Königsfreunde (German Edition)
zuwankte.
Robin sank in das heiße Wasser der Badewanne. Er seufzte tief. Noch nie hatte er so etwas wie heute getan. Dieses Gefühl, die Axt zu schwingen, der leichte Widerstand, bevor die Schneide durch das Holz drang ... das war merkwürdig aufregend. Es hatte ihn herausgefordert und dann hatte er nicht mehr aufhören können. Er wollte den Holzberg neben sich wachsen sehen und den anderen schmelzen. Morgen würde er es vollenden. Bis zum letzten Stück. Robin dachte darüber nach, ob er etwas Ähnliches tun konnte, wenn er wieder an der Macht war. Ja, warum nicht? Er konnte Holz anliefern lassen, das er in einer separaten Kammer spalten würde. Wer sollte ihm das verbieten? Petrisa wäre sicher dagegen, aber das konnte er regeln. Er war jetzt der König.
Robin seifte sich ein, wusch sein Haar und stieg aus der Wanne. Er wollte nur noch schlafen. Nesa hatte ihm ein Nachthemd bereitgelegt, das er sich überzog. Fast hatte er das Gefühl, im Stehen schlafen zu können. Selten war er so müde gewesen. Höchstens, nachdem Marquard ihn den ganzen Tag hinter sich hergezogen hatte, da hatte er geglaubt, nie wieder einen Schritt tun zu können. Marquard würde beizeiten für diesen Frevel zahlen, aber jetzt war er zu erschöpft, um sich weiter um die Verräter zu sorgen.
Robin schleppte sich zu seinem Bett und sank auf das Laken. Das Mädchen sagte noch etwas zu ihm, aber er verstand es nicht, abgesehen von dem schnippischen Tonfall. Robin zog die Decke bis zu seiner Brust. Das Licht in der Stube war bis auf das glimmende Kaminfeuer gelöscht worden. Durch die offenen Fenster strömte warme Abendluft herein. Ein Pferd schnaubte zufrieden und Robin fielen die Augen zu. Fast sofort sank er in Schlaf.
Robin schritt durch den Thronsaal. Seine Schultern fühlten sich schwer an, wurden von dem kostbaren Stoff der Schleppe nach unten gezogen. Trotzdem blieb er aufrecht und verkürzte nicht seine Schritte, während alle Menschen vor ihm zur Seite wichen. Die Männer verbeugten sich tief, die Frauen gingen in die Knie, eine nach der anderen, die Blicke zum Boden gerichtet. Robin bemerkte dies nur aus dem Augenwinkel, während er weiter voranschritt. Man merkte ihm nicht an, was er dachte, das war sehr wichtig. Er stand über allem und seine Gedanken waren tabu.
Robin stieg, den Blick fest nach vorn gerichtet, die Stufen zum Thron hinauf. Auf halber Strecke glitten Diener aus dem Schatten heraus, um seine Schleppe die Stufen hinaufzutragen und um ihn herum zu drapieren. Robin ignorierte ihr Tun. Für ihn waren sie nicht da. Sie existierten nicht. Er ließ sich auf dem Thron nieder und gab dann, nach einigen angemessenen Sekunden, ein Zeichen.
»Erhebt euch vor Eurem Herrscher!«, sagte eine Stimme.
Alle erhoben sich, aber niemand sah ihn direkt an. Das stand ihnen nicht zu. Wieder gab Robin ein Zeichen und der Sprecher sagte: »Der erste Antragsteller möge vortreten.«
Ein vornehm gekleideter Mann trat aus der Menge und entrollte ein Papier, von dem er sein sorgfältig formuliertes Anliegen ablas. Robin hörte zu, konnte sich aber nicht auf den Inhalt konzentrieren, denn plötzlich wusste er, dass Marquard neben ihm war. Ja, er war da, direkt neben ihm stand er. Ruhig und selbstverständlich. Der Mann mit der Papierrolle las immer noch und Robin sah sich um, ob sich niemand über Marquards Erscheinen wunderte. Das tat keiner, denn sie hatten ihn nicht bemerkt. Alle schauten respektvoll zu Boden und Marquard verharrte an der Seite des Königs. Robin öffnete den Mund, um den Befehl zu geben, Marquard abführen zu lassen, aber es kam kein Laut über seine Lippen. Der Mann redete. Robin atmete tief, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, in welcher Not er sich befand. Auch Marquard durfte nichts merken, sonst war er so gut wie tot. Wieder versuchte Robin zu sprechen. Der Schweiß brach ihm aus. Die Menschen vor ihm ... sie sahen zu Boden. Er stöhnte leise und Marquard bewegte sich neben ihm.
»Sie sehen es nicht, mein König«, sagte Marquard. »Ihr könnt Euch nicht bemerkbar machen.«
Wieder stöhnte Robin. Glänzendes Metall funkelte neben ihm.
»Der Mann dort vorne bittet Euch, seine Tochter nicht auspeitschen zu lassen und ihm sein Hab und Gut nicht wegzunehmen. Er soll enteignet werden. Hört Ihr zu, mein König?«, fragte Marquard. Robin versuchte den Arm zu heben. Der Sprecher musste dann zu ihm hinsehen, reagieren. Aber der Sprecher sah zu Boden wie alle anderen. Marquard legte seine Hand auf
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