihn auf den Baumstumpf, an dem die Axt lehnte. Er hob sie hoch, fixierte kurz den Klotz und ließ die Axt durch die Luft sausen. Das Holzstück fiel in zwei sauberen Teilen zu Boden. Robins Blick folgte den Holzstücken, dann sah er auf.
    »Willst du auch mal?«, fragte Jakob.
    »Wozu? Ich sehe keinen Sinn darin«, erwiderte Robin. Aber sein Blick blieb kurz an der Axt hängen.
    »Der Sinn ist, Brennholz für den Winter zu haben. Hast du dich nie gewundert, wo das Holz herkommt, mit dem man dein Zimmer heizt?«
    »Es war eben da«, sagte Robin.
    »Und?« Jakob hielt ihm die Axt hin. »Mal versuchen? Mit einem Schwert kannst du doch sicher umgehen. Dann dürfte das hier eine Kleinigkeit für dich sein.«
    Robin nahm ihm die Axt aus der Hand und Jakob stellte einen Holzklotz senkrecht vor ihn hin. Die Axt sauste durch die Luft und Robin traf das Holz genau in der Mitte. Es zersprang in zwei Teile.
    »Ich wusste, dass es einfach ist«, sagte Robin mit leichtem Triumph. Jakob nickte anerkennend.
    »Man sieht, dass du gelernt hast, eine Waffe zu führen. Das war sehr zielgenau.« Jakob stellte ungefragt das nächste Holz zum Spalten auf. Robin hieb es in zwei

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