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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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ihr gegenüber ... daran konnte er sich einfach nicht gewöhnen. Sie sagte Dinge, für die man sie ohne zu zögern in den Kerker werfen würde, und kam hier damit durch.
    »Kann ich mich auf dein Wort verlassen?«, fragte Jakob.
    »Ich habe mein Wort nicht gegeben«, erwiderte Robin.
    »Das wäre aber wichtig. Sonst kann ich es nicht riskieren, dich hierzubehalten.« Jakob sah ihn an. Freundlich und wartend, aber auch entschlossen. Robin blickte kurz zu Nesa, die ihm zulächelte.
    »Nun gut«, sagte Robin zögernd. »Mir bleibt keine Wahl, da es meiner Tarnung dient. Aber dieser unwürdige Zustand kann nicht gehalten werden. Ich muss nach Hause zurückkehren.«
    »Darüber sollten wir später reden. Jetzt müssen wir fahren«, sagte Jakob.
     
    Die Fahrt zum zentral gelegenen Dorf des Tals verlief ohne Probleme, allerdings konnte Robin nicht anders, als sich während der Kutschfahrt an seine Entführung zu erinnern. Die Ungewissheit, ob Marquard ihn am Abend töten würde, der Durst, die Demütigung ... was hatte er schon davon, wenn Marquard ihn respektvoll ansprach und dabei so etwas tat. Die Bauernfamilie redete respektlos mit ihm, aber sie taten ihm kein Leid an. Robin gestand sich ein, dass er den jetzigen Zustand dem der Entführung vorzog.
    Sie fuhren über befestigte Wege und durch kleine Wälder. Robin sah Höfe, ähnlich dem Jakobs; Gemüsegärten und Tiergehege wechselten sich ab mit dichten Anpflanzungen von Obstbäumen, Wiesen und Bachläufen. Jakob erklärte ihm, dass es im Kamm-Tal eine große Siedlung gab, die von kleineren Höfen umgeben war, je nachdem, welche Tätigkeit der Hausbewohner ausübte. In ihrer Talgemeinschaft fanden sich vom Schuster über den Kerzenzieher, Schneider, Bäcker und Heilkundigen bis zum Scherenschleifer alle benötigten Handwerke. Und im Tal wurde auch mit Waren von außerhalb gehandelt. Um der Gemeinschaft anzugehören, musste man für sich selbst sorgen können. Der Dorfvorstand förderte die Selbständigkeit aller Talbewohner und lehnte ein Versorgerprinzip ab.
    Das Dorf kam in Sichtweite und bald holperte der Wagen an den ersten Häusern vorbei. Vor einem weiß getünchten größeren Haus hielt Jakob an und sprang vom Wagen herab.
    »Komm mit mir, Robin. Ich muss dich dem Dorfvorstand zeigen«, sagte er. Robin kletterte von der Ladefläche herab und schaute sich um.
    »Denk dran, lass mich reden«, sagte Jakob. Er betätigte eine Glocke an der Tür und kurz darauf öffnete ein bärtiger, blonder Mann mittleren Alters mit strahlenden blauen Augen.
    »Jakob! Was kann ich für dich tun?«
    »Wir haben ein neues Familienmitglied. Bitte lass uns herein.«
    Der Mann musterte Robin kurz, dann öffnete er die Tür weit. Robin und Jakob betraten das kühle Haus und der Mann führte sie in ein geräumiges, zweckmäßig eingerichtetes Zimmer, in dem mehrere Tische und Regale standen. Überall stapelten sich Papiere und Bücher und Robin fragte sich, wie man sich hier nur zurechtfinden konnte.
    »So, wen haben wir denn hier?«, fragte der Mann.
    »Sein Name ist Robin. Wir haben ihn in der Nähe des Taleingangs gefunden. Er war bewusstlos, als wir ihn fanden. Deshalb hat er nicht mitbekommen, wie er in das Tal gelangt ist. Er war mit einer Gruppe von Wanderarbeitern unterwegs, als sie überfallen wurden. Leider hat seine Erinnerung ausgesetzt, er weiß nur noch Bruchstücke von dem, was geschehen ist.«
    »So ...«, sagte der Mann und ließ seinen Blick auf Robin ruhen. »Das ist eine etwas merkwürdige Geschichte, muss ich sagen. Du kannst dich wirklich nicht erinnern, Robin?«
    Robin zögerte sekundenlang. Es widerstrebte ihm zutiefst, aber dann schüttelte er den Kopf.
    »Mein Name ist Bela«, sagte der Mann. »Ich entscheide, wer hier bei uns im Tal bleiben darf und wer nicht.«
    Robin holte Luft, um etwas zu entgegnen. Bela hatte hier gar nichts zu entscheiden, alle Entscheidungen lagen bei ihm. Er war der König.
    Jakob legte ihm beruhigend den Arm um die Schultern. Robin fühlte seine warme Hand durch das Leinenhemd.
    »Schon gut, Robin. Ich bin sicher, Bela lässt dich im Tal wohnen«, sagte Jakob, und Robin schwieg in letzter Sekunde. Es war die Art, wie Jakob seinen Arm um ihn legte, die Wärme seiner Hand, die ihn davon abhielt, etwas zu sagen.
    »Robin gehört jetzt zu uns«, sagte Jakob. »Er hat sich schon etwas eingelebt. Wir haben ihm noch einen Tag Zeit geben wollen, bevor wir zu dir kommen. Das alles war verwirrend für ihn. Nachts hat er Alpträume.

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