Königsfreunde (German Edition)
Wahrscheinlich hat er schlimme Dinge erlebt, an die er sich nicht erinnern will.«
Robin spannte sich an und ballte die Fäuste. Jakob strich ihm beruhigend über den Arm. Bela nickte verständnisvoll.
»Gut, versucht es mit ihm. Aber seid wachsam. Es gibt einen Grund, warum die Überlebenden der Gruppe und auch die, die den Überfall verübt haben, ihn zurückgelassen haben.«
»Vielleicht glaubten sie, dass er tot ist«, sagte Jakob.
»Ja. Möglich.« Bela ging zu einem der großen Tische und zog eine kleine Truhe zu sich heran. Er öffnete sie. »Robin soll bei uns wohnen. Fremdes Blut brauchen wir ab und zu, wie du weißt. Ich sehe keinen Grund, ihn abzulehnen. Ist er gesund?«
»Ja, er scheint sehr gesund zu sein«, antwortete Jakob. »Er hustet nicht und hat gestern den ganzen Tag ohne Unterlass Holz gespalten.«
»Gut, dann habt ihr auch eine Hilfe im Haus, jetzt, da euer Sohn verheiratet ist.« Bela schrieb mit einer Feder auf einem gelblichen Papier. Dann nahm er eine glänzende Dose aus der Kiste und zog den Deckel ab. Bela entnahm der Dose eine kleine Menge salbenähnliche Substanz und ging damit auf Robin zu, der Belas Hände im Auge behielt. Was sollte das nun werden? Er wich zurück, als der Mann die Hand nach ihm ausstreckte. Er würde sich nicht von diesem Fremden anfassen lassen. Aber Jakob hinderte ihn mit festem Griff daran, sich zu entziehen.
»Du brauchst keine Angst haben«, sagte Bela. »Es tut nicht weh.«
»Ich habe keine Angst vor euch!«, rief Robin und wehrte sich gegen Jakobs Griff. »Aber ihr dürft diese Dinge nicht mit mir machen. Ich erlaube nicht, dass du mich anfasst.«
Robin rechnete mit einer verärgerten Reaktion von Bela, aber der lächelte nur milde und nickte.
»Du hast einen starken Willen, das ist gut.« Bela streckte die Hand aus und umfasste Robins Nacken. Bei der Berührung zuckte Robin zusammen. Es war ganz merkwürdig. Er fühlte regelrecht, wie der Widerstand in ihm erlahmte. Was geschah mit ihm?
Bela strich die Salbe in einem Streifen über Robins Stirn.
»Das ist das Wasser, die Erde, das Feuer und die Luft in diesem Tal. Ab jetzt sollst du zu uns gehören und dich in der Gemeinschaft nützlich zeigen. Du sollst glücklich werden und zufrieden sein, bei allem, was du tust.« Bela schwieg und ließ seine Hand noch ein paar Sekunden in Robins Nacken ruhen. Robin brachte kein einziges Wort heraus. Wie gelähmt hing er im Griff der beiden Männer und konnte nicht einordnen, was mit ihm passierte. Etwas ging in ihm vor, aber er konnte es weder greifen, noch beschreiben.
»Er ist sehr traurig und einsam, Jakob. Das sieht man in seinen Augen«, sagte Bela. »Und da gibt es Dinge, die er euch nicht gesagt hat. Und auch du hast mir nicht alles gesagt.«
»Ja, und ich wusste, dass du das merken würdest«, sagte Jakob.
»Sag es mir, sobald du es für richtig hältst. Robin ist kein schlechter Junge. Aber der Widerstand in ihm, der ist noch da.« Mit einem Lächeln ließ Bela Robin los, der das Gefühl hatte, dass seine Knie nachgaben. Jakob stützte ihn.
»Es ist nicht so schlimm, wie du denkst, Robin«, sagte Bela. »Aber du musst nachgeben, wenn du glücklich sein willst. Auch dir viel Glück, Jakob. Und komm zu mir, wenn du es sagen willst.«
Jakob führte Robin zum Wagen zurück und half ihm hinaufzusteigen.
»Geht es dir gut, Robin?«, fragte Jakob. »Ich wollte dir nicht vorher sagen, wie Bela auf dich wirken wird, du hättest dich sonst gesträubt.«
»Was ... was hat der mit mir gemacht?«, fragte Robin.
»Bela hat die Fähigkeit, Dinge in Menschen zu erkennen. Wir wissen nicht, wie er das macht, aber er irrt sich nie. Seine Reaktion auf dich war ein bisschen ungewöhnlich. Wahrscheinlich, weil wir ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt haben. Ich bin aber froh, dass wir so damit durchgekommen sind.« Jakob kletterte wieder auf den Kutschbock. »Lass die Salbe in deine Haut einziehen. Sie enthält alle Elemente. Danach gehörst du zu uns.« Er ließ das Pferd anziehen.
Robin kauerte sich zwischen die Säcke und Krüge, die auf dem Wagen standen und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Gedanken und Gefühle kreisten in ihm, er fühlte sich überfordert. Er spürte noch Belas Hand in seinem Nacken, als ob dieser Mann seine Gedanken gelesen hätte, als ob er ihn immer noch berührte.
Er ist sehr traurig und einsam ...
Robin wehrte sich gegen diese Aussage, er versuchte sie wegzudrängen, aber Belas Stimme klang eindringlich in seinem
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