Königsfreunde (German Edition)
Teile und Jakob nahm das nächste. Er stellte es ab und sagte dann: »Ich gehe kurz ins Haus. Nesa wollte, dass ich ihr etwas repariere. Kommst du solange allein zurecht?«
»Ich brauche niemanden«, sagte Robin.
»Natürlich nicht«, sagte Jakob und wandte sich ab. Im Fortgehen hörte das Geräusch von sich spaltendem Holz. Er lächelte.
»Er spaltet Holz? Wie hast du das denn hinbekommen?« Nesa schüttete Wasser in den großen Kessel über dem Feuer und wischte sich die Stirn.
»So was muss man den Könnern überlassen«, sagte Jakob. »Eigentlich ist es einfach. Der Mensch ist nicht für den Stillstand gemacht, sondern zum Produzieren. Wir stellen Produkte her, das macht uns zufrieden. Robin hat das bestimmt noch nie getan, er hat sicher nie etwas produziert, mit seinen eigenen Händen. Das Holzspalten wird ihn zufrieden machen. Wartet es ab.«
»Also ich muss nichts produzieren, um zufrieden zu sein«, sagte Clara und stützte den Kopf in die Hand. »Ich könnte mich daran gewöhnen, Diener zu haben, die alles für mich machen.«
»Clara!«, tadelte ihre Mutter.
»Was? Warum soll man immer nur schuften, wenn’s auch anders geht. Schaut euch doch an. Wir haben meistens zu wenig Geld und ihr wisst nie, wie ihr alles bezahlen sollt. Das ist auch nicht das Wahre.«
»Sag das nicht. Wir haben genug. Das ist sehr undankbar«, sagte Nesa. »Außerdem haben wir durch Robin Geld für das Saatgut. Da wird noch ordentlich was übrigbleiben.«
»Kriege ich dann ein neues Kleid? Du hast gesagt, sobald wir Geld haben, kriege ich eins!« Clara richtete sich lebhaft auf.
»Nein«, sagte Jakob. »Das Geld wird nur für Robin und für Nahrungsmittel ausgegeben. Dafür ist es da. Wir müssen dem Jungen Kleidung kaufen.«
»Und mir muss natürlich keiner Kleidung kaufen. Das war ja klar!« Clara sprang auf und lief hinaus.
»Hühner füttern!«, rief Nesa ihr hinterher.
Clara stand wütend auf dem Hof und schaute hinüber zum Holzschuppen. Dort stand Robin und legte das nächste Holzscheit vor sich ab, um es gezielt zu spalten. Die Stücke hob er auf und warf sie auf einen Haufen. Clara schnaufte tief durch, dann marschierte sie auf ihn zu. Robin bemerkte sie erst, als sie fast vor ihm stand. Er sah kurz auf, dann machte er weiter, als sei nichts gewesen.
»So, jetzt pass mal auf«, fing Clara an, »ich will nur mal eins klarstellen. So lange du hier bist, hältst du dich fern von all meinen Sachen. Du rührst nichts an, was mir gehört! Hast du das begriffen? Ich sage es kein zweites Mal!«
Robin ließ die Axt niedersausen. Er zeigte sich von dieser Ansprache relativ unbeeindruckt.
»Hörst du mir zu?«, rief Clara. »Du sollst zuhören, verdammt!«
Robin sah kurz auf.
»Normalerweise würde ich dich für diese Unverfrorenheit auspeitschen lassen«, sagte er. »Du hast Glück, dass du hier bist und ich verstehe auch langsam, warum ihr alle hier wohnt. Außerhalb des Kamms würdet ihr bei eurem Ungehorsam in kürzester Zeit im Kerker landen.«
Clara pumpte Luft in ihre Lungen. Sie bebte vor Zorn und ärgerte sich gleichzeitig über sich selbst, denn sie fühlte ihr Gesicht glühen, was Robin gewiss nicht entging. Was bildete der Junge sich ein! Nur, weil er woanders etwas zu sagen hatte!
»Und ich verstehe auch, warum wir hier leben! Wer will sich schon von einem wie dir was sagen lassen? Das ist lächerlich! Und halte dich dran! Wehe ich erwische dich mit meinen Sachen. Dir gehört hier gar nichts!«
Robin stützte sich kurz auf seine Axt und seine überhebliche Mine brachte Clara fast um den Verstand.
»Hier«, begann Robin, »gehört mir alles. Und wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich dafür sorgen, dass du angemessen bestraft wirst für deine Ungezogenheiten mir gegenüber. Ich kann deinen Eltern das Haus wegnehmen, wenn ich will. Euer Land ist mein Land. Du bist nicht gebildet genug, um das zu verstehen.«
Clara schrie auf und wollte sich auf Robin stürzen, aber der wich aus und lief flink an ihr vorbei. Als sie ihm nachschaute, sah sie ein großes braunes Pferd vor dem Gatter stehen. Robin lief auf das Pferd zu und sie sah ihren Vater aus dem Haus kommen. Wütend raffte sie sich auf, um ihm zu folgen. Der konnte was erleben! Sie würde alles ihrem Vater erzählen.
»Das ist doch Johanns Pferd!«, rief Jakob und nahm einen Strick vom Gatter, den er dem Braunen umlegte.
»Es ist mein Pferd«, sagte Robin. »Alle Pferde im Stall gehören mir.«
»Du bist so eeeelend! Ganz
Weitere Kostenlose Bücher