Königsfreunde (German Edition)
ins Dorf gehen.«
»Warum ist euch das so wichtig, dass niemand was merkt? Was habt ihr davon?«
»Wir wollen nicht, dass dir was passiert.«
»Warum nicht? Wie viel hat euch Marquard gezahlt, damit ihr euch um mich kümmert?«
»Es geht nicht immer ums Geld, Robin. Du musst lernen, dass es Leute gibt, die sich um dich sorgen. Um den Jungen Robin, nicht um den König oder jemanden, der viel Geld wert ist. Ich war am Anfang dagegen, dich hier aufzunehmen. Ich dachte, ein Königssohn, das kann nur Ärger geben.«
Robin sah zu ihr auf und unterdrückte das Gefühl der Enttäuschung, das ihn gegen seinen Willen überkam. Der Gedanke, dass Nesa kurz gegen ihn gewesen war, gefiel ihm nicht. Dabei war es gleichgültig, wenn ihn ein paar Bauern ablehnten. Sie hatten nicht mal das Recht, ihn abzulehnen, wenn er es nicht wollte!
Nesa nahm seinen Kopf in beide Hände, dann küsste sie ihn auf die Stirn. Er fühlte ihre warmen Lippen.
»Ich bin jetzt sehr froh, dass du hier bist. Schlaf gut. Wir sehen uns morgen«, sagte sie und blies die Lampe aus.
Robin schaute ihr im Dunkeln hinterher, wie sie im Mondlicht in ihrem weißen Nachthemd hinausging. Sie hatte ihn einfach auf die Stirn geküsst, ohne zu fragen. Und sie umarmten ihn ohne Erlaubnis, berührten in, fassten seine Hände an. Das ging nicht, er wusste es. Aber ein Teil von ihm wollte es, und dieses Wollen drängte sich an die Oberfläche. Robin rückte sich in eine bequemere Position und überlegte. Er wollte und durfte nicht nachgeben, er musste seinen Stolz und seine Position unter allen Umständen wahren. Zumindest so gut es ging.
Ab heute lebe ich wie euer Herrscher und am letzten Tag sterbe ich als euer Herrscher.
Das hatte er bei seiner Krönung sagen müssen. Marquard hatte ihm alle Sätze eingetrichtert, bis er sie rückwärts und vorwärts herunterbeten konnte. Aber was bedeutete das? Er hatte nie darüber nachgedacht. Es war ein Spruch, den man sagen musste. Etwas Selbstverständliches, seine Position wurde unabhängig davon nicht hinterfragt.
Bis jetzt.
Ja, sie hatten es getan und ihn einfach so entmachtet. Niemals hätte Robin geglaubt, dass es so leicht war. All die Jahre hatte er sich unantastbar gefühlt. Alle gehorchten ihm, es war leicht gewesen.
Ihr seid hier nichts weiter als ein normaler Junge.
Das hatte Jakob gesagt. Robin dachte darüber nach. Dass er ein Junge war, aus Fleisch und Blut, das konnte er nicht leugnen. Man konnte ihn verletzen und töten wie jeden anderen Menschen und natürlich hatte er das gewusst. Aber war es ihm auch bewusst gewesen? Nein. Er hatte sich einfach darauf verlassen, dass sich alle an die Gesetze hielten, dass keiner es wagen würde, ihn wie einen Menschen zu behandeln, wie einen Jungen. Und in dem Moment, als sie es taten, war er wehrlos gewesen. Robin dachte an seine Krönung. So viele Menschen hatten den Saal bevölkert, alle kamen seinetwegen, hunderte Männer und Frauen. Und sie gehorchten seinen Befehlen. Aber was, wenn sie es nicht taten? Wenn sie sich auf ihn stürzten, war sein Leben nichts mehr wert. Robin dachte an seinen Traum und zog die Decke höher zum Kinn. Die Vorstellung war erschreckend. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, kam das Bild in ihm hoch, wie er sich mit selbstverständlicher Sicherheit unter den Krönungsgästen bewegt hatte ... mitten unter seinen Feinden. Sie hatten sich verbeugt, unter sich geschaut, waren respektvoll zurückgewichen. Und in ihren Köpfen hatten einige ihn bereits tot gesehen; nur wenige Stunden später sollte er erstochen im Wald verscharrt werden. So einfach, so schnell ... Robin atmete zitternd ein. Die kühle Nachtluft strich zum Fenster herein und streichelte sein Gesicht. Plötzlich war er froh, hier in dieser Hütte zu sein. Man hatte ihn angerührt, seine Feinde und die Bauernfamilie hatten Grenzen überschritten, aber so frevelhaft beides auch war, wenigstens gab es hier eine gewisse Sicherheit.
Ich bin jetzt sehr froh, dass du hier bist.
Ob das die Wahrheit war? Wollte diese Frau ihn hier haben? Robin konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn völlig ohne Vorteil und Hintergedanken bei sich behielt ...
Ein warmes Kribbeln breitete sich von seinem Magen her in seinen ganzen Körper aus. Vielleicht war das auch die Wirkung des Trankes, aber Robin war plötzlich zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Seine Augen schlossen sich wie von selbst und diesmal träumte er nichts.
Als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte sich
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