Königsfreunde (German Edition)
blieb stehen.
»Oh, wie dumm von mir«, sagte sie und nahm die Seife an sich. »Bis bald, Robin!« Sie lief zu den anderen Mädchen zurück, und dann zog die kleine Gruppe kichernd weiter. Ein Mädchen quietschte schrill, dann waren sie zwischen den Ständen verschwunden.
»Ich hasse sie«, stieß Clara hervor. »Das hat sie mit Absicht getan.«
»Beachte sie einfach nicht«, erwiderte Nesa. »Du weißt doch, dass sie immer die Aufmerksamkeit von allen will. Warum legst du das Geld nicht in die Kiste, Robin?«
»Wie?« Robin sah auf.
»Das Geld.«
»Ach ... das ... ich habe so ein Geldstück noch nie gesehen. Aus was ist es?«
»Aus Kupfer.«
Robin drehte es in der Hand, dann legte er es in die Kiste.
Ein Mann sprach Jakob an und kaufte bei ihm Eier und Kartoffeln. Robin nahm das Geld entgegen und legte es zu der einsamen Münze, die er für Seife bekommen hatte. Auf diese Art würde es ziemlich lange dauern, bis sie etwas Geld beisammen hatten. Obwohl er keine Kupfermünzen kannte, hatte er doch eine Vorstellung von ihrem Wert, und der lag nicht sehr hoch. Langsam entstand in ihm eine Ahnung, wie mühsam es sein konnte, auf diese Weise Geld zu beschaffen. Er hatte nie darüber nachgedacht, dass es Menschen gab, die darauf angewiesen waren.
»Alles Gute, mein Junge«, sagte der Mann zu Robin. »Bela hat mir von dir erzählt. Hilf deinen Eltern, das sind gute Leute. Viel Glück euch!« Dann nahm er seine Einkäufe hoch und ging davon. Nesa legte den Arm um Robins Schultern und drückte ihn kurz.
»Siehst du, sie werden dich hier aufnehmen. Alles wird gut.«
Robin wehrte sie nicht ab, sondern ließ Nesas Hand auf seinem Arm ruhen, so lange sie mochte. Dabei stand er ganz still, damit sie nicht zu schnell von ihm abließ. Ihre Berührung hatte etwas Bestätigendes, Beruhigendes. Und sein Widerstand gegen sie legte sich bereits. Belas Worte wollten sich in sein Bewusstsein drängen, aber Robin unterdrückte sie. Er entschied selbst, ob die Bäuerin ihn anfassen durfte, nicht dieser Bela. Außerdem hatte er einen Pakt mit ihr geschlossen, dass sie heute Mutter und Sohn waren. Er befand sich in einer Kriegslage. Seine Feinde konnten überall sein, also musste er zu ungewöhnlichen Mitteln greifen ...
Kein schlechter Junge. Widerstand. Nachgeben .
Unsinn.
Dass er sich berühren ließ, hatte nichts damit zu tun. Das tat er rein strategisch ...
Wieder kam ein Kunde und kaufte Jakob Gemüse ab. Robin kassierte und langsam fand er Gefallen daran, Ware gegen Geld zu tauschen. Er konnte nicht sagen, woran das lag, aber das war in diesem Moment nicht wichtig.
Die nächste Käuferin blieb vor Nesas Seifen stehen. Sie wirkte etwas unschlüssig, nahm eine Seife in die Hand und legte sie dann zurück.
»Das sind sehr gute Seifen«, sagte Robin plötzlich. Die Frau sah auf.
»Tatsächlich?« Sie lächelte.
»Ja«, sagte Robin und wechselte einen Blick mit Nesa. »Ich kenne mich mit ausgezeichneten Seifen aus. Ich habe schon mit Seifen gebadet, die aus feinstem Rosenöl gemacht waren. Aber diese hier sind genauso gut. Fast noch weicher.«
»Das kommt von der Ziegenmilch. Diese Seifen mache ich nur im Frühjahr«, sagte Nesa.
»Interessant. Das heißt, beim nächsten Mal gibt es keine solchen Seifen mehr?«, fragte die Frau.
»Nicht mit Ziegenmilch. Bestimmt werden die heute noch alle verkauft«, sagte Robin.
Die Frau lachte. »Das kann ich natürlich nicht zulassen. Gebt mir sieben Stücke. Ich brauche sowieso Seifenvorräte. Und sollte die Seife nicht so gut sein, dann mache ich diesen jungen Mann dafür verantwortlich.« Sie zog ein Stoffbeutelchen hervor und zählte das Geld in Robins Hand, der die Münzen schnell in der Holzkiste verschwinden ließ.
»Das hast du wirklich wunderbar gemacht«, rief Nesa, als die Kundin mit der Seife verschwunden war. »Du bist der geborene Verkäufer!«
Robin musste lächeln, weil er stolz war. Und der Stolz auf seine Verkäufe dominierte den Widerstand in ihm und die Stimme, die ihm zuflüsterte, dass all das hier nicht eines Königs würdig war und er nur zur Tarnung mitarbeitete.
In den folgenden Stunden verkaufte Robin noch mehr Seife und sogar Tongefäße und drei bestickte Deckchen. Nesa lobt ihn und mit jedem verkauften Gegenstand festigte sich das gute Gefühl in ihm, alles richtig zu machen. Gegen Mittag räumte Nesa den Tisch um, denn das Warenangebot hatte sich sehr gelichtet. In der kleinen Holzkasse lag eine gute Schicht Kupfermünzen und sogar einige
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