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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Robin seltsam entspannt. Ein wenig müde vielleicht noch, sein Körper lag schwer und unverkrampft auf dem Strohlager. Er musste sehr tief geschlafen haben. Tageslicht fiel durch das Fenster und als er den Kopf drehte, sah er Nesa den Frühstückstisch decken. Sofort reagierte sein Magen auf diesen Anblick und erinnerte ihn, dass er gestern Abend das Essen hatte ausfallen lassen. Robin setzte sich auf und streckte die Glieder, um wieder etwas Spannung hineinzubringen. Dann stand er auf und ging, mit noch leicht wackeligen Knien, ins Badezimmer. Er wusch sich und kleidete sich an. Mittlerweile hatte er sich schon an die primitiven Umstände und die Waschgelegenheiten gewöhnt, was ihn wunderte. Er nahm bereits kaum noch wahr, wie sehr dies alles unter seiner Würde lag.
    In der Küche roch es nach gerührten Eiern und frischem Brot. Nesa lächelte ihm zu, als sie ihn sah und Robin erwiderte ihren Blick unschlüssig. Nach der letzten Nacht wusste er nicht so recht, was er sagen sollte. Nesa trat auf ihn zu, nahm sein Gesicht in die Hände und küsste seine Stirn.
    »Setz dich doch. Clara und Jakob sind gleich wieder da, dann essen wir«, sagte sie.
    »Warum küsst du mich?«, fragte Robin. »Das habe ich nicht gestattet.«
    »Ich küsse meine Kinder immer. Und ich behandele dich wie mein Kind, solange du hier bist.«
    »Das ist unpassend. Und ich bin nicht dein Kind«, sagte Robin. »Ihr könnt nicht so mit mir umgehen. Ich ...«
    Nesa fasste ihn an den Schultern und drückte ihn auf die Sitzbank.
    »Wir essen jetzt«, sagte sie. »Und für mich bist du mein Kind, bis ich sage, dass du es nicht mehr bist.« Sie strich ihm über den Kopf und ging dann zum Herd, um die Pfanne mit den Eiern zu holen, während Robin über Gegenargumente nachdachte. Seltsamerweise wollte ein Teil von ihm nichts dagegen sagen und diese Anmaßung so stehen lassen. Was war nur mit ihm los? Es war dringend notwendig, sich von diesen Bauern mehr zu distanzieren.
    Clara und Jakob kamen in die Stube und das Mädchen setzte sich ohne Umschweife an den Tisch.
    »Ich hab schon richtig Hunger«, sagte sie, ohne Robin zu beachten. Nesa begann, die Teller zu füllen. Sie gab etwas Ei auf seinen Teller und legte eine mit gelber Butter bestrichene Scheibe Brot dazu. Robin lief das Wasser im Mund zusammen. Ein köstlicher Duft stieg ihm in die Nase und er ärgerte sich, dass er sich nach dieser einfachen Mahlzeit sehnte. Zu Hause hätte er dieses Essen verschmäht, aber jetzt hätte er sich am liebsten daraufgestürzt. Nesa servierte auch den anderen ihre Portionen und gab das Zeichen, die Mahlzeit zu beginnen. Robin griff nach dem Brot und biss hinein. Der Teig war zart, frisch aus dem Ofen, und die Butter schmolz köstlich auf dem noch warmen Brot. Er kaute schweigend und hoffte, dass niemand seinen Appetit bemerken würde. Vor diesen Bauern konnte er sich die Blöße nicht geben. Sein Hunger verdrängte die Scham, aber er beherrschte sich, um wenigstens nicht zu schnell zu essen. Er nahm einen Schluck sahnige Milch und bildete sich ein, die Nahrhaftigkeit schmecken zu können. Robin überlegte, warum die Butter, die dem König zum Frühstück serviert wurde, weniger gut mundete und auch die Milch nicht so delikat war wie diese hier. Im Grunde ein Skandal. Ihm stand nur das Beste zu und auch wenn dieses Brot einfach und von Bauern gebacken war, musste er zugeben, dass es köstlich schmeckte. Überrascht stellte er fest, dass er alles aufgegessen hatte, aber Nesa lud ihm schon eine neue Portion auf den Teller. Dabei lächelte sie. Wieder suchte Robin Häme in ihrem Gesicht, weil er nachgegeben hatte, aber da war nichts.
    »Nach dem Essen geht es bald los. Macht euch bitte gleich fertig. Robin, heute melde ich dich als neuen Kamm-Tal-Bewohner. Es ist wichtig, dass du dich beherrschst und nichts sagst, so schwer es auch fällt«, erklärte Jakob. Dann erzählte er, was er vortragen wollte, wenn man nach Robins Herkunft fragte.
    »Das verbiete ich«, fuhr Robin dazwischen. »Ich bin doch nicht von einem Überfall übriggeblieben. Seid ihr alle noch ganz bei Trost?«
    »Denk an meine Bedingungen, Robin. Mein Schutz, meine Regeln«, sagte Jakob. Robin wollte widersprechen, aber Clara schnitt ihm das Wort ab.
    »Du bist so unausstehlich. Kannst du nicht einmal machen, was man dir sagt? Meine Güte.« Sie stand vom Tisch auf und rauschte hinaus. Robin starrte ihr nach. Er konnte nicht fassen, wie unverschämt dieses Mädchen sich verhielt und seine Hilflosigkeit

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