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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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ehrlich!«, rief Clara. »Vater, mit dem will ich nicht in einem Zimmer schlafen. Das mach ich nicht mit!«
    »Keinen Streit!«, sagte Jakob. »Warum ist das Pferd hier, das ist die Frage. Johann ist sicher nicht wieder auf dem Weg hierher. Weggelaufen ist es nicht einfach, das ganze Gepäck ist abgeschnallt worden. Merkwürdig.«
    Das Pferd schnaubte ab und schnupperte dann an Robins Hals.
    »Es braucht bestimmt Wasser. Führ es zur Tränke«, sagte Robin zu Clara. Dann ließ er sie stehen und ging zurück zu dem Holzstapel. Jakob packte seine Tochter am Arm, bevor sie in größtem Zorn die Verfolgung aufnehmen konnte.
    »Der hat mir gar nichts zu befehlen!«, schrie Clara, in der Hoffnung, Robin würde sich zu ihr umdrehen. Aber das tat er nicht. Scheinbar unberührt setzte er seinen Weg fort.
    »Geduld!«, zischte Jakob. »Wir müssen Geduld mit ihm haben.«
    »Gar nichts muss ich!«, schrie Clara. »Du weißt nicht, was er gesagt hat! Er sagt, er würde mich auspeitschen und uns das Haus wegnehmen. Du musst ihn bestrafen! Das darf er nicht sagen! Du kannst das doch nicht erlauben!«
    Jakob lachte leise.
    »Das sagt er doch nur, weil er hier keine Macht hat. Damit muss er erst mal zurechtkommen.«
    »Nein! Er glaubt es wirklich! Oh, du solltest mal sein Gesicht sehen! Ich könnte durchdrehen!« Clara ballte die Fäuste.
    »Ich rede mit ihm. Gib du dem Pferd Wasser.«
    »Nein!«
    Jakob drückte seiner Tochter den Strick in die Hand.
    »Wasser. Das ist ein Tier, das nichts dafür kann. Und es hat Durst. Kein Wort mehr.«
     
    Er ließ seine Tochter stehen. Sie würde das Pferd jetzt tränken, das wusste er.
    Er ging zu Robin hinüber, der neben einem beachtlichen Berg Spaltholz arbeitete. Eine Weile blieb er stehen und sah ihm zu.
    »Das erspart mir eine Menge Arbeit. Du bist sehr flink mit der Axt«, sagte er. Robins Miene veränderte sich nicht.
    »Hast du Durst?«, fragte Jakob weiter.
    »Ja«, sagte Robin. Er hieb den nächsten Holzklotz durch.
    Jakob wandte sich ab und ging, um etwas Wasser zu holen. Als er zurückkehrte und Robin einen Wasserkrug reichte, trank der Junge ihn fast ganz leer. Dann stellte er ihn neben sich ins Gras und arbeitete weiter.
    »Ruh dich zwischendurch mal aus«, riet Jakob. Robin sah starr auf seine Arbeit und antwortete nicht. »Ich rufe dich dann zum Essen.«
    Jakob ging wieder zum Haus zurück und wurde auf der Stelle von seiner Tochter überfallen, die sich erkundigte, welche Strafe Robin für sein Fehlverhalten ereilen würde.
    »Gar keine, mein Kind«, sagte Jakob. »Wir müssen ihm Zeit geben. Er reagiert sich jetzt an dem Holz ab und beim Mittagessen spreche ich es vielleicht an. Aber bis dahin lassen wir ihn.«
     
    Robin erschien nicht zum Essen. Er blieb bei dem Holzstapel und Nesa brachte ihm sein Essen hinaus. Sie stellte es auf einem Holzbrett für ihn bereit und entfernte sich wieder. Jakob versorgte das zugelaufene Pferd, kontrollierte die Hufe auf Steine und das Tier auf Verletzungen, aber es schien alles in Ordnung zu sein. Clara schmollte vor sich hin und Nesa bereitete heißes Wasser, denn Robin würde am Abend sicher ein Bad benötigen.
    Am späten Nachmittag ging Jakob zu Robin, der mit deutlich langsameren Bewegungen als am Morgen die Axt führte.
    »Jetzt ist es genug«, sagte Jakob sanft.
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich sage selbst, wann es genug ist«, widersprach Robin.
    »Es ist dann genug, wenn man das Werkzeug nicht mehr sicher führen kann. Ein Mann legt dann die Arbeit nieder. Wenn er sich verletzt, kann er den ganzen folgenden Tag nicht mehr arbeiten.«
    Robin schien über diese Worte nachzudenken. Jakob sah, dass seine Hände zitterten. Das Holzmachen hatte ihn völlig überanstrengt.
    »Ich gehe jetzt ins Haus«, verkündete Robin. Die Axt stellte er neben den Holzstapel.
    »Eine weise Entscheidung«, sagte Jakob. »Ich habe noch nie einen Jungen so viel Holz spalten sehen an einem Tag.«
    »Du solltest mich nicht Junge nennen, das ziemt sich nicht. Es ist beleidigend«, sagte Robin.
    »Wie würdest du dich denn selbst nennen?«, fragte Jakob.
    »Ich bin der König.«
    »Und ist der König kein Junge? Was ist er?«
    »Was für eine dumme Frage«, sagte Robin verächtlich und ging an Jakob vorbei. »Es wird höchste Zeit, dass ich zurückgehe. Diese Umstände hier kann man niemandem zumuten.«
    Jakob musterte schmunzelnd die Berge von Holz und sah dann der schlanken Gestalt nach, die erschöpft, aber um Haltung bemüht, auf das Haus

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