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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Leinenkleidung auf einem Markt arbeitete.
    Er griff sich die nächste Kiste, stellte sie am Stand ab und ging zurück, um noch mehr zu holen. Unterwegs kam ihm Jakob entgegen, der ihn etwas erstaunt ansah, aber nichts dazu sagte. Robin trug eine weitere Kiste zum Marktstand und bemerkte, dass auch andere Menschen, die vorübergingen oder ihre eigenen Stände aufbauten, ihn jetzt neugierig ansahen. Wahrscheinlich kannte hier jeder jeden und er war ein Fremder, der sofort registriert wurde, auch wenn sie von der Wahrheit nichts wussten. Robin griff auf seine Erfahrung als Prinz zurück und tat, als wären sie alle gar nicht da. Er war gut darin, ganze Menschengruppen zu ignorieren. Mit allem Stolz, den er aufbringen konnte, schleppte er seine Fracht zu Nesa, die ihm entgegenlächelte.
    »Danke, Robin«, sagte sie, als er die Kiste auf den Tisch schob.
    »Was ist das?«, fragte Robin und warf einen Blick in die Kiste, als Nesa das Tuch wegzog.
    »Seife. Die verkaufen wir in Stücken. Ich stelle sie selbst her.«
    Robin erkannte die Seifenstücke wieder. Genau dieselben lagen auch im Badezimmer.
    Carla hatte ebenfalls diverse Waren ausgebreitet. Kleine bestickte Tüchlein, gewebte Wollstoffe, Tonschalen und Besteck aus poliertem Holz.
    »Wo kommen all diese Sachen her?«, fragte Robin.
    »Wir stellen sie selbst her. Das meiste davon im Winter, wenn man draußen nicht viel tun kann. Aber auch unterm Jahr.«
    »Warum?«, fragte Robin.
    »Weil wir das Geld brauchen«, sagte Nesa. »Machst du dir nie Gedanken darüber, woher all die Sachen kommen, die du benutzt? Menschen stellen sie her, in Handarbeit.«
    Robin dachte darüber nach. Natürlich hatte er darum gewusst, dass es Handwerk gab. Er war nicht dumm. Aber gesehen hatte er es noch nie. Er schaute sich um und sah die vielen Marktstände, die nun den Platz bevölkerten. Käufer kamen von allen Seiten heran. Manche verhandelten bereits und zückten ihre Geldbeutel. Es gab Lebensmittel und Gebrauchswaren aller Art. Düfte schwebten durcheinander, Robin roch Honig, Kräuter und Bienenwachs und das Stimmengewirr nahm immer mehr zu. Er konnte es kaum glauben, dass er von diesem Tal nichts gewusst hatte. Die Bewohner betrieben, wie Jakob erzählt hatte, auch Handel mit Menschen außerhalb des Kamms, denn diese Waren konnten nicht alle von hier stammen.
    Robin ging ein paar Schritte fort von Nesas Verkaufsstand und blieb vor einem großen Kessel stehen. Unter dem riesigen Topf lagen glühende Kohlen und in die merkwürdige, leicht honigfarbene Flüssigkeit senkte sich ein Gerüst, das wie ein Kreis aussah, an dem mehrere Fäden hingen. Robin starrte auf das Konstrukt und konnte sich nicht vorstellen, was hier gemacht wurde. Der kräftige Mann, der hinter dem Kessel saß, trug eine Lederschürze.
    »Na, mein Junge? Gefällt dir das?«, fragte er.
    Robin sah ihn unsicher an. Er wusste nicht mal, was der Mann da tat. Sicher konnte er sich verraten, wenn er das zugab. Wahrscheinlich wusste jeder Bauer, was hier gemacht wurde. Nur er, der König, hatte keine Ahnung. Das gefiel Robin gar nicht. Er nahm sich vor, sich nach seiner Rückkehr auf den Thron wenigstens im Groben über die verschiedenen Handwerke zu informieren.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Jakob stand neben ihm.
    »Thomas, das ist Robin. Er ist neu im Tal und wird bei uns wohnen. Wir kommen eben von Bela.«
    »Oh, dann sei willkommen, Robin«, sagte Thomas. »Bist du ein Waisenkind?«
    Robin schluckte. Mit der Frage hatte er nicht gerechnet. Jakobs Hand drückte sanft seine Schulter.
    »Ja, das ist er«, antwortete Jakob für ihn. »Robin scheint sich für Kerzenzieherei zu interessieren. Vielleicht zeigst du ihm mal, wie das geht.«
    »Gern«, sagte Thomas und ließ das Gerüst über eine Winde in die Höhe steigen. Ein feiner Film lag auf den Fäden und er ließ die Flüssigkeit kurz trocknen.
    »Das Wachs muss abkühlen und dann senkst du die Dochte wieder hinein. So trägst du Schicht um Schicht auf. Du musst aber darauf achten, dass du die Kerzen später nicht mehr bis oben hin eintauchst, sondern immer tiefer gehst, dann wird sie schön spitz zum Docht geformt. Versuch es mal!« Er hielt Robin das Seil hin. Nach kurzem Zögern griff Robin danach und ließ die noch schmalen Kerzen in das heiße Wachs eintauchen. Dann zog er sie wieder heraus und sie schienen wirklich etwas dicker geworden zu sein.
    »Sehr gut. Kannst bei mir anfangen«, sagte Thomas lächelnd. Er griff hinter sich und reichte Robin eine

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